Pünktlich zum Prime Day startet Amazon seinen digitalen Einkaufshelfer Rufus in den USA und will damit ein neues Zeitalter einläuten
Löst bei Amazon die KI die Suchmaske ab?
Als diese Zeilen entstanden, startete Amazon gerade seine aktuelle Rabattaktion in Form des Prime Day. Einmal mehr sollen teils kräftige Rabatte nicht nur Kunden anlocken, sondern diese gleich auch zum Abschluss eine Prime-Abos überreden, sofern ein solches noch nicht vorhanden ist. In den vergangenen Jahren zeigte sich die sommerliche Rabattschlacht als äußerst effektiv, um die Konsumstimmung wieder etwas anzukurbeln.
Genau das kann Amazon (US0231351067) derzeit sehr gut gebrauchen, denn die Konsumlaune bewegt sich noch immer auf eher niedrigem Niveau. Die Inflation hat ihre Spuren im Portemonnaie der Verbraucher hinterlassen und gerade große Anschaffungen werden da gerne mal nach hinten verlegt, wenn nicht gar gleich ganz aufgegeben. Im vergangenen Jahr zeigte sich aber, dass selbst oder gerade in solchen Zeiten der Prime Day für ansehnliche Umsatzsprünge sorgen kann.
An der Börse spielt der Einzelhandel bei Amazon aber ohnehin seit geraumer Zeit nur noch eine untergeordnete Rolle. Viel mehr im Vordergrund stehen das Thema KI und damit verbundene Wachstumschancen. Da passt es zeitlich perfekt, dass Amazon zum Prime Day gleich eine frische KI-Funktion vorstellt, wenn auch zunächst nur in den USA.
Rufus geht bei Amazon in den Start
Wie das Portal „heise.de“ berichtet, wird Rufus in Übersee pünktlich zum Start des Prime Day für alle Nutzer zur Verfügung stehen. Zuvor war der Zugriff nur einigen ausgewählten Anwendern im Rahmen von Testläufen vorbehalten. Hinter dem System steckt eine Art digitaler Einkaufsberater. Der soll aber über bisherige Ansätze weit hinausgehen und Antworten auf Fragen der Nutzer mit einem echten Mehrwert versehen. Als Beispiel dafür nennt Amazon die Frage nach einem Poolschirm für Florida. Rufus soll darauf nicht nur mit Produktempfehlungen, sondern gleich auch einer aktuellen Wettervorhersage reagieren.
Auch bei einfachen Fragen soll Rufus das Einkaufserlebnis verbessern, indem mit einer qualitativ hochwertigen Antwort statt etwas angestaubt wirkenden und schier endlosen Produktlisten reagiert wird. Abseits des Einkaufs soll die KI zudem dabei helfen, Informationen über das eigene Nutzerkonto zu erhalten, ohne sich durch verschachtelte Menüs zu klicken. Die Bedienung ist wahlweise er Textprompt oder via Spracheingabe möglich. Nutzer können also künftig mit Amazon reden, wie sie es mit einem menschlichen Verkäufer tun würden.
Auf diesem Wege sollen sich auch Lieferzeiten und andere Details erfragen lassen. Die klassische Suchmaske soll dadurch in den Hintergrund gedrängt, vielleicht mittelfristig sogar vollständig abgeschafft werden. Welche Pläne Amazon hier konkret schmieden könnte, bleibt momentan aber noch offen. Das gilt auch für einen möglichen Start von Rufus in anderen Ländern. Dem dürften noch Sprachschwierigkeiten im Weg stehen und in der EU spielen vielleicht auch datenschutzrechtliche Überlegungen bei der Verzögerung der Einführung eine Rolle.
Zweifelhaft
Obschon der KI-Boom noch immer sehr lebendig ist, fallen die Börsianer längst nicht auf alles herein, was diese Technik auch nur entfernt irgendwie nutzen könnte. Auf die Ankündigung rund um die Einführung von Rufus reagierten die Anteilseigner am Montag eher verhalten. Der Aktienkurs von Amazon ließ um 0,9 Prozent bis auf 192,72 US-Dollar nach. Ob hier tatsächlich gerade eine Revolution im Online-Shopping angestoßen wird, davon ist längst nicht jeder überzeugt.
Auch ich selbst habe da so meine Zweifel. Es mag eine nette Spielerei sein, sich mit dem KI-Assistenten über den eigenen Einkauf zu unterhalten. Schneller und effektiver dürfte es aber nach wie vor sein, die klassische Suche zu verwenden. Nur so lassen sich letztlich auch vernünftige Vergleiche mit der Konkurrenz anstellen. Dennoch ist es richtig und wichtig, dass Amazon bei der KI manchen Schritt nach vorne wagt und sich damit eine bequeme Ausgangslage für die Zukunft sichert. Mit oder ohne KI verspricht der Prime Day die Umsätze wieder anzukurbeln, was wiederum bei den Anlegern wieder für bessere Laune sorgen können. Die Aussichten bleiben grundsätzlich daher freundlich.
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16.07.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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