Uniper wieder im freien Fall, BYD leidet unter Sorgen um China, auch für Tesla ist die Lage im Land belastend und Steinhoff zeigt sich gewohnt schwach
Die Sorgen finden bei diesen Aktien einfach kein Ende
Die Stimmung an den Märkten fiel am gestrigen Freitag nicht völlig katastrophal aus, doch echte Zuversicht wollte sich nicht breitmachen. Die Nervosität unter den Börsianern bleibt hoch, und darunter leiden vor allem Titel, die dieser Tage als spekulativ angesehen werden können. Risiken scheint momentan niemand so richtig eingehen zu wollen.
Bei Uniper (DE000UNSE018) löste sich gestern eine kräftige Erholung aus der Vorwoche schlicht und ergreifend in Luft auf. Um 12,3 Prozent stürzte das Papier in die Tiefe und fiel dadurch bis auf 4,80 Euro zurück. Das ist zwar noch immer höher als zu den Tiefstständen zu Beginn des Monats. Das ist aber allenfalls ein schwacher Trost und eine Aufwärtstendenz lässt sich jetzt selbst mit viel Fantasie kaum noch erkennen.
Zurückzuführen sind die heftigen Abschläge wohl auf weitere Rettungsmaßnahmen, welche Uniper vom Bund fordert. Der Konzern scheint wohl weitere 25 Milliarden Euro zu benötigen, um nicht auf direktem Wege in Richtung Abgrund abzudriften. Der ohnehin gesenkte Daumen der Analysten zeigt jetzt noch einmal deutlich weiter nach unten und manch einer spricht schon von einem Sturz in Pennystock-Gefilde. Vollkommen ausschließen lässt sich ein solches Szenario tatsächlich nicht.
Keine schöne Zeit für BYD
Die Aktie von BYD (CNE100000296) hatte es vor dem Wochenende ebenfalls alles andere als einfach. Im Vergleich zu Uniper fielen die Verluste hier mit 3,5 Prozent zwar noch eher harmlos aus. Das kann aber nicht über den bedenklichen Abwärtstrend hinwegtäuschen, in welchen sich das Papier kürzlich wieder hineinbegeben hat. Zum Teil ist jener bedingt durch weitere Aktienverkäufe von Investorenlegende Warren Buffet.
Eine noch größere Rolle dürfte aber die chinesische Wirtschaft spielen, für welche Experten momentan enorme Herausforderungen aufkommen sehen. Die Coronazahlen bewegen sich auf Rekordniveau und Peking reagiert darauf unverändert mit rigorosen Lockdowns. Das wirkt sich mittlerweile auf mehrere Städte und auch auf so ziemlich alle Branchen auf. Die Sorge ist groß, dass die Wirtschaft im Reich der Mitte gerade einen heftigen Dämpfer verpasst bekommen könnte.
Tesla wieder im roten Bereich
Problematisch ist das auch für den US-Konzern Tesla (US88160R1014), da dessen größter und wichtigster Markt in China zu finden ist. Zwar sparte sich CEO Elon Musk in den letzten Tagen allzu große Skandale, was den freien Fall bei dem Titel etwas aufhalten konnte. Eine zwischenzeitliche sehr dezente Erholung wurde gestern aber schon wieder mit Kurverlusten in Höhe von 2,4 Prozent aufgehalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die schwierige Lage in China hier direkten Einfluss genommen hat.
Es hilft auch nicht weiter, dass (schon wieder) Berichte über einen großangelegten Rückruf von Tesla aufgetaucht sind. Ebenfalls in China muss das Unternehmen wohl rund 80.000 Fahrzeuge aufgrund von Problemen mit Sicherheitsgurten und der verwendeten Software zurückrufen. Derartige Meldungen häufen sich in letzter Zeit, was die Laune bei den Anlegern nicht eben anhebt. Nicht nur ist jeder Rückruf mit hohen Kosten verbunden. Das Image von Tesla erhält derzeit auch immer mehr tiefe Risse, was manch einen wohl eher skeptisch in Richtung Zukunft blicken lässt.
Steinhoff ohne neue Signale
Unter den Aktien, die normalerweise für rote Vorzeichen bekannt sind, konnte Steinhoff (NL0011375019) am Freitag für eine angenehme Abwechslung sorgen. Das Papier konnte sich um immerhin 0,83 Prozent in die Höhe bewegen, damit aber keine neuen Signale aussenden. Per Wochenschluss reichte es lediglich für einen Kurs von 0,097 Euro und damit bleibt es unter der sowohl psychologisch als auch charttechnisch relevanten Marke von 0,10 Euro.
Nichts geändert hat sich auch daran, dass der Konzern auf einem kaum überschaubaren Schuldenberg sitzt und bisher kein überzeugendes Konzept dafür vorlegen kann, wie mit diesem und der daraus entstehenden Zinslast umgegangen werden soll. Da hilft es auch nicht viel, dass die Steinhoff-Töchter momentan noch immer überzeugende Ergebnisse abliefern. Solange die dringendsten Fragen der Anleger nicht geklärt sind, scheint sich kein Ausweg aus dem Abwärtstrend anzubieten.
Es ist noch nicht vorbei
Die Lage an den Börsen hat sich in den vergangenen Wochen spürbar gebessert und nicht wenige Anleger dürften bereits von der großen Wende geträumt haben. Doch auch wenn DAX und Co. ihre Tiefststände hinter sich zu lassen scheinen, so sind die vielen Krisen unserer Zeit noch längst nicht ausgestanden. Das zeigt sich nicht nur, aber auch am fehlenden Risikobewusstsein und der großen Skepsis, welche nicht nur auf Seiten der Spekulanten festzustellen ist.
26.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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