Der Uranmarkt könnte schon bald wieder stärkeren Rückenwind haben – Kazatomprom mit Chancen
Uran könnte derzeit einen mittelfristigen Boden bilden
Der weltweite Uranmarkt befindet sich derzeit in einer Konsolidierungsphase, nachdem der Uranfuture-Preis an der COMEX im Anschluss an den Einmarsch Russlands in die Ukraine den höchsten Stand seit mehr als 10 Jahren markierte. Gleichwohl bleiben die Aussichten für Uran insbesondere mittelfristig attraktiv, was auch die jüngsten Pläne des weltgrößten Uranproduzenten Kazatomprom, aber auch die Atompläne großer asiatischer Länder zeigen.
In unserem letzten Artikel ,,Der Uranpreis könnte bald deutlich höher stehen‘‘ zum Uranfuture kurz nach Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine am 02.03.2022 hatten wir insbesondere auf die Bedeutung Kasachstans für die weltweite Uranversorgung hingewiesen.
Seither hat sich die Spirale von westlichen Sanktionen gegen Russland und seine Gegensanktionen mit großer Dynamik weitergedreht. Die Energiemärkte stehen auf dem Kopf, und die eingeführten Sanktionen abstrahieren von einem realistischen Plan, die nicht eingeführten Mengen an Energie in Form von Öl und Gas kurzfristig zu kompensieren. Mangels realistischer Alternativen tun sich die Märkte schwer, wesentlich niedrigere Öl- und Gaspreise zuzulassen.
Dabei bleibt ungeachtet von nationalen Strategien der Substitution von Kernenergie mit ,,grünen‘‘ Energien der Bedarf nach Kernenergie hoch und damit auch der nach Uran!
Die seit Monaten auf den Energiemärkten aus verschiedenen Richtungen herrührenden Schocks haben dabei auch den Preis für Uran durcheinandergewirbelt.
Nachstehende Grafik zeigt den an der COMEX gehandelten Uran-Future. Dieser zeigt den Preis pro Pfund für Uran U3O8 , wobei die Kontraktgröße 250 Pfund entspricht.
Uran kann viele chemische Formen annehmen, in der Natur kommt es jedoch meist als Oxid in Verbindung mit Sauerstoff vor. Tri-Uran-Oktoxid (U3O8), eine gelbe, pulverförmige Substanz, ist die stabilste Form von Uranoxid und die in der Natur am häufigsten vorkommende.
Nach dem Ausbruch aus einer jahrelangen Bodenbildung im September 2021, also noch vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine, antizipierte der Uranmarkt einen ,,Game Changer‘‘, den der massive strategische Politikwechsel ohne Plan B darstellt.
Der am 02.03.2022 bei 48,5 US-Dollar je Pfund U3O8 stehende Uran-Future stieg in der Folge dann bis auf 63,85 Dollar am 13.04.2022, um danach bis auf 45,85 Dollar Ende Mai zu korrigieren.
Aus charttechnischer Perspektive bedeutsamer ist aber, dass sich der Uran-Preis über dem Ausbruchsniveau seiner langen Bodenbildung halten konnte, was insbesondere durch die untere blaue Horizontale im Chart repräsentiert wird.
Damit handelt es sich bei der aktuellen Kursbewegung bis zum Beweis des Gegenteils um eine Konsolidierung in einem neuen Aufwärtstrend!
Uran-Future auf TradingView
Passend dazu meldete der weltgrößte Uranproduzent, die kasachische Kazatomprom (US63253R2013) mit Verweis auf die solide Urannachfrage trotz verschiedener Lieferkettenprobleme in der vergangenen Woche einen starken Umsatz- und Gewinnanstieg im 1. Halbjahr 2022.
Perspektivisch wichtiger noch war der Ausblick des Unternehmens. Denn der weltgrößte Uranproduzent erhöhte sein Produktionsziel für 2024 angesichts der wachsenden Nachfrage nach Kernenergie inmitten globaler Energiesorgen um rund 10 %. Dies könnte einen Trendwechsel andeuten, nachdem in den letzten Jahren viele Länder die Produktion von Atomstrom gedrosselt hatten und im Zuge dessen auch eine sinkende Menge nach Uran antizipiert wurde.
Das kasachische Staatsunternehmen rechnet nun damit, im Jahr 2024 zwischen 25.000 und 25.500 Tonnen (65-66 Mio. Pfund Uranoxid) zu produzieren, was einer Steigerung von 2.000-3.000 Tonnen gegenüber dem für 2023 angestrebten Wert entspricht.
Und was ist das Fazit?
Die erratische Phase beim Uran-Future nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat die bereits Monate zuvor generierten Abschluss der mehrjährigen Bodenbildung des Uranpreises beschleunigt, woran sich eine Konsolidierungsphase anschloss, die aber oberhalb des Ausbruchsniveaus der Bodenformation stattfindet.
Damit schätzt der Markt bis jetzt die mittelfristigen Aussichten für steigende Uran-Preise positiv ein.
Diese Interpretation des Preissignals wird von den jüngsten Zahlen und der Produktionsprognose des weltgrößten Uranproduzenten Kazatomprom untermauert.
Dabei dürfte sich langsam aber sicher auch der Bedarf jener Staaten im Preis reflektieren, die bereits seit einiger Zeit einen massiven Ausbau der Atomstromproduktion angekündigt haben.
So will etwa China zwischen 2020 und 2035 150 neue Atom-Reaktoren bauen, und auch Japan und Südkorea wollen ihre Kernkraftkapazitäten erhöhen.
Im Ergebnis bleiben die mittelfristigen Aussichten für den Uranpreis sowohl aus charttechnischer wie auch realwirtschaftlicher Perspektive sehr gut!
22.08.2022 - Arndt Kümpel
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