Amazon Fresh wird in Deutschland eingestellt, was sich nach der angekündigten Kooperation mit Knuspr bereits abzeichnete
Lebensmittel verschwinden nicht gänzlich aus dem Sortiment von Amazon
Erst vor einigen Tagen verkündete Amazon eine Partnerschaft mit dem Lebensmittellieferanten Knuspr, was direkt zu Spekulationen um eine Einstellung des eigenen Angebots Amazon Fresh führte. Zunächst sah es noch danach aus, als würden beide Dienste parallel zueinander laufen. Nun kündigte der Konzern aber doch das Aus für Amazon Fresh in Deutschland an.
Bereits zum 14. Dezember soll es so weit sein, wie eine Sprecherin von Amazon (US0231351067) mitteilen ließ. Bis dahin steht Amazon Fresh noch in Berlin, Hamburg und München zur Verfügung. Ersetzt wird das Ganze in Zukunft von Knuspr, welches ohnehin eine größere Auswahl an Produkten bietet und dank einer Kooperation in das Angebot von Amazon integriert wird. Allerdings steht dies bisher lediglich Prime-Kunden in Berlin zur Verfügung, wie Medienberichten zu entnehmen ist.
Mehr oder weniger zeitgleich zur Einstellung von Amazon Fresh sollen aber auch das Rhein-Main-Gebiet und München von Knuspr über Amazon bedient werden. Leer scheinen für den Moment also vordergründig Kunden aus Hamburg auszugehen. Ob und wann das neue Angebot auch in der Hansestadt zur Verfügung stehen wird, darüber machte Amazon noch keine Angaben. Der Online-Händler selbst will sich von Lebensmitteln nicht vollständig verabschieden. Beschränkt wird dies aber auf haltbare und abgepackte Lebensmittel sein.
Es lohnt sich nicht für Amazon
Der Abschied von Amazon Fresh in Deutschland geschieht nicht aus einer Laune heraus. Obschon Lieferdienste für Lebensmittel in den letzten Jahren viel Geld in die Hand nahmen und große Werbeaktionen auf die Beine stellten, handelt es sich bis heute in nahezu allen Fällen um ein Verlustgeschäft. Hierzulande bevorzugen die meisten Menschen weiterhin den Einkauf in einem örtlichen Supermarkt.
Auch anderswo ist dies noch sehr gefragt und in den USA betreibt Amazon eigene Supermärkte unter dem Amazon-Fresh-Logo. Das Management scheint aber zu dem Schluss gekommen zu sein, dass sich dies für den deutschen Markt nicht auszahlen dürfte. Nach etwas mehr als sieben Jahren verschwindet Amazon Fresh damit aus Deutschland und mit einem baldigen Comeback ist eher nicht zu rechnen. Aus Anlegersicht lässt sich das Ganze aber verkraften.
Optimistische Naturen sehen darin einen Schritt zur Kostenoptimierung bei Amazon. Dank der Partnerschaft mit Knuspr hinterlässt der Online-Gigant auch kein Vakuum und wird in Zukunft in dem Bereich weiterhin mitverdienen, auch wenn nicht bekannt ist, welchen Anteil an dem an Knuspr vermittelten Geschäft einbehalten wird. Klar ist aber, dass Amazon sich mancher Risiken entledigt und sich künftig auf andere Bereiche konzentrieren kann. An der Börse stehen vor allem Cloud und KI im Mittelpunkt.
Voll ins Schwarze?
Der Online-Handel spielt bei der Amazon-Aktie dennoch weiterhin eine Rolle und in diesem Segment wird es in den kommenden Wochen richtig spannend werden. In etwa zwei Wochen steht der „Black Friday“ an, mit dem klassischerweise das besonders umsatzstarke Weihnachtsgeschäft eröffnet wird. Zuletzt gab es zarte Hinweise darauf, dass die Konsumstimmung sich wieder etwas erholen konnte. Möglicherweise steht Amazon also eine sehr freundliche Zeit beim Kerngeschäft bevor, was an den Märkten durchaus Beachtung finden dürfte.
Am Freitag waren die Anteilseigner aber zunächst damit beschäftigt, Gewinne mitzunehmen. Die Amazon-Aktie gab um 4,2 Prozent bis auf 202,61 US-Dollar nach. Das geht angesichts der vorherigen Rallye in Ordnung und das Allzeit-Hoch bei 215,90 Dollar bleibt noch immer in Schlagweite. Für einen erneuten Angriff in höhere Kursregionen können positive Impulse nicht schaden und damit im Hinterkopf ist es vielleicht nicht das Schlechteste, dass Amazon sich auf ertragreiche Segmente konzentriert und ein paar alte Zöpfe abschneidet.
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18.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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