Amazon darf sich eines Betriebsratschefs entlassen, weist Vorwürfe eines systematischen Vorgehens aber zurück
Das dürfte den Gewerkschaften nicht schmecken
Amazon liegt mit den Gewerkschaften schon seit einer gefühlten Ewigkeit über Kreuz und vor diesem Hintergrund hat eine neuerliche Gerichtsentscheidung einen gewissen Nachgeschmack. Die fristlose Kündigung für den Betriebsratschef Detlev Börs in Winsen/Luhe wurde als rechtmäßig anerkannt.
Begründet wird die Entlassung offiziell damit, dass Börs bei seinen Arbeitszeiten geflunkert habe und im Rahmen einer Tagung des Betriebsrats stellenweise nicht anwesend war, obschon er dennoch Arbeitszeit geltend machte. Börs argumentierte damit, dass er von einem Café aus stundenlang gearbeitet hätte und dazu als Vorsitzender des Betriebsrates auch berechtigt gewesen sei. Das Gericht wollte dieser Argumentation aber genauso wenig folgen wie Amazon (US0231351067).
Zumindest die Gewerkschaft Verdi vermutet, dass die offiziellen Gründe für die fristlose Entlassung nur vorgeschoben seien und Amazon mit System gegen Betriebsräte vorgehen würde. Dazu wird darauf verwiesen, dass auch an anderen Standorten derzeit Betriebsräte um ihren Posten fürchten müssten. Amazon widerspricht dieser Darstellung allerdings und wer hier nun Recht hat oder nicht, lässt sich aus der Ferne nicht beurteilen.
Die Kritiker werfen Amazon vor, aktiv gegen unliebsame Vertreter in den Betriebsräten vorzugehen, um diese gegen möglichst loyale Nachfolger austauschen zu können. Derartige Vorwürfe gibt es auch nicht erst seit gestern. Spekulieren lässt sich da freilich viel, doch rein rechtlich ist zumindest die jüngste Entlassung nun eine wasserdichte Angelegenheit.
Amazon unter Druck
Auf die Amazon-Aktie hat all das freilich wenig Einfluss, handelt es sich doch nur um einen von unzähligen Standorten, der von den Kapriolen betroffen ist. Das Papier stand zuletzt nach schwachen Jobdaten aus den USA unter Druck, was den Kurs gestern um 2,74 Prozent auf 101,10 USD zurückbeförderte. Es flammen wieder einmal Sorgen auf, dass die Konjunktur doch einen herben Rückschlag erleiden könnte und Amazon als logische Konsequenz mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen haben wird. Spekuliert wird in dieser Hinsicht schon seit Monaten, und das mal in die eine und mal in die andere Richtung. Vermutlich wird es an der Börse wechselhaft weitergehen.
06.04.2023 - Matthias Eilenbrock
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