TeamViewer gerät nach Angriffen auf interne IT-Systeme unter Druck, bemüht sich aber um eine schnelle Kommunikation
Kundendaten von TeamViewer scheinen nicht betroffen zu sein
Vor dem Wochenende mussten die Anleger von TeamViewer einen veritablen Schock verdauen. Überraschend ließ das Unternehmen wissen, zum Ziel eines Cyberangriffs geworden zu sein. Ungewöhnliches Verhalten in den eigenen Systemen wurde demnach bereits am Mittwoch festgestellt. Zu Anfang waren nicht viele Details bekannt. Mitgeteilt wurde lediglich, dass die Angreifer wohl zur berüchtigten Gruppe „Midnight Blizzard“ gehören, welche vom russischen Geheimdienst kontrolliert wird.
Die Aktionäre reagierten auf die Neuigkeiten zunächst mit herben Kursverlusten. Um sechs Prozent brach die Aktie von TeamViewer (DE000A2YN900) am Freitag ein und landete bei nur noch 10,48 Euro. Zeitweise wurde bei exakt zehn Euro ein neues 52-Wochen-Tief erreicht. Die Anteilseigner nehmen das Thema also sehr ernst und umso mehr war TeamViewer darum bemüht, für eine schnelle und möglichst klare Kommunikation zu sorgen.
Über das Wochenende versorgte der Software-Konzern Anleger und Kunden mit einigen Updates. Noch am Freitagnachmittag wurde mitgeteilt, dass der Angriff wohl über Anmeldedaten eines Standard-Mitarbeiterkontos stattfand. Damit konnte zwar auf die interne IT zugegriffen werden, Produktumgebungen oder Kundendaten sollen laut TeamViewer aber nicht betroffen sein. Das konnte an den Märkten zunächst für etwas Beruhigung sorgen, doch eine gehörige Portion Unsicherheit ließ sich beim Aktienkurs weiterhin klar feststellen.
TeamViewer will die Kunden beruhigen
Am Freitagabend veröffentliche TeamViewer ein weiteres Update und sprach davon, dass weitere Erkenntnisse des Security Teams die anfängliche Einschätzung bestätigen würden. Bei jener Gelegenheit wurde auch noch einmal betont, dass die Cyber-Sicherheit einen hohen Stellenwert habe und jede Bedrohung sehr ernst genommen werde. Die Untersuchungen sollen in den kommenden Tagen fortgesetzt werden. Dabei sollen dann auch Beweise gesammelt werden, um mögliche Ermittlungsoptionen auszuloten. Neuigkeiten dazu sollen im Trust Center von TeamViewer veröffentlicht werden.
Das jüngste Update kam am Sonntagabend herein und spricht davon, dass fortschreitende Untersuchungen bisherige Vermutungen wohl bestätigen würden. Demnach war der Angriff auf die interne Corporate IT-Umgebung beschränkt und es gebe weiterhin keine Anzeichen dafür, dass Kundendaten betroffen sind. Der Angreifer konnte wohl „nur“ über einen kompromittierten Mitarbeiterzugang Informationen aus einem Mitarbeiterverzeichnis kopieren. Darin enthalten seien geschäftliche Kontaktdaten und verschlüsselte Passwörter für die interne IT-Umgebung.
TeamViewer reagiert auf diese Erkenntnisse nach eigenen Angaben, in dem zusammen mit dem Partner Microsoft Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko durch den Abfluss verschlüsselter Passwörter zu minimieren. Authentifizierungsprozesse für Mitarbeiter seien maximal verstärkt worden und die interne Corporate IT-Umgebung soll komplett neu aufgebaut werden. Weitere Updates sollen folgen, sobald weitere Erkenntnisse vorliegen. Das Unternehmen ist sichtlich darum bemüht, die berechtigten Sorgen von Kunden und Aktionären zu beruhigen. Ob dies auch gelingt, wird sich aber erst noch zeigen müssen.
TeamViewer macht Tempo
Hoch anzurechnen ist TeamViewer die recht offene Kommunikation um den Cyberangriff und die teils detaillierten Informationen über die Thematik. Die Updates lassen zudem vermuten, dass die Sicherheitsexperten im Unternehmen das ganze Wochenende über unter Hochdruck arbeiteten und dies wohl auch weiterhin tun werden. Absolute Sicherheit gibt es in der IT schlicht nicht; jedes System ist angreifbar. Umso wichtiger ist es daher, wie ein Konzern damit umgeht, wenn es einmal zu einem ernsten Vorfall kommt. Zumindest der erste Eindruck lässt vermuten, dass TeamViewer nicht vollkommen unvorbereitet getroffen wurde.
An der Börse wird für den Moment dennoch mit einiger Wahrscheinlichkeit Unsicherheit herrschen und die TeamViewer-Aktie befand sich schon vor dem Vorfall nicht in der allerbesten Verfassung. Weiterer Verkaufsdruck lässt sich da kaum ausschließen und für den Moment ist der Verbleib auf der Seitenlinie wahrlich nichts, wofür Anleger sich schämen müssten. Dort lässt sich vergleichsweise entspannt abwarten, welche weiteren Erkenntnisse es in den nächsten Tagen und Wochen geben mag.
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01.07.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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