Amazon stellt seinen eigenen Chatbot vor, der voll und ganz auf die Bedürfnisse von Geschäftskunden ausgerichtet ist
Es geht voran
So mancher Tech-Riese wurde vom durchschlagenden Erfolg von ChatGPT kalt erwischt. Auch Amazon hatte in Sachen KI zunächst wenig vorzuweisen. Es dauerte nicht lange, bis das Unternehmen ankündigte, eigene Lösungen auf den Weg zu bringen. Nun wurde eine solche unter dem knappen Namen „Q“ am Dienstag offiziell angekündigt. Dahinter versteckt sich ein Chatbot, der sich speziell an Unternehmenskunden richtet.
Die Funktionsweise von Q entspricht im Prinzip erstmal jener von ChatGPT und Konsorten. Den größten Unterschied macht Amazon (US0231351067) dabei, an wen sich das Ganze richtet. Profitieren sollen von dem Dienst vor allem Unternehmen, die mit der Software diverse Aufgaben erledigen lassen können. Als Beispiele wurden Textentwürfe oder das Zusammenfassen von Dokumenten genannt. Die KI wird also eher einfache, aber manchmal recht zeitintensive Aufgaben übernehmen können. Damit das auch fehlerfrei gelingt, bedient sich Amazon der Daten von Unternehmen.
Wer den Chatbot nutzen möchte, der wird Amazon zwangsläufig Zugriff auf weite Teile der eigenen Unternehmensdaten gewähren müssen. Damit soll ausgeschlossen werden, dass die KI „halluziniert“. Damit wird der Effekt beschrieben, dass die System schon mal unlogische und falsche Antworten liefern können. Amazon betont aber selbstredend, mit den Kundendaten behutsam umzugehen und diese nicht für das Training von KI-Systemen zu verwenden. Zudem soll es Möglichkeiten geben, den Zugriff einzelner Nutzer einzuschränken. Wer also keinen Zugriff auf bestimmte Dokumente innerhalb eines Unternehmens hat, soll sich entsprechende Informationen auch nicht durch die KI erschleichen können.
Amazon: KI nach Wunsch
Weitere Anpassungsmöglichkeiten soll es wohl auch bei der Art und Weise geben, wie die KI arbeitet. In Aussicht gestellt wird beispielsweise, dass eine Bank bei der Konfigurierung eines Online-Assistenten eine Anlageberatung grundsätzlich untersagen kann. Versprochen wird unter dem Strich ein fortgeschrittenes und weit individualisierbares Erlebnis, welches sich an die unterschiedlichen Anforderungen von kleinen und großen Unternehmen anpassen lässt.
Beobachter sehen in dem Ansatz großes Potenzial, was nicht nur auf die reine Funktionsvielfalt zurückgeführt wird. Als bedeutend wird auch empfunden, dass Amazon das Ganze eng mit seiner Cloud in Form von AWS vernetzt. Die KI erhält Zugriff auf sämtliche Funktionen innerhalb jener, was den Anwendern die Arbeit erheblich erleichtern kann. AWS gilt in der Branche als führend und wird in unzähligen Unternehmen eingesetzt. Durch die geradezu erschlagende Funktionsvielfalt kann es aber schon mal zu Verwirrung kommen.
In der Theorie wird es in Zukunft ausreichen, der KI eine bestimmte Aufgabe zu stellen. Jene wird dann die AWS-Datenbanken und Funktionen selbständig durchforsten, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Es braucht nicht allzu viel Fantasie, um sich hier massive Vorteile für den täglichen Workflow vorzustellen. Eine Integration soll zudem mit Anwendungen von etwa 40 weiteren großen Unternehmen stattfinden. Die KI erhält beispielsweise Zugriff auf Lösungen von Google, Microsoft und Salesforce.
Es geht voran
Amazon wagt mit Q einen wichtigen Schritt nach vorne. Ob das Ganze sich gegen bereits bestehende Systeme durchsetzen können wird, bleibt freilich noch offen. Interessant für die Anleger ist aber wohl, dass mit dem Ansatz auch tatsächlich Geld verdient werden soll. 20 US-Dollar pro Monat uns Nutzer ruft Amazon für den Anfang aus. Ob die Gebühren noch ansteigen könnten, ließ der Konzern offen.
Unbedingt abgeneigt sind die Anleger den Ambitionen von Amazon im KI-Segment nicht und der Aktienkurs hält sich derzeit stabil auf hohem Niveau. Eine neuerliche Rallye konnte aber noch nicht ausgelöst werden. Am Mittwoch musste die Amazon-Aktie leichte Verluste in Höhe von 0,66 Prozent verkraften, was den Kurs auf 133,32 Euro zurückbeförderte. Das 52-Wochen-Hoch bei 136,54 Euro bleibt aber in Schlagweite. KI spielt bei der sehr ansehnlichen Performance der Amazon-Aktie eine große Rolle. Die Bullen sind daher auf Meldungen aus diesem Bereich angewiesen.
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30.11.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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