UBS schnappt sich Credit Suisse zum Schleuderpreis, Skepsis herrscht dennoch an den Märkten und bei Deutscher Bank, Commerzbank und Co. ist die Wende noch längst nicht in Stein gemeißelt
Die Markthüter bemühen sich um Stabilität, doch die Unsicherheit an der Börse dürfte bleiben
Gleich mehrere Paukenschläge erlebten die Anleger in der vergangenen Woche und ins Wochenende verabschiedten sich viele mit einem unguten Gefühl. Nach der Pleite der Silicon Valley Bank und heftigen Problemen auch bei anderen Finanzinstituten war und ist die Sorge groß, dass wir gerade auf direktem Wege in die nächste Finanzkrise rutschen könnten. Am Wochenende kam es nun zu neuen, dramatischen Entwicklungen.
Politik und Zentralbanken sind schwer darum bemüht, bei den Anlegerinnen und Anlegern wieder für Vertrauen zu sorgen. Ins Visier genommen wurde dabei die Credit Suisse (CH0012138530), welche zuletzt einen regelrechten Exodus der eigenen Kundschaft erlebte. Insider sprechen davon, dass die von mehreren Skandalen geplagte Schweizer Bank kürzlich Mittelabflüsse von rund 10 Milliarden Euro pro Tag erlebte.
Das hält selbst eine stabile Bank nicht lange aus und die Credit Suisse steht auf wackeligen Beinen. Um dies zu korrigieren, platzte am Sonntag nun die Bombe. Obschon die UBS (CH0244767585) nur wenige Tage zuvor eine Fusion ausschloss, wurde genau jene nun offiziell angekündigt. Der einstige Konkurrent übernimmt Credit Suisse, und das schon fast zum Schleuderpreis. Lediglich 3 Milliarden Schweizer Franken sollen fließen.
Wird mit der UBS nun alles besser?
Wie aus dem Marktumfeld zu hören ist, waren an dem Deal auch die EZB und andere Notenbanken beteiligt, welche das Ganze unbedingt noch vor Börsenstart in Asien über die Bühen bringen wollen. Besonders große Begeisterung herrschte dort kurz nach Handelsbeginn nicht. In den hiesigen Nachtstunden startete der Nikkei 225 sogar wieder mit leichten Verlusten in die neue Woche.
Die Skepsis bleibt an den Märkten wohl erhalten, denn noch lässt sich kaum absehen, ob UBS mit der größten Übernahme im Bankensektor seit Langem einfach alles wieder ins Lot bringen kann. Nicht auszuschließen ist auch, dass stattdessen nun beide Institute ins Taumeln geraten. Das gilt insbesondere, sollten die mannigfaltenen Probleme von Credit Suiss nicht endlich in den Griff bekommen werden.
Alles offen bei der Deutschen Bank
Zusammen mit der US-amerikansichen Fed und den Notenbanken aus Japan, der Schweiz und Großbritannien kündigte die EZB nahezu zeitlich ein Vorhaben an, mit dem die Dollar-Versorgung verbessert werden soll. Darüber berichtete unter anderem die FAZ. Schon ab heute sollen bestehende Abkommen zum Devistentausch genutzt werden, um die Versorgung mit Liquidität wieder auf die Beine zu bringen.
Es ist ein einigermaßen gutes Zeichen, dass die Währungshüter angesichts der sich abzeichnenden Krise beherrscht eingreifen. Ob das auch von Erfolg gekrönt sein wird, steht aber in den Sternen. Solange auch nur ein Funken Skepsis verbleibt, dürften da Aktien wie jene der Deutschen Bank (DE0005140008) weiterhin einen schweren Stand haben. Nach Verlusten von knapp 13 Prozent in der vergangenen Woche bleiben die kurzfristigen Aussichten düster.
Auch die Commerzbank wird von Unsicherheit geplagt
Noch weniger hübsch fällt derzeit der Chart der Commerzbank (DE000CBK1001) aus, welcher in der letzten Woche um rund 20 Prozent nachgegeben hat. Im Prinzip ist für den Handel am Montag alles offen. Die Notenbanken sind nicht untätig und finden die nun beschlossenen bzw. unterstützten Maßnahmen genügen Vertrauen, wäre eine ansehnliche Kurserholung in der neuen Woche nicht ausgeschlossen. Bleiben die Zweifel allerdings erhalten, und danach sah es in der Nacht auf Montag leider aus, wären aber auch weitere Abschläge kaum auszuschließen.
Für die Commerzbank-Aktie ist das besonders bitter, denn vor der aktuellen Krise befand das Papier sich eigentlich noch auf einem guten Weg. Die Zahlen für 2022 konnten bei den Investoren überzeugen und vieles sprach schon für ein nachhaltiges Comeback. Jenes wurde nun mindestens vorübegehend aufgehalten und das mulmige Gefühl in der Magengegend dürfte bei den meisten noch immer nicht verschwunden sein.
Vertrauen ist alles
Mehr noch als andere Branchen dreht sich bei Banken alles um das Thema Vertrauen. Es ist elementar dafür, dass das System nicht wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Die Bemühungen von EZB und Co. dürfen durchaus gewürdigt werden; vor allem das schnelle Eingreifen hinterlässt einen guten Eindruck. Es hilft aber alles nichts, wenn das Vertrauen der Anleger schlicht zerstört ist. Kommte es in den nächsten Tagen zu weiteren Mittelabflüssen, könnte das früher oder später auch die großen Banken unter Druck setzen. Da eben das nicht gänzlich auszuschließen ist, ist weiterhin zu höchster Vorsicht zu raten.
20.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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