BioNTech wieder schwach, auch TUI verliert an Boden, derweil trotzen Valneva und Steinhoff der schlechten Stimmung
Die Krise nimmt kein Ende
Im frühen Handel sah es gestern noch so aus, als könnten die Märkte sich etwas beruhigen. Als es später am Tag allerdings Berichte über einen neuerlichen Cyberangriff auf die Ukraine gab und die USA meldeten, dass innerhalb von 48 Stunden eine russische Invasion starten könnte, hatte es sich mit Erholungen an der Börse schnell erledigt.
Unter die Räder geriet dadurch etwa BioNTech (US09075V1026), wo es ansonsten keine nennenswerten Neuigkeiten zu hören gab. Die jüngsten Zugewinne sowie die 130-Euro-Marke mussten die Bullen schon wieder aus der Hand geben. Mit Abschlägen von 5,6 Prozent ging es auf nur noch 125 Euro zurück und die Hoffnung auf einen Aufwärtstrend werden derzeit immer dünner.
Kurios aber für Anleger weitgehend uninteressant ist derweil, dass Rheinland-Pfalz von den satten Steuereinnahmen von BioNTech wohl nicht viel haben wird. Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Experten schrieb, könnte das Bundesland aufgrund des Länderfinanzausgleichs und einiger damit verbundenen Regeln langfristig sogar Verluste erleiden. Lediglich die Hauptstadt Mainz darf sich freuen, bald schon schuldenfrei zu sein. Hier dürfen die Gewerbesteuern des Impfstoffherstellers vollständig einbehalten werden.
Die lähmende Ungewissheit
Ebenfalls rote Vorzeichen musste im gestrigen Handel TUI (DE000TUAG000) vermelden und auch hier wurde eine nicht gänzlich unwichtige Linie nach unten durchbrochen. Mit Verlusten von 2,7 Prozent fiel die Aktie des Reiseveranstalters auf 2,98 Euro und damit knapp unter die 3-Euro-Linie zurück. Das ist zwar in erster Linie aus psychologischen Gründen von Belang, aber dennoch nicht zu unterschätzen. Die Unsicherheit wächst dieser Tage stetig.
Mit der Aussicht auf Krieg in Europa halten die Anleger sich mit guten Hoffnungen, für die es durchaus Gründe gibt, derzeit eher zurück. Schließlich ist kaum abzusehen, welche Auswirkungen ein bewaffneter Konflikt in der Ukraine auf das so wichtige Sommergeschäft haben könnte. Es nützt wohl auch nicht viel, angesichts der noch immer nicht abzusehenden Entwicklung großartig zu spekulieren. Klar ist aber, dass immer mehr Anleger eher vorsichtig agieren, nicht nur bei TUI. Charttechnisch ist für den Moment aber noch keine Katastrophe eingetreten und bis zum Bereich zwischen 2,70 Euro und 2,80 Euro darf weiterhin von einem Aufwärtstrend gesprochen werden.
Ein lachendes und ein weinendes Auge
Anders als bei den heftigen Bauchschmerzen der Märkte am Montag gab es im gestrigen Handel durchaus auch einige Gewinner zu sehen. Valneva (FR0004056851) etwa ließ sich von der miesen Stimmung kaum beeinflussen und überzeugte mit einem Kursplus von 4,1 Prozent. So etwas dürften die leidgeplagten Aktionäre nur zu gerne gesehen haben.
Allerdings kann das Papier damit keine neuen Duftmarken hinterlassen und nicht einmal die 15-Euro-Marke, um die nun schon etwas länger gekämpft wird, konnte per Handelsschluss übersprungen werden. Stattdessen blieb es bei 14,97 Euro und weiterhin schweben unzählige Fragezeichen über der Aktie des französischen Impfstoffentwicklers. Allem voran dürften die Anteilseigner sich mit jedem Tag mehr die Frage stellen, ob es mit der Zulassung des Corona-Totimpfstoffs bis Ende März denn noch etwas werden wird. Denn die Zeit bis dahin wird immer knapper und zu hören gab es aus dieser Richtung schon seit einer Weile nichts mehr.
Steinhoff will’s wissen
Ein ähnliches Bild zeichnete sich bei Steinhoff (NL0011375019), wo die Tagesgewinne mit 6,3 Prozent sogar noch ein gutes Stück höher ausfielen als bei Valneva. Auch hier liegen charttechnische Widerstände und damit die Aussicht auf eine echte Trendwende aber noch in weiter Ferne. Der Möbelkonzern schaffte es bei Handelsschluss auf einen Kurs von 0,22 Euro, nachdem erst vor wenigen Tagen die Unterstützung bei 0,25 Euro durchbrochen wurde. Eben die ist jetzt der wichtigste Widerstand.
Es ist ermutigend zu sehen, dass die Bullen noch nicht das Handtuch geworfen haben und die Steinhoff-Aktie nicht dauerhaft unter die Linie bei 0,20 Euro rutschen ließen. Gleichwohl fehlt es aber weiterhin an erfreulichen Nachrichten und aufgrund der zahllosen Unsicherheiten müssen die Anteilseigner sich weiterhin auf schwere Zeiten einstellen. Das gilt auch mit Blick auf die Ukraine-Krise, welche sich im Falle weiterer Eskalationen durchaus auch auf die Geschäfte von Steinhoff auswirken könnte, wenn auch nur indirekt.
Ein ewiges Auf und Ab
Die Lage an den Märkten kann sich derzeit stündlich ändern. Die Börsianer schauen sehr genau auf die politische Weltbühne, wozu nicht nur die direkte Kriegsgefahr in der Ukraine, sondern auch der rhetorische Schlagabtausch zwischen Russland und dem Westen zählt. Was der heutige Tag bringt, ist genauso ungewiss wie schon an den letzten Tagen. Anlegern ist aber in jedem Fall zu empfehlen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten, um im Fall der Fälle nicht böse überrascht zu werden. Das bedeutet nicht, dass jetzt das eigene Portfolio schnellstmöglich unter den Hammer kommen soll. Zumindest sollten etwaige (schwere) Kursverluste aber mit Fassung sowie der Gewissheit, dass die Börse bisher noch jede Krise irgendwann wieder verdaut hat getragen werden.
24.02.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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