Amazon dämpft die Erwartungen, Intel trotz tiefroter Zahlen im Aufwind, TUI dümpelt im Niemandsland herum und Nel ASA mausert sich endlich wieder
Der Blick der Anleger richtet sich stets nach vorn
Dieser Tage stehen die Quartalszahlen der Konzerne mal wieder im Vordergrund. Enttäuschung und Euphorie liegen hier oftmals nah beieinander. An der Börse sind dabei Zahlen aus der Vergangenheit weniger interessant als die Zukunftsaussichten. Schließlich lässt sich in die Vergangenheit nur schwer investieren. Entsprechend verhält sich nicht jede Aktie so, wie es manch einer vielleicht intuitiv erwarten würde.
Für Amazon (US0231351067) gab es in dieser Woche ein Wechselbad der Gefühle. Die Zahlen fielen durch die Bank besser als erwartet aus, wofür die Bullen sich zunächst noch mit guten Kursgewinnen bedanken und die Aktie an den hiesigen Märkten erstmals seit Längerem wieder an der 100-Euro-Marke kratzen ließen. Am Freitag war es mit der guten Stimmung aber schon wieder vorbei. Abschläge von 3,64 Prozent fraßen sämtliche Kursgewinne der Woche und noch ein bissche mehr auf. Zum Wochenende stehen 95,45 Euro auf dem Ticker.
Ausschlaggebend dafür waren Aussagen von Amazon, laut denen das Wachstum im Cloud-Bereich im April noch geringer ausgefallen wäre als im ersten Quartal. In den kürzlich vorgelegten Zahlen ging es zwar aufwärts, allerdings nicht unbedingt in einem Tempo, wie es sich die Anteilseigner gewünscht hätten. Dass sich nun noch ein weiterer Dämpfer ankündigt, lässt viele Anleger ein wenig desillusioniert zurück.
Intel mit Kurssprung nach Rekordverlust
Ein ziemlich gegensätzliches Bild tut sich bei der Aktie von Intel (US4581401001) auf. Der Chip-Hersteller informierte kürzlich über den höchsten Quartalsverlust der Unternehmensgeschichte und die Zahlen glichen einem Blutbad. Dennoch kletterte die Aktie um 6,3 Prozent auf 28,35 Euro. Das liegt schlicht daran, dass die Märkte im Vorfeld mit noch schlechteren Ergebnissen gerechnet hatten. Zudem wird die Schwäche in erster Linie auf die Schwäche im PC-Markt und den Hype während der Corona-Jahre zurückgeführt.
Perspektivisch lässt sich hier irgendwann eine Besserung vermuten und so sind die Anleger guter Dinge. Allerdings scheint es etwas sehr bequem, die tiefroten Zahlen bei Intel nur auf allgemeine Entwicklungen zurückzuführen. Der Konzern hat technologisch in den letzten Jahren etwas verschlafen und viele Marktanteile verloren. Das soll nicht bedeuten, dass es zwingend weiter abwärts gehen wird. Anleger sollten dies aber im Hinterkopf behalten.
TUI macht sich frei
Bei TUI (DE000TUAG505) machte derweil die Meldung die Runde, dass der Konzern sich endlich der Staatschulden entledigen konnte, inklusive Zinsen und Zulagen für das Verzichten des Kreditgebers auf Inanspruchnahme einer Umwandlung in Aktien. Lediglich eine Kreditlinie der KfW-Bank behält TUI für den Moment noch, steht ansonsten aber wieder vollständig auf eigenen Füßen. Das ist zweifellos eine gute Nachricht, allerdings bedurfte es einer echten Kraftanstrenung, dieses Ziel zu erreichen.
Am meisten beigesteuert haben dazu die Aktionäre mit der letzten, massiven Kapitalerhöhung. Jene ist endlich über die Bühne, hinterlässt allerdings ihre Spuren. Die TUI-Aktie notiert zum Wochenende mit 5,78 Euro nur unweit entfernt vom 10-Jahres-Tief bei 5,63 Euro und ohne den letzten Reverse Split würden wie hier schon lange auf einen Pennystock blicken. Tatsächlich ist die Bewertung noch niedriger als während des Corona-Crashs 2020. Da lässt sich die Frage stellen, ob die jüngsten Erfolge sich nicht als Pyrrhus-Sieg erweisen wegen. Mit Sicherheit werden wir das aber, wie immer, erst im Nachhinein wissen.
Nel ASA auf dem richtigen Weg
Kurz vor dem Verfall zum Pennystock punktete Nel ASA (NO0010081235) in dieser Woche noch einmal mit sehr ansehnlichen Zahlen und vor allem einem besser als erwarteten Auftragsbestand. Das führte an den Märkten zu viel Versöhnung und der Abwärtstrend wurde mindestens für den Moment gestoppt, vielleicht sogar ins Gegenteil verkehrt. Bereits am Donnerstag schossen die Kurse um rund 17 Prozent in die Höhe. Am Freitag ging es um weitere 2,8 Prozent aufwärts.
Die Nel ASA-Aktie landete damit schließlich bei 1,24 Euro und damit ein gutes Stückchen über der sehr wichtigen Linie bei 1,20 Euro, die eigentlich schon verloren schien. Das ist ein wichtiges Signal, ausruhen können die Bullen sich aber nicht. Noch bleibt abzuwarten, ob die Erholung sich auch verfestigen wird. Argumente dafür gäbe es zweifellos, aber leider keinerlei Garantien.
Hoffnung macht sich breit
Natürlich gibt es nicht nur gute Neuigkeiten in der Berichtssaison, tendenziell macht sich derzeit aber gute Stimmung breit. Dem gegenüber stehen wieder aufgeflammte Sorgen um den Zustand von US-Regionalbanken, welche für viel Unruhe an den Märkten sorgten und dies wahrscheinlich auch noch ein Weilchen länger tun werden. Es fehlt da mehr oder weniger buchstäblich an sicheren Banken. Doch das ist für Anleger wohl wahrlich nichts Neues.
29.04.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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