Tesla stellt Absatzzahlen weiter in den Vordergrund und will diese mit günstigeren Modellen befeuern

Geld verdient wird später

 

Die Margen bei Tesla sinken schon seit Monaten und erst kürzlich hat der Konzern in China die nächsten Preissenkungen angekündigt. Den Anlegern will das nicht so recht gefallen und die Tesla-Aktie verliert nach einer Phase der Erholung derzeit wieder an Boden. Dennoch hält Elon Musk an seiner Strategie fest. Hohe Absatzzahlen haben beim Tesla-Chef schlicht eine höhere Priorität als die Profitabilität.

 

Begleitet wird dieser Ansatz nun von neuen, günstigeren Einstiegsvarianten der Top-Modelle Model S und Model X. Jene wird es einem Bericht des „Handelsblatt“ zufolge in Zukunft als „Standard Range“ geben. Käufer sparen beim Kauf etwa 10.000 US-Dollar, was rund elf Prozent entspricht. Die Ausstattung bleibt weitgehend gleich, allerdings wird die Reichweite wohl knapp ein Viertel geringer ausfallen als bisher.

Weitere Preissenkungen im Westen wurden von Tesla (US88160R1014) bisher nicht angekündigt. Die meisten Experten rechnen aber fest damit, dass solche noch kommen werden. Der E-Autobauer steckt in einem Dilemma fest. Hohe Inflation und Reallohnverluste sorgen für einen zurückhaltenden Konsum. In China kommt letzterer nach der Corona-Pandemie allem Anschein nach gar nicht mehr in Fahrt. In der Folge gelingt es nur mit deutlichen Rabatten, die Absatzzahlen auf hohem Niveau zu halten.

 

Tesla will auch Geld verdienen

 

Dadurch droht aber eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt zu werden, denn einige andere Hersteller haben bereits nachgezogen und die Verkaufspreise für E-Autos nach unten korrigiert. Momentan sieht es danach aus, als würden die Margen bei Tesla auf absehbare Zeit immer mehr dahinschmelzen. Und die Chefetage schein das einfach hinnehmen zu wollen. Das sind für Anleger freilich keine besonders guten Aussichten. Allerdings plant Tesla fest damit, auch in Zukunft noch gute Gewinne einzufahren.

Erzielt werden sollen jene unter anderem mit Software. Günstige Fahrzeuge sollen die Nutzer zunächst ins eigene Ökosystem locken. Einmal dort angekommen, will der Konzern den Nutzern dann Upgrades schmackhaft machen, und die können richtig ins Geld gehen. Das wohl prominenteste Beispiel ist der Autopilot. Jener kostet bis zu 15.000 Euro, um sämtliche Funktionen nutzen zu können. Auf diese Weise peilt Tesla an, auch nach dem Verkauf noch Geld mit seinen Autos zu verdienen.

Das ist eine gewagte Taktik und bisher ist nicht öffentlich bekannt, wie sehr sich Tesla-Fahrer für Software-Updates begeistern lassen. Die Aktionäre bleiben aktuell aber skeptisch. Die Tesla-Aktie verlor am Dienstag um 1,28 Prozent an Wert und fiel auf 215,70 Euro an den hiesigen Handelsplätzen zurück. Auf Monatssicht belaufen die Abschläge sich schon auf 15,3 Prozent. Tesla punktete im laufenden Jahr mit manch positiver Überraschung und die Kurse bewegen sich noch immer weit über den Tiefstständen. Doch die Zuversicht an den Märkten scheint wieder spürbar zu bröckeln.

 

Tesla: Eine ungewisse Zukunft?

 

Auch in Zukunft dürfte Tesla an den Märkten die Gemüter spalten. Die einen sehen in dem Konzern den aufstrebenden Marktführer im Autosektor, der in einigen Jahren Volkswagen und Konsorten nicht nur beim Börsenwert, sondern auch bei Auslieferungszahlen und anderen Fundamentaldaten hinter sich lassen könnte. Andere befürchten, dass der steile Aufstieg langsam zu einem Ende findet und aus Tesla am Ende nur einer von vielen Autokonzernen wird.

 

Erste Anzeichen für letzteres Szenario gibt es vielleicht schon. Denn wenngleich Tesla in diesem Jahr wieder neue Auslieferungsrekorde vermelden konnte, so wurde doch das ambitionierte Ziel von 50 Prozent jährlichem Wachstum klar verfehlt. Tesla muss kleinere Brötchen backen und es zeichnet sich nicht ab, dass das Tempo wieder zulegen können wird. Das spricht eher dafür, dass es auch an der Börse nüchterner zugehen wird. Andererseits hat es sich in der Vergangenheit des Öfteren als Fehler erwiesen, Tesla zu unterschätzen. Spannend bleibt es aber allemal und der Konzern dürfte noch für manche Überraschung gut sein.

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16.08.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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