Recht überraschend kündigt Zalando die Übernahme des Mitbewerbers About You an und reagiert damit auf die Umwälzungen im Segment der letzten Jahre
Zalando setzt auf Synergien im Kampf gegen die chinesische Konkurrenz
Zalando ist ein noch vergleichsweise junges Unternehmen, welches aber schon so manche Verschiebung im eigenen Segment erlebt hat. In den 2010er Jahren wuchs der Online-Modehändler noch rasant. Geworben wurde aggressiv über sämtliche Kanäle und das Modell mit dem Verkauf von Designer-Kleidung schien sich als neuer Megatrend zu etablieren. Das gefiel auch den Anlegern die lange Zeit von sprudelnden Gewinnen mitprofitieren konnten.
Doch die Zeiten haben sich geändert und Zalando (DE000ZAL1111) steht heute vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Schon seit Längerem bemerkbar machen sich Dinge wie die Inflation und die konjunkturelle Flaute in Deutschland. Die potenzielle Kundschaft hält sich bis heute mit ihren Ausgaben zurück. Es ist zu beobachten, dass viele Menschen sehr aktiv nach günstigen Alternativen suchen, und das in so ziemlich allen Lebensbereichen.
In genau diesem Umfeld florieren chinesische Billiganbieter wie Temu und Shein, die das Prinzip des Factory-to-Consumer-Modells perfektioniert haben. Es werden zunächst nur kleine Stückzahlen eines Produkts hergestellt. Erst wenn die Nachfrage ansteigt, erhöhen die Anbieter auch den Output in den chinesischen Fabriken, von denen die Ware gerne direkt verschickt wird. Im Ergebnis erreichen die Zalando-Konkurrenten eine gigantische Auswahl und fast schon lächerlich geringe Preise.
Zalando schnappt sich About You
Eine richtige Antwort darauf hat Zalando bis heute nicht gefunden. Auf die Zukunft vorbereiten möchte sich der Konzern nun mit dem Zukauf von About You, wie am Mittwoch überraschend verkündet wurde. Das könnte damit zu tun haben, dass About-You-Chef Tarek Müller für das kommende Jahr den Start eines eigenen Angebots von „Mode on demand“ in Aussicht stellte. Allerdings ging Zalando nicht weiter darauf ein, ob dieses Modell auch auf der eigenen Plattform nutzbar sein wird.
Zunächst soll sich nicht viel verändern. Die beiden Plattformen werden zunächst nebeneinander weiterexistieren. Dennoch rechnet Zalando mit Synergieeffekten, die auf etwa 100 Millionen Euro beziffert werden. Ergeben sollen sich diese unter anderem aufgrund eines gemeinsamen Vertriebsnetzwerks. Stellenstreichungen seien aber aktuell kein Thema. Kosten lässt der Modehändler sich die Übernahme etwas mehr als eine Milliarde Euro. Gezahlt werden soll dies aus bestehenden Cash-Reserven.
An den Börsen wird die Übernahme grundsätzlich als richtig und sinnvoll angesehen, da die beiden Unternehmen sich recht gut ergänzen. Diskussionen gibt es allerdings darüber, ob der Kaufpreis angemessen ausfällt. Verglichen mit den Kursständen aus Pandemiezeiten ist der Deal aus Sicht von Amazon recht günstig. 2021 wurde About You noch mit knapp vier Milliarden Euro bewertet. Allerdings erzielt das Unternehmen trotz Umsätzen von rund zwei Milliarden Euro jährlich keine Gewinne. Im Jahr 2023 wurden 76 Millionen Euro als Verlust verbucht.
About You-Aktionäre können zufrieden sein
Nichts zu meckern gibt es aus Sicht der Anteilseigner von About You, die sich über einen Aufschlag von rund 60 Prozent verglichen mit den Schlusskursen vor dem Übernahmeangebot freuen können. Laut Zalando konnten über 70 Prozent der Anteile schon gesichert werden, welche sich zu weiten Teilen in der Hand von Großaktionären wie der Otto Group befinden. Die Übernahme muss aber noch von den Kartellwächtern abgenickt werden. Mit einem Abschluss der Transaktion wird zum kommenden Sommer gerechnet.
Zalando kann sich die Übernahme zwar erlauben. Ob damit ein Mehrwert für die eigenen Aktionäre geschaffen wird, bleibt aber noch abzuwarten. Letztere waren am Mittwoch hin- und hergerissen. Im frühen Handel stürzte der Aktienkurs zunächst um über sieben Prozent ab, konnte dies im weiteren Verlauf aber wieder ausgleichen. Zu Handelsschluss standen 34,99 Euro auf der Anzeigetafel und damit 1,6 Prozent mehr als tags zuvor. Immerhin etwas Optimismus konnte sich also letztlich durchsetzen.
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12.12.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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