Streikaufruf bei Amazon zum Black Friday, bei Tesla hält der Arbeitskampf in Schweden an, Nel ASA bekommt die Unlust der Bullen zu spüren und die Lufthansa wartet auf die EU-Kommission
Wann platzt der Knoten endlich?
Börsenunternehmen streben stets nach Wachstum, was sie ihren Aktionären auch schuldig sind. Doch selbst mit dem besten Plan ist man vor Gegenwind nicht gefeit. Manchmal treten Hindernisse auf, welche die Entwicklung schon mal auf der Stelle treten lassen, was bei den Anlegern auch schon mal für Frust sorgen kann.
Ganz bewusst legen am heutigen Freitag einige Mitarbeiter von Amazon (US0231351067) in Deutschland ihre Arbeit nieder. Ausgerechnet am Black Friday, einem der wichtigsten Shopping-Tage im Jahr, rief die Gewerkschaft Verdi zu einem weiteren Streik auf. Natürlich handelt es sich dabei nicht um einen Zufall, sondern um knallhartes Kalkül. Schon seit über zehn Jahren kämpft Verdi in Deutschland für bessere Arbeitsbedingungen von Amazon-Mitarbeitern. Die Erfolge sind bisher sehr überschaubar.
Amazon weigert sich beharrlich, Flächenverträge aus dem Einzel- und Versandhandel anzuerkennen und bisher störten die Streiks die Betriebsabläufe nur unwesentlich. Das liegt auch daran, dass hierzulande längst nicht jeder Angestellte von Amazon auch Mitglied bei einer Gewerkschaft ist. Die Anleger kennen das Spielchen bereits und reagieren gelassen. Die Amazon-Aktie verlor am Donnerstag zwar um 0,9 Prozent an Wert, blieb mit einem Schlusskurs von 133,90 Euro aber in der Nähe des Rekordhochs bei 136,54 Euro.
Tesla: Musk spricht von „Irrsinn“
Bei Tesla (US88160R1014) nehmen die Streiks in Schweden mittlerweile schon ganz andere Ausmaße an. Zunächst lehnten sich Ende Oktober etwa 130 Beschäftigte von zehn Tesla-Werkstätten gegen den Elektroautobauer auf. Diesem Beispiel folgten in diesem Monat fast 500 weitere Angestellte aus Werkstätten, in denen auch Fahrzeuge anderer Hersteller repariert werden. Mittlerweile zeigt selbst die Post sich solidarisch und stellt keine Kennzeichen mehr an Standorte von Tesla zu.
Ziel des Ganzen ist es, Tesla zum Abschluss eines Tarifvertrags zu bringen. Das lehnen Konzern und auch CEO Elon Musk bisher aber kategorisch ab. Musk äußerte sich via X nun erstmals zu den Streiks, wie „n-tv“ berichtet. Er kommentierte den Tweet eines anderen Nutzers über den Streik in Schweden knapp mit den Worten, dass es sich dabei um „Wahnsinn“ handele. Das klingt nicht danach, als würde er über Kompromisse nachdenken. Medienberichten zufolge wurde auch bereits eine Lösung für das Post-Problem gefunden. Nummernschilder werden nun anscheinend schlicht per Kurier zugestellt.
Nel ASA: Es hat nicht sollen sein
Nel ASA (NO0010081235) hat momentan zwar nicht mit Arbeitsniederlegungen zu kämpfen. Dafür scheinen an der Börse aber die Bullen zu streiken. Nach einem kleinen Ausflug über die Marke bei 0,70 Euro blieben Anschlusskäufe aus und der Traum vom Übergang in einen nachhaltigen Aufwärtstrend platzte schnell wieder. Am Donnerstag wurde die charttechnische Unterstützung nun deutlich verfehlt. Verluste von rund 4,7 Prozent ließen den Kurs bis auf 0,66 Euro zurückfallen.
Etwas Support zeigt sich noch bis zur Linie bei 0,64 Euro; allzu viel Verlass ist darauf aber wahrscheinlich nicht. Noch immer stören sich viele Aktionäre an ausbleibenden neuen Aufträgen und die Stimmung könnte kaum tiefer hängen. Neuerliche Tiefststände sind nach den jüngsten Rückschlägen im Chart leider nichts, was sich kategorisch ausschließen ließe.
Lufthansa: Schützenhilfe aus Berlin
Die Lufthansa (DE0008232125) würde derweil nur allzu gerne bei der geplanten Übernahme der italienischen Airline ITA durchstarten und das Unternehmen in die schwarzen Zahlen befördern. Es ist aber weiterhin vollkommen unklar, dann die Sache endlich ins Rollen kommen könnte. Bisher stellt sich die EU-Kommission quer, welche die Übernahme an diverse Auflagen zu koppeln gedenkt. Unter anderem soll die Lufthansa ihr Angebot an Langstrecken ab München und Frankfurt reduzieren.
Bewegung in der Sache gab es zuletzt kaum. Immerhin macht nun aber auch die Politik Druck. Sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz als auch die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni forderten von der EU-Kommission eine schnelle Entscheidung über den beabsichtigen Einstieg der Lufthansa bei ITA. Angedacht ist, zunächst 41 Prozent der Anteile zu erwerben und die Airline zu einem späteren Zeitpunkt vollständig zu übernehmen. Das Wartespielchen kommt bei den Aktionären nicht allzu gut an. Die Lufthansa-Aktie verlor gestern um knapp zwei Prozent an Wert und landete bei 7,82 Euro.
Geduld ist eine Tugend
Gerade an der Börse ist Geduld oftmals von entscheidender Bedeutung. Wer nur über genügend Sitzfleisch verfügt, der kann schon mal ein scheinbares Verlustgeschäft zu einem großen Gewinn mutieren lassen. Doch dummerweise lässt sich das trotz aller historischen Beispiele im Voraus nie garantieren und in der Praxis fällt die Geduld dann doch eher gering aus, je mehr die Unsicherheit zunimmt. Viel lieber als eine Zitterparte wären den Aktionären der Börsenkonzernen klare Verhältnisse. Doch es liegt in der Natur der Sache, dass die Zukunft stets mit Fragezeichen versehen ist. Immerhin kommt so keine Langeweile auf.
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24.11.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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