Die Zahlen von Alphabet können sich sehen lassen, doch die Anleger reagieren verhalten und zweifeln vor allem am KI-Geschäft

Punkten kann Alphabet nur mit den bekannten Umsatztreibern

 

Mit Spannung erwarteten die Märkte die jüngsten Quartalsergebnisse von Alphabet, welche auf den ersten Blick nicht enttäuschten. Die Google-Mutter konnte in so ziemlich allen Bereichen ein ordentliches Wachstum vorweisen und sowohl Umsatz als auch Gewinn einmal mehr in die Höhe treiben. Dennoch reagierte die Aktie letztlich mit Verlusten und an der Börse sorgt man sich um die hohen Investitionen im KI-Segment.

 

Rund lief es für Alphabet (US02079K3059) beim klassischen Anzeigengeschäft, das um etwas mehr als elf Prozent bis auf 64,6 Milliarden US-Dollar zulegte und damit noch immer den Löwenanteil am Umsatz ausmachte. Die Google Cloud konnte um zwei Milliarden Dollar bis auf 10,4 Milliarden Dollar zulegen und zeigte damit ebenfalls Wachstumsimpulse. Der Konkurrenz in Form von Amazon und Microsoft kann man damit aber weiterhin nicht das Wasser reichen. YouTube konnte seine Umsätze um 13 Prozent bis auf 8,66 Milliarden Dollar steigern.

Insgesamt steigerte Alphabet die Umsätze um rund 29 Prozent auf 84,7 Milliarden Dollar und der Nettogewinn legte um 14 Prozent bis auf 23,6 Milliarden Dollar zu. Am Hungertuch nagt der Internet-Gigant also beileibe nicht und alle Indikatoren deuten in Richtung Norden. Dennoch ließen die Anteilseigner sich von diesen Ergebnissen kaum begeistern. Die Alphabet-Aktie reagierte letztlich mit Verlusten.

 

 

 

Alphabet und das Thema KI

 

Um rund fünf Prozent ging es mit der Alphabet-Aktie gestern in die Tiefe und der Kurs pendelte sich per Handelsschluss bei 174,37 Dollar ein. Damit wird der Abstand zum Rekordhoch bei 193,31 Dollar noch ein Stückchen größer, was auf den ersten Blick zu den guten Fundamentalergebnissen nicht passen will. Doch haben jene in den Augen mancher Anteilseigner eben einen Haken.

Ausgerechnet das vielbeachtete Geschäft mit KI-Lösungen erwies sich als Stimmungsbremse. Denn hier haben die Investitionen sich mittlerweile auf schwindelerregende 13,2 Milliarden Dollar gesteigert, während Alphabet sich weitgehend darüber ausschwieg, wie hoch die Umsätze in diesem Segment heute oder in Zukunft ausfallen könnten. Da stellt sich manchem Aktionär die Frage, ob sich die brachialen Ausgaben überhaupt eines Tages rechnen werden.

 

Die Euphorie rund um KI ist an der Börse sichtlich abgeflacht. Es scheint, als würden wir uns langsam in eine Phase bewegen, in der die Anleger wenigstens eine Aussicht auf einen Return of Investment fordern. Zu sehen ist stattdessen, wie etliche Tech-Giganten ihre Rechenkapazitäten ungebremst ausbauen, ohne wirklich überzeugende Geschäftsmodelle in der Hinterhand zu haben. Google hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen KI-Assistenten für sämtliche Alltagsgelegenheiten auf die Beine zu stellen.

Es hängt aber ein großes Fragezeichen darüber, wie genau dadurch neue Umsätze erschlossen werden sollen. Mancher Beobachter vergleicht die Lage mit einem Goldrausch, bei dem in erster Linie Verkäufer von Schaufeln schwer profitieren. Der Schaufelverkäufer in dieser Analogie ist aber eben nicht Alphabet, sondern eher ein Hardware-Hersteller wie Nvidia. Bei den Software-Konzernen macht sich derweil die Sorge breit, dass jene viel Geld in eine ungewisse Wette stecken könnten.

 

Kein Selbstläufer (mehr)

 

Tech-Aktien bewegen sich offenbar nicht länger automatisch in die Höhe und selbst ansehnliche Quartalsergebnisse sind mittlerweile kein Garant mehr für die nächste Rallye. Das ist bemerkenswert und sollte von Anlegern als klares Warnsignal verstanden werden. Alphabet reitet zwar weiterhin auf einer Welle des Erfolgs. Es scheint aber an einer Perspektive für neue Umsatztreiber zu fehlen.

Die große Frage lautet nun, ob die relative Schwäche der Alphabet-Aktie als eine Trendwende oder als Kaufgelegenheit zu verstehen ist. Mit Gewissheit beantworten lässt sich dies leider nicht. Sicher ist nur, dass Künstliche Intelligenz bei dem Titel auch in Zukunft eine große Rolle spielen wird. Die Alphabet-Aktie steht und fällt also damit, ob Google aus der KI das nächste Milliardengeschäft basteln kann. Wer davon überzeugt ist, macht mit einem Investment wahrscheinlich wenig verkehrt. Wer noch seine Zweifel hat, bleibt derweil lieber auf Abstand.

 

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25.07.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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