Amazon ist ein Skalenmonster
Aktie fällt nachbörslich
Die Zahlen von Amazon sind schlicht und einfach phantastisch. Das Unternehmen spielt seine Trümpfe in der Corona-Krise aus wie kein anderer und feuert aus allen Rohren. Man muss schon mit der Lupe suchen, um an diesem Quartalsbericht etwas Schlechtes zu finden. Der Umsatz und das Wachstum sind atemberaubend. Amazon ist ein Skalenmonster, anders kann man es nicht sagen.
Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 26,16 Mrd. US-Dollar. Das ist nur das Delta. Vor einem Jahr legte Amazon einen Umsatz für das 3. Quartal von 69,98 Mrd. US-Dollar vor und wurde gefeiert. Gestern Abend legte man für das abgelaufene Quartal 96,15 Mrd. US-Dollar (+37 %) Umsatz vor. Für die ersten neun Monate wies das Unternehmen einen Umsatz von 260,5 Mrd. US-Dollar aus (+ 35 %).
Parallel zu dieser bemerkenswerten Ausweitung der Umsätze schaffte es Amazon auch noch, die Kosten nicht nur im Griff zu behalten, sondern prozentual betrachtet zu senken. Daraus entstand ein doppelter Turbo-Effekt für das operative Ergebnis, das allein im 3. Quartal von 3,16 auf 6,19 Mrd. US-Dollar (+96 %) stieg. In den ersten neun Monaten stieg das operative Ergebnis von 10,66 auf 16,03 Mrd. US-Dollar (+50 %).
Inklusive einiger kleinerer positiver Sondereffekt stieg der Nettogewinn um fast 200 %. Nach 2,13 Mrd. US-Dollar im 3. Quartal 2019 verdiente Amazon jetzt 6,33 Mrd. US-Dollar (+196 %). Doch wo kommt das Wachstum her und womit verdient Amazon sein Geld?
Der Handel explodiert
Auf den ersten Blick steht natürlich das Handelsgeschäft im Vordergrund. Nordamerika als Region ist immer noch die wichtigste für Amazon. Man setzte hier im 3. Quartal 59,37 Mrd. US-Dollar und in den ersten neun Monaten 160,94 Mrd. US-Dollar um. Auf das internationale Geschäft, und das betrifft alle Länder kumuliert, in denen Amazon ausserhalb von Nordamerika tätigt ist, entfielen dagegen nur 25,17 bzw. 66,95 Mrd. US-Dollar.
Nordamerika ist für Amazon also 2,4-mal wichtiger als der Rest der Welt. Was den Gewinn angeht, so schaffte Amazon ausserhalb von Nordamerika erst im 3. Quartal den Break-Even. Auf die ersten neun Monate gesehen verdiente man im Rest schmale 355 Mio. US-Dollar bei einem Umsatz von 66,95 Mrd. US-Dollar. Bei 100 Dollar Netto-Umsatz mit einem Kunden liegt der Gewinn also bei 0,50 Dollar für Amazon.
AWS ist das Killer-Produkt
Der eigentliche Margenbringer ist AWS. Der Cloud-Service von Amazon, der eher aus Zufall und reinem Eigennutzen entstanden ist, bringt soviel Geld herein, dass der gesamte Handel und die weltweite Expansion querfinanziert werden kann. Um einen Vergleich mit dem obigen Beispiel zu ziehen. Wenn AWS seinen Kunden netto 100 US-Dollar in Rechnung stellt, bleiben 30,55 (!) US-Dollar Netto-Gewinn hängen. AWS verdient also das 61-fache dessen, was der Handel verdient. Oder auf den Umsatz hochgerechnet sind die 32,63 Mrd. US-Dollar Umsatz von AWS allein nur in den ersten neun Monaten dieses Jahres rund 2 Billionen (!) US-Dollar im normalen Handel wert.
Wenn wir über das zukünftige Wachstumspotenzial von Amazon nachdenken, müssen wir vor allem AWS und weniger den Handel im Auge behalten. Bis dato ist beim Boom der Cloud-Lösungen kein Ende abzusehen, vor allem weil AWS ein „Enabler“ ist, vom Kunden skaliert werden kann und damit nicht nur variabel einsetzbar ist, sondern auch von Unternehmen fast jeder Grösse eingekauft werden kann. Ein Vergleich zu Azure von Microsoft ist daher gerechtfertigt, ein Vergleich mit dem Cloud-Geschäft von SAP verbietet sich dagegen, da sie nichts miteinander gemein haben.
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02.11.2020 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch
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