Der Gegenwind für Amazon nimmt zu und nun soll der Konzern in Barcelona auch noch eine ganz besondere Steuerabgabe entrichten.
Die Amazon-Steuer kommt
Auch in Barcelona nutzen die Menschen fleißig die Möglichkeit, Waren aller Art im Internet zu bestellen, was ihnen auch weiterhin niemand verwehren möchte. Die Bürgermeisterin Ada Colau macht sich aber so ihre Gedanken um die Folgen, welche dies mit sich bringt. Vor allem die Lieferfahrzeuge, welche Tag für Tag die ohnehin schon vielbefahrenen Straßen verstopfen entwickelten sich in den letzten Jahren zu einem Problem.
Nun soll zumindest finanziell für Entlastung gesorgt werden. Wie „tagesschau.de“ berichtet, hat Barcelona bereits am vergangenen Freitag eine neue Steuerabgabe beschlossen, welche im Volksmund auch als „Amazon-Steuer“ bezeichnet wird. Sowohl Amazon (US0231351067) als auch andere große Online-Shops müssen demnach an die Stadt künftig 1,25 Prozent der Bruttoerlöse an die Stadt entrichten, welche mit Sendungen nach Barcelona erzielt wurden.
Betroffen davon sind alle Online-Händler, deren Umsatz mit Sendungen in die katalanische Hauptstadt bei mehr als einer Million Euro im Jahr liegt. Davon dürfte es so manche geben, doch bei Amazon besteht nicht einmal ansatzweise ein Zweifel daran, dass ein solches Volumen deutlich übertroffen wird.
Verbessert werden sollen mit der neuen Steuer die Luft in der Stadt und die allgemeine Lebensqualität der Menschen. Funktionieren soll das, indem Lieferungen an Abholzentren von der Regelung ausgenommen werden. Wer sich für eine solche Zustellmethode entscheidet, kann in Barcelona beim Online-Shopping künftig also wohl ein paar Euro sparen. Die Lieferfahrer müssten dadurch potenziell weniger einzelne Adressen anfahren, was den Verkehr in der Theorie entlasten dürfte.
Gefahr für Amazon?
Ebenfalls erhofft Barcelona sich, dass durch höhere Preise beim Online-Shopping der lokale Einzelhandel wieder stärker gefragt sein wird. Ob das letztlich in der Praxis auch so funktionieren wird, bleibt selbstredend abzuwarten. Für Amazon ergeben sich erst einmal keine größeren Risiken, da die zusätzliche Steuer direkt auf den Normalpreis aufgerechnet werden darf. Am Ende zahlt hier also der Verbraucher, welcher sich für eine Bestellung beim Online-Giganten entscheidet.
Sorgen machen könnten Anleger sich allerdings darüber, dass das Ganze Schule machen und künftig auch in anderen Millionenstädten zum Einsatz kommen könnte. Zahlreiche Metropolen dürften sich genau ansehen, was das Ganze in Barcelona in Zukunft bewirkt. Damit die Gerichte das Vorhaben nicht schnell wieder kassieren, wurden die entsprechenden Gesetze drei Jahre lang auf mögliche Lücken geprüft. Die Stadt geht damit im Rücken sehr selbstbewusst voran.
Steter Tropfen höhlt den Stein
Erste Umfragen ergeben ein eher gelassenes Bild in der Bevölkerung von Barcelona. Die allermeisten scheinen ihr Konsumverhalten trotz der Amazon-Steuer nicht ändern zu wollen. Doch zwischen Umfragen und der Praxis liegen oftmals Welten, das haben uns so manche politische Wahlen der letzten Jahre gelehrt. Es wird daher spannend zu sehen sein, ob und welche Veränderungen sich in Barcelona nun ergeben werden. Eine direkte Gefahr für die Amazon-Aktie sehe ich für den Moment noch nicht. Doch das Ganze ist ein weiterer kleiner Nadelstich für einen Konzern, der mit seinem Kerngeschäft ohnehin schon etwas ins Wanken geraten ist.
Inflationsbedingt befindet sich die Konsumlaune im Keller und noch höhere Preise, wenn auch nur in einer Stadt, sind da keine besonders erbauliche Nachricht. Zudem könnte die Amazon-Steuer bei Erfolg schnell von weiteren großen europäischen Städten adaptiert werden. Da gibt es mehr als genug Gründe, um das Ganze im Auge zu behalten. An der Börse machen die Aktionäre sich derweil weiterhin um Zinssteigerungen und Konsumflaute ihre Gedanken und die Amazon-Aktie befand sich zuletzt weiterhin im Sinkflug. Bei Handelsschluss am Donnerstag standen nur noch 85,63 Euro auf dem Ticker. Auf Jahressicht sind Verluste von 36,8 Prozent zu beklagen.
03.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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