Amazon kündigt weitere Investitionen in Deutschland an, welche vorherige Projekte sogar noch einmal übertreffen
Zumindest bei Amazon ist Deutschland als Standort noch heiß begehrt
Seit Monaten schon macht sich hierzulande eine schwer negative, teils pessimistische Stimmung breit. Die Anzeichen für eine nachlassende Attraktivität Deutschlands als Wirtschaftsstandort mehren sich und einige besonders kritische Naturen bemühen immer wieder den Ausdruck der Deindustrialisierung. Dass aber noch längst nicht jeder Großkonzern das Interesse verloren hat, beweist nun einmal mehr Amazon.
Erst im Mai kündigte Amazon (US0231351067) an, stolze 7,8 Milliarden Euro in den Aufbau eines neuen Rechenzentrums für die „AWS European Sovereign Cloud“ in die Hand nehme zu wollen. Der erste Standort dafür soll in Brandenburg entstehen. Nun legt der Online-Gigant noch einmal nach. Aus der Deutschlandzentrale in München wurde am Donnerstag verkündet, dass auch im Rhein-Main-Gebiet neue Ressourcen für das rapide wachsende Geschäft von Amazon Web Services (AWS) entstehen sollen.
Der Standort ist nicht zufällig gewählt. In Frankfurt am Main befindet sich einer der größten, wenn nicht der größte Internetknoten auf dem Planeten. Hunderte Netzwerke laufen hier zusammen, wodurch die Region sich für Rechenzentren anbietet. Auch viele Konkurrenten von Amazon sind hier bereits aktiv und zum Teil mit weiteren Expansionen beschäftigt. Im vergangenen Jahr eröffnete beispielsweise Google ein neues Cloud-Rechenzentrum im nur knapp 30 km entfernten Hanau.
Amazon kleckert nicht
Für die nun angekündigte Investition nimmt Amazon noch einmal mehr Geld in die Hand. Rund zehn Milliarden Euro sind eingeplant, womit sich die Gesamtinvestition in Deutschland bis zum Jahr 2026 auf 17,8 Milliarden Euro belaufen sollen. Wohlgemerkt stemmt der Konzern all das aus eigener Tasche und verlässt sich nicht auf staatliche Zuschüsse. Amazon hat also ein ureigenes Interesse an der Expansion in Deutschland und Europa.
Das ist nachvollziehbar, da auch hier die Nachfrage nach Cloud Computing und KI-Anwendungen aller Voraussicht nach schwer zunehmen wird. Allerdings machen EU-Vorgaben es US-Unternehmen schwer, davon ohne Server vor Ort profitieren zu können. Amazon rüstet sich mit neuen Rechenzentren sowohl für bereits bestehende Vorgaben der EU als auch mögliche weitere Einschränkungen. Nutzer werden ihre Daten zwar auch in Zukunft in die Obhut eines US-Konzerns übergeben. Sofern diese aber auf Rechnern auf dem Kontinent gespeichert werden, ist dies aus Sicht der EU-Behörden ein Stück weniger brisant.
Lohnen soll sich die Investition auch für Deutschland als Wirtschaftsstandort. Amazon stellt Tausende neue Arbeitsplätze in Aussicht. Sowohl im eigenen Unternehmen als auch bei Zulieferern sollen jene entstehen. Zudem rechnet der Konzern vor, dass die neuen Standorte in Zukunft bis zu 15 Milliarden Euro zum BIP in Deutschland beitragen könnten. Es mag sich nur um eine Einzelinvestition handeln, die aus der aktuellen Flaute noch lange kein Wirtschaftswunder macht. Dennoch hat das Ganze aufgrund der enormen Dimensionen ein hohes Gewicht.
Immer gerne gesehen
Gewürdigt werden die Ambitionen von Amazon im Cloud- und KI-Segment auch an der Börse. Dort konnte die Aktie sich gestern um 1,8 Prozent bis auf 186,10 US-Dollar verbessern und damit weiter mit dem Rekordhoch bei 191,70 Dollar flirten. AWS steht bei den Anteilseignern nach wie vor klar im Mittelpunkt. Denn nicht nur konnte Amazon dort zuletzt das größte Wachstum erzielen. Da darin auch KI-Bemühungen enthalten sind, verspricht der Sektor für die Zukunft ebenfalls die besten Aussichten.
In den Hintergrund tritt dabei der klassische Online-Handel, wofür Amazon bei den meisten Verbrauchern noch immer bekannt ist. Zwar arbeitet der Konzern auch hier an Expansionen und eröffnet fleißig neue Logistikstandorte. Auswirkungen auf den Aktienkurs sind seit dem KI-Hype aber kaum noch zu spüren. Vieles spricht dafür, dass sich daran in absehbarer Zukunft nicht viel ändern wird.
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21.06.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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