Ein Patentstreit setzt Xiaomi beim wachsenden Segment um Klimaanlagen unter Druck, doch die Anleger bleiben bisher noch entspannt
Xiaomi könnte im schlimmsten Fall ein Produktionsstopp drohen
Nur wenige Aktien sind in diesem Jahr so gut gelaufen wie jene von Xiaomi. Das Papier konnte seinen Wert seit Jahresbeginn mehr als verdoppeln, was vornehmlich auf stärkere Verkäufe von Smartphones und einen beeindruckenden Start mit eigenen E-Autos zurückzuführen ist. Der Tech-Gigant ist aber noch in unzähligen weiteren Bereichen aktiv, und das oftmals auch mit großem Erfolg.
Wachstum erzielt Xiaomi (KYG9830T1067) beispielsweise mit Klimaanlagen, die auf dem gigantischen Heimatmarkt immer mehr gefragt sind. Dabei bekommt Xiaomi es nun aber mit Gegenwind zu tun. Wie „Der Aktionär“ berichtet, kommt vom Konkurrenten Gree der Vorwurf, dass Xiaomi Patente verletzt habe. Gree-Chefin Dong Mingzhu behauptet sogar, von Xiaomi bereits aufgrund der mutmaßlichen Patentverletzung eine Zahlung von 500.000 Yuan (ca. 65.900 Euro) erhalten zu haben. Impliziert wird damit, dass damit eine Art Schuldeingeständnis stattgefunden haben könnte.
Davon will Xiaomi allerdings nichts wissen und bestreitet öffentlich, jegliche Patente verletzt oder irgendwelche Strafen gezahlt zu haben. Gänzlich an den Haaren herbeigezogen scheinen die Vorwürfe aber nicht zu sein. Chinesische Medien berichten, dass sich Xiaomi beim Aufbau seiner Klimaanlagen-Sparte munter bei Mitarbeitern von Gree bedient habe. Im ersten Halbjahr 2024 sollen rund ein Dutzend Techniker ihren Arbeitsplatz zu Xiaomi verlegt haben. Bestätigt wurde dies durch den Konzern selbst allerdings nicht.
Xiaomi: Strafzahlungen sind nicht das Problem
Bereits geklärt wurde im Sommer, dass Xiaomi bei einem Ventilator Patentrechte von Gree verletzt hatte. In der Folge wurde eine Strafe von umgerechnet rund 250.000 Dollar verhängt und der Verkauf der betroffenen Geräte musste eingestellt werden. Xiaomi sah bei diesem Fall die Schuld aber nicht bei sich, sondern bei einem Zulieferer. Wie der aktuelle Streit ausgehen mag, bleibt abzuwarten. Für Xiaomi könnte es aber ungemütlich werden.
Eher uninteressant sind dabei mögliche Strafen, welche gegen Xiaomi ausgesprochen werden könnten. Selbst im ungünstigsten Fall wird das Unternehmen dies mehr oder minder aus der Portokasse zahlen können. Die wirkliche Bedrohung liegt in einem möglichen Verkaufsstopp der betroffenen Klimaanlagen. Dies würde den Wachstumsplänen im Segment einen herben Dämpfer verpassen. Xiaomi hat sich mit viel Mühe zum mittlerweile viertgrößten Hersteller in China gemausert, und das bislang ohne nennenswerte internationale Geschäfte.
Xiaomi tanz auf vielen Hochzeiten und avanciert mehr und mehr zu einer Art chinesischen Samsung. Dieser Ansatz hat sich bislang ausgezahlt. Der Gegenwind nimmt aber zu und es wird wohl nicht jedes Segment im Sturm erobert werden können. Da noch keine Entscheidung im Patentstreit gefallen ist, können die Anleger es verkraften. Die Xiaomi-Aktie reagierte zuletzt nicht weiter und mit 3,80 Euro per Handelsschluss am Mittwoch bleibt das Papier auf hohem Niveau und in direkter Nähe zu seinen Rekordständen.
Xiaomi hat viel zu bieten
Letztlich ist das Geschäft mit Klimaanlagen für Xiaomi nur ein Nebenschauplatz. Sehr viel mehr Aufmerksamkeit erfahren weiterhin die Smartphones des Tech-Giganten und Wachstumschancen erkennen die Börsianer bevorzugt bei E-Autos. Mit dem SU7 konnten alle ursprünglichen Erwartungen spektakulär übertroffen werden, und das auch noch in Zeiten, in denen viele klassische Autobauer mit handfesten Krisen zu kämpfen haben. Solange Xiaomi derartige Erfolge feiern kann, steht einer Fortsetzung des Aufwärtstrends an der Börse nur wenig im Weg.
Risiken gibt es dennoch und es zeigt sich einmal mehr, dass die Konkurrenz eben noch nicht immer schläft. Nicht nur bei Klimaanlagen werden sich Xiaomi und Anteilseigner auf zunehmenden Gegenwind einstellen müssen. Auch und gerade bei den E-Autos ist mit Steinen auf dem weiteren Weg zu rechnen. Das betrifft vor allem die internationale Expansion, welche bislang zwar noch nicht angegangen, aber durchaus eingeplant und von Anlegern auch ein Stück weit eingepreist wurde.
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19.12.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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