
Xiaomi mit neuem Preiskracher, Mercedes-Benz gerät in China unter Druck, auch bei BMW purzeln die Margen und Volkswagen setzt auf chinesische Technologie
Wie chinesische Autobauer die deutsche Konkurrenz vorführen
In der vergangenen Woche startete Xiaomi offiziell den Verkauf seines SU7 Ultra, und das zu überraschend günstigen Preisen. Bei der Ankündigung im Oktober war noch die Rede von umgerechnet etwas mehr als 100.000 Euro als Verkaufspreis. Nun ist das gute Stück in der Basisausstattung aber schon für rund 70.000 Euro zu haben. Die Absatzzahlen erreichten binnen zwei Stunden den fünfstelligen Bereich.
Zwar handelt es sich um ein Fahrzeug, das ohnehin gut betuchten Kunden vorbehalten ist. Doch ist es ein weiteres Sympton für den Zustand des gigantischen Automarktes in China. Dort haben deutsche Hersteller längst ihre Vormachtstellung verloren, insbesondere bei den boomenden Elektrofahrzeugen. Xiaomi (KYG9830T1067) holt derweil rasant bei den Marktanteilen auf, was sich auch beim Aktienkurs bemerkbar macht. Die Märkte erkennen noch viel Potenzial.
Um satte 320 Prozent verbesserte sich der Aktienkurs von Xiaomi in den letzten zwölf Monaten, wobei eine Korrektur vom Freitag schon berücksichtigt ist. Ein Großteil der Rallye ist auf die Erfolge bei E-Autos zurückzuführen. Der Tech-Konzern kommt bei den Bestellungen gar nicht hinterher und übertraf bisher noch jede Prognose in Windeseile. Geboten werden Produkte, die sich technisch nicht hinter der ausländischen Konkurrenz verstecken müssen und zu sehr attraktiven Preisen an den Start gehen.
Schleuderpreise bei Mercedes-Benz?
Noch schreibt Xiaomi mit seinen E-Autos rote Zahlen, was die Anleger aber nicht weiter stört. Schwer unter Druck gesetzt wird durch die niedrigen Preise von Xiaomi, BYD und anderen chinesischen Herstellern nicht zuletzt Mercedes-Benz (DE0007100000). Wohl als Reaktion auf schleppende Absatzzahlen tauscht das Unternehmen die Leitung für das China-Geschäft aus, will sich bei den Preisen offiziell aber nicht bewegen. Man ist sehr bemüht darum, die Marge zu schützen.
So lautet zumindest die offizielle Version. Bei den Händlern scheinen Autos von Mercedes-Benz aber sehr weit unterhalb der Listenpreise angeboten zu werden. Die „FAZ“ berichtet, dass ein EQA schon für rund 24.000 Euro statt der offiziell geforderten 42.000 Euro den Besitzer wechselt. Hierzulande werden mindestens 52.000 Euro fällig.
Auch bei BMW gibt es Rabatte
Bei BMW (DE0005190003) gibt es den i3 im Reich der Mitte offenbar häufig für rund 26.000 Euro zu haben, in einigen Fällen sollen die Preise sogar in Richtung 20.000 Euro gerutscht sein. Offiziell verlangt BMW gut 46.000 Euro, also ungefähr das Doppelte. Es braucht nicht viel Fantasie, um hier sehr geringe Margen zu vermuten, so jene denn überhaupt noch im positiven Bereich liegen mögen. Doch um Marktanteile im überlaufenen chinesischen Automarkt zu halten, kommt derzeit wohl kaum jemand um niedrige Preise herum.
Dass gleichzeitig die Absatzzahlen der deutschen Hersteller sinken, macht sich bei den Aktienkursen bemerkbar. Mercedes-Benz verlor auf Jahressicht um rund 19 Prozent an Wert; bei BMW mussten Kursverluste von nicht ganz 24 Prozent im selben Zeitraum verkraftet werden. Zwar konnten die Titel sich in den letzten Monaten etwas erholen. Die Schwäche im China-Geschäft sehen Analysten aber als wichtigen Faktor dafür, dass sich noch kein echter Aufwärtstrend abzeichnen will.
Volkswagen setzt auf CATL
Bei Volkswagen (DE0007664039) halten sich die Kursverluste auf Jahressicht mit knapp 14 Prozent im direkten Vergleich noch etwas in Grenzen. Die Wolfsburger scheinen erkannt zu haben, dass ein direkter Konfrontationskurs mit chinesischen Unternehmen nicht besonders aussichtsreich ist. So zumindest lässt sich deuten, dass der Konzern eine tiefgreifende Partnerschaft mit dem chinesischen Batterie-Giganten CATL vorantreibt. Dabei sollen neben Forschung und Entwicklung auch die Produktion von Akkus sowie Recycling, Batteriewechselsysteme und die Transparenz der Lieferketten eine Rolle spielen.
Symptomatisch ist dieser Ansatz für eine Zeitenwende im Autosegment. Statt den chinesischen Markt einzig und allein zu nutzen, um eigene technologische Vorteile zu Geld zu machen, importieren die hiesigen Autobauer vermehrt Technologie aus Fernost nach Europa. Aus Anlegersicht scheint das allemal vernünftiger zu sein, als sich mit allen Mitteln zu wehren und veraltete Komponenten zu verwenden. Die Absatzzahlen von Volkswagen in China konnte dies bisher allerdings noch nicht nennenswert antreiben.
Hart umkämpft
Nicht erst seit dem Einstieg von Xiaomi ist der chinesische Automarkt hart umkämpft. Wer in der Volksrepublik Marktanteile sichern oder gar erobern möchte, der braucht überzeugende Technologie zu möglichst günstigen Preisen, und das bevorzugt bei elektrischen Vehikeln. Gleich mehrere dieser Trends haben die deutschen Hersteller verschlagen und die heimische Konkurrenz füllt die dadurch entstehende Lücke nur allzu gerne. Hier und dort macht sich bereits ein Umdenken bemerkbar. Ob daraus auch eine Trendwende werden wird, bleibt aber noch abzuwarten.
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03.03.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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