Shell bereitet die Wende von der Wende vor
Shell besinnt sich auf das Kerngeschäft - Investitionen in fossile Rohstoffe dominieren
Auf Europa rollt eine Anti-ESG Welle zu, die bereits die Börse zu erfassen beginnt. Namhaften Konzerne wie Shell beginnen das Ruder herumzureissen ohne viel Aufsehen zu erregen.
Im Trend folgt die Wirtschaft immer den Gewinnen. Es gibt Phasen, wo man temporär davon abweicht, aber spätestens, wenn die Konjunktur sich verschlechtert, steigt der Druck, sich wieder zu besinnen. Genauso ist es auch beim Thema fossile Energieträger. Die Verteufelung von Erdöl und Erdgas ging nach Dekaden der Vorarbeiten zuletzt dazu über, eine komplette Aufgabe von fossilen Rohstoffen einzuleiten. Doch die Realität holt die Politik schnell wieder ein, denn es gibt keinen Ersatz für den vielfältigen Rohstoff Erdöl, während wir gleichzeitig immer schmerzhafter beim Blick auf den Geldbeutel daran erinnert werden, dass Erdgas als Abfallprodukt der Erdölproduktion unschlagbar günstig und mit der richtigen Verbrennung sehr emissionsarm ist.
Wie so häufig kommt der Trend aus den USA. Schon im vergangenen Jahr haben die ersten republikanisch dominierten Bundesstaaten damit begonnen, den informellen ESG (Environmental, Social, Governance) Standard als Grundlage für Investitionsentscheidungen zu verbieten. Der Vorwurf: An der Gesetzgebung vorbei werden Unternehmen von unregulierten Lobbygruppen dazu genötigt, deren Rahmenbedingungen einzuhalten. In diesem Jahr nimmt der Trend, ESG zu verbieten, immer mehr an Momentum auf. Was wichtig ist, denn in den vergangenen 1 ½ Dekaden war ESG eines der grössten und wichtigsten Modethemen an der Börse. Kaum ein anderes Thema hat weltweit so viel Kapital auf sich gezogen. Und: Der Funken springt nun auf Europa über.
Shell bereitet die Wende von der Wende vor
Shell (GB00BP6MXD84) bereitet die Wende vor. Nachdem man lange dem ESG Trend folgte und dazu auch umfassende Neuausrichtungen im Konzern vorgenommen hatte, beginnt dem Management zu dämmern, dass „grün“ bedeutet, dass man in den Augen seiner Aktionäre wesentlich unattraktiver wird. Schon heute bestraft die Börse Shell mit einer vergleichsweise niedrigen Bewertung. Für die grossen amerikanischen Konkurrenten sind die Anleger bereit, eine fast doppelt so hohe Bewertung zu zahlen.
„Grün“ bedeutet, weniger zu haben. Und zwar erheblich weniger. Shell investiert inzwischen seit vielen Jahren in „grüne“ Projekte wie erneuerbare Energien, Biofuels, Wasserstoff und die Versorgung von Elektrofahrzeugen mit Strom. Und kann daher auch einen Vergleich ziehen, welche Bereiche was verdienen. Die „grünen“ Geschäftsbereiche erreichen Margen von 5 bis 8 %. Das klassische Geschäft mit Erdöl und Erdgas dagegen 10 bis 20 %. Eine Reduzierung der Marge um bis zu -75 % akzeptieren die Eigner nicht. Der neue Vorstandsvorsitzende Wael Sawan beginnt daher den institutionellen Investoren zu versichern, dass Shell auch in Zukunft erheblich in fossile Rohstoffe investieren wird. Das nächste wichtige Investorentreffen findet am 14. Juni in New York statt.
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10.06.2023 - Mikey Fritz
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