Laut der US-Regierung verletzt sich annähernd die Hälfte der Lagerarbeiter von Amazon während des Prime Day
Amazon wehrt sich entscheiden gegen die Vorwürfe
Der Prime Day bei Amazon hat mittlerweile zu einem Ende gefunden. Während Unternehmen und Aktionäre auf einen kräftigen Umsatzschub hoffen, macht man sich in der US-Regierung Sorgen um die Sicherheit der Angestellten. Denn eine einjährige Untersuchung soll zu dem Ergebnis gekommen sein, dass der Prime Day wesentlich zu einer erhöhten Anzahl von Verletzungen bei Lagermitarbeitern beitrage.
Zu diesem Schluss kommt zumindest ein Ausschuss des US-Senats, der sich mit genau diesem Thema beschäftigt hat. Verwiesen wird in einem entsprechenden Bericht auch auf Zahlen von Amazon selbst. Im Jahr 2019 meldete Amazon (US0231351067) während des Prime Day zehn Verletzungen je 100 Lagerarbeiter. Bereits das sei etwa doppelt so hoch wie der Durchschnitt in der Branche, heißt es. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die tatsächliche Anzahl an Verletzungen noch sehr viel höher ausfällt.
Von bis zu 45 Verletzungen je 100 Lagerarbeitern ist die Rede, womit „fast die Hälfte“ der dort Beschäftigten betroffen sei. Ob diese Zahl den Tatsachen entsprechen mag oder nicht, lässt sich auf die Schnelle nicht überprüfen. Allerdings gibt es schon seit Langem harsche Kritik an den Sicherheitsbedingungen bei Amazon und Verletzungen treten bei Lagerarbeitern tatsächlich ziemlich regelmäßig auf. Amazon selbst will den Bericht dennoch nicht einfach so stehenlassen.
Amazon reagiert mit Gegenvorwürfen
Eine Sprecherin von Amazon wirft dem Ausschuss vor, pauschale und ungenaue Schlussfolgerungen gezogen zu haben. Zudem würden teils mehrere Jahre alte Dokumente falsch dargestellt und es seien im Bericht sowohl fehlerhafte Analysten als auch sachliche Fehler vorhanden. Konkret bezogen wurde sich etwa darauf, dass Amazon in Zeiten eines hohen Einkaufsaufkommens nicht mit genügend Personal ausgestattet sei. Allzu sehr ging man ansonsten aber nicht ins Detail darüber, wo genau im Bericht die gröbsten Schnitzer zu finden sein könnten.
Die Reibereien dürften sich noch eine Weile fortsetzen. Ob auf Amazon Sanktionen zukommen könnten, sollte die Sicherheit unter den Lagerarbeitern sich in Zukunft nicht deutlich verbessern, bleibt offen. Verpflichtet ist der Konzern bereits zur Veröffentlichung von Quoten. Dem kam man in Kalifornien aber allem Anschein nach nicht oder nicht vollumfänglich nach, weshalb im Juni eine Geldstrafe gegen Amazon ausgesprochen wurde, wie der „Business Insider“ berichtet. Auf die leichte Schulter nehmen kann der Konzern das Ganze wohl kaum.
Auf den ersten Blick scheinen sich auch die Anleger so ihre Gedanken zu machen. Die Amazon-Aktie gab am Donnerstag um 2,2 Prozent bis auf 183,75 Dollar nach. Das dürfte allerdings zu weiten Teilen mit der schwer gedrückten Stimmung im Tech-Segment zusammenhängen. Die jüngsten Äußerungen von Donald Trump zu Taiwan und Spekulationen über weitere Handelsbeschränkungen der USA gegenüber China haben zu einer dezenten Panik im Sektor geführt.
Amazon in unruhigen Gewässern
Zunächst waren von Abverkäufen vor allem Hardware-Konzerne wie Nvidia und AMD betroffen. Mittlerweile zeigen sich aber auch bei Software-Unternehmen und Online-Konzernen die Effekte von Anlegern, die mit immer mehr Verunsicherung zu kämpfen haben. Es scheint, als sei der US-Wahlkampf endgültig an der Börse angekommen und würde vor den bislang so hervorragend performenden Tech-Riesen keinen Halt machen.
Unabhängig vom Verletzungsrisiko bei Lagerarbeitern nimmt damit das Risiko für Aktionäre tendenziell zu. Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden vier Monaten die Volatilität deutlich erhöht sein dürfte. Denn bis zur Wahl im November werden Demokraten und Republikaner mit Sicherheit noch die eine oder andere Spitze zum Besten geben, welche Einfluss auf die Aktienmärkte und den KI- sowie Tech-Sektor ganz speziell nehmen dürfte. Anleger sind deshalb gut beraten damit, sich auf eine etwas stürmischere See einzustellen, wenngleich noch nicht zwingend gesagt ist, dass der generelle Aufwärtstrend bei Amazon nun schon zu seinem Ende gefunden hat.
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19.07.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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