Amazon bleibt auf Schrumpfkurs und setzt die nächsten Mitarbeiter vor die Tür
War das erst der Anfang?
Bereits zu Jahresbeginn kündigte Amazon eine umfassende Entlassungswelle an, durch welche rund 18.000 Mitarbeiter des Online-Giganten ihre Anstellung verloren. Nun folgt darauf der nächste Schritt und es müssen wieder Tausende um ihren Arbeitsplatz bangen. In einer weiteren Kündigungswelle sollen 9.000 weitere Angestellte entlassen werden.
Darüber berichtete unter anderem der Nachrichtendienst „Bloomberg“ mit Verweis auf eine interne E-Mail von CEO Andy Jassy. Betroffen sollen davon mehrere Bereiche sein, darunter auch der Wachstumsmotor in Form der Cloud-Sparte AWS. Außerdem werden wohl beim Livestreaming-Dienst Twitch einige Angestellte ihren Hut nehmen müssen. Bei der letzten Entlassungswelle konzentrierte sich Amazon (US0231351067) noch in der Hauptsache auf Geschäftsbereiche, die ohnehin nicht besonders gut liefen und setzte beispielsweise beim Sprachassistenten Alexa den Rotstift an.
Die ganz große Überraschung ist die neuerliche Entlassungswelle wohl nicht. Immerhin hat Amazon weiterhin mit den bekannten Problemen zu kämpfen, zu denen unter anderem eine anhaltende Konsumflaute und steigende Kosten zählen. Das Unternehmen kündigte zu Jahresbeginn auch bereits an, dass es noch weitere Entlassungswellen in diesem Jahr geben werde. Da explizit im Plural gesprochen wurde, dürften also wahrscheinlich noch weitere Entlassungen folgen.
Verglichen mit der gesamten Belegschaft von Amazon halten sich die Kündigungswellen bisher noch eher in Grenzen. Rund 1,5 Millionen Menschen standen bei Amazon im Januar in Lohn und Brot. Beide der jüngsten Kündigungswellen zusammen sorgen also lediglich dafür, dass nicht ganz zwei Prozent der Belegschaft ihren Arbeitsplatz verlieren. Zugegebenermaßen liegt das aber auch am gigantischen Logistiksektor bei Amazon.
Amazon in bester Gesellschaft
Die Tech-Branche steht weiterhin unter Druck und fällt nach den Boom-Jahren der Pandemie-Zeit in ein tiefes Loch. Amazon ist da mit Stellenstreichungen nicht alleine. Auch Meta kündigte unlängst die zweite Kündigungswelle an und weitere Player aus der Branche dürften diesem Beispiel sehr wahrscheinlich noch folgen. Die Nachfrage bricht allerorten ein und auch Analysten gehen fest davon aus, dass die Tech-Konzerne sich in diesem Jahr ein wenig gesundschrumpfen werden.
Die Aktionäre reagieren auf Stellenstreichungen längst nicht immer negativ. Aktuell will aber nur wenig Freude kommen und die Amazon-Aktie reagierte am Montag mit Kursverlusten von 2,7 Prozent auf die jüngsten Entwicklungen. Auf der einen Seite wird es begrüßt, dass der Konzern seine Kosten reduziert, auf der anderen Seite sprechen anhaltende Stellenstreichungen natürlich nicht unbedingt für Wachstumsaussichten.
An der Börse wird bekanntlich stets in die Zukunft investiert, und die scheint derzeit weitaus weniger rosig auszusehen als noch vor einem oder zwei Jahren. Die fetten Jahre scheinen vorbei zu sein und die Tech-Giganten aus den USA müssen ihr Geld wieder mehr beisammenhalten. Vielleicht war es überfällig, dass es dazu kommen würde. Darüber lässt sich trefflich streiten und philosophieren. Für die Börsianer bleibt aber die ungemütliche Erkenntnis, dass bei Amazon und Co. in absehbarer Zeit nicht mehr so hübsche Rallyes zu erwarten sind, wie man sie noch aus vergangenen Jahren gewohnt war.
Amazon ist nicht zu unterschätzen
All das spiegelt sich schon heute im Aktienkurs von Amazon wider, welches auf Jahressicht um knappe 40 Prozent auf 89,92 Euro per Handelsschluss am Montag gefallen ist. Immerhin scheint das Papier Tiefststände unterhalb von 80 Euro erst einmal hinter sich gelassen haben. Der klare Abwärtstrend der letzten zwölf Monate lässt sich aber kaum wegdiskutieren. Nur mit viel Wohlwollen lässt sich eine Erholung seit Jahresbeginn feststellen, und jene läuft sehr viel gemächlicher ab, als es den meisten lieb wäre. Potenzial gibt es bei Amazon weiterhin mehr als genug, schon allein mit Blick auf die noch immer schnell wachsende Cloudsparte. Die Aktionäre werden ihre Erwartungen aber der Realität anpassen müssen, und in der hat es sich mit dem unbegrenzten Wachstum in der Branche offensichtlich erst einmal erledigt.
21.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)