Die Fehler bei Amazon häufen sich, was das Unternehmen in keinem guten Licht dastehen lässt
Was läuft schief bei Amazon Deutschland?
Mit teilweise sensationellen Neuerungen machte Amazon hierzulande in den letzten Wochen von sich reden. Gleich mehrfach sorgte das Unternehmen mit einer Erhöhung des Mindestbestellwerts für kostenlosen Versand für Schlagzeilen. Statt 29 Euro waren zeitweise 39 Euro vorgesehen. Die Änderungen wurde aber stets kurz nach der Einführung wieder zurückgerollt und zumindest im Moment gibt es wieder ab 29 Euro Lieferungen ohne Versandkosten.
Nun lässt sich darüber diskutieren, ob Amazon (US0231351067) aufgrund des Aufschreis der eigenen Kundschaft zurückgerudert ist. Das Unternehmen selbst jedenfalls gab bisher stets an, dass es sich bei der Änderung um einen „Fehler“ gehandelt habe. Das soll an dieser Stelle zwar nicht angezweifelt werden. Doch es ist tatsächlich einigermaßen schwer vorstellbar, wie ein solcher Fehler entstehen soll – und das gleich mehrfach in einem sehr überschaubaren Zeitraum.
Die Fehler bei Amazon scheinen sich auch zu häufen. Kürzlich fiel Nutzern des Schnäppchen-Portals „mydealz“ auf, dass bei Amazon die Rückgabefrist verlängert wurde, und das nicht zu knapp. Bei Artikeln, die von Amazon selbst verkauft und verschickt wurden, stand eine Information, laut der Rücksendungen bis zu 180 Tage nach dem Kauf möglich seien, und das sogar rückwirkend. Wer also beispielsweise vor sechs Wochen eingekauft hat, hatte scheinbar die Möglichkeit, Artikel wieder gegen Erstattung des Kaufpreises zurückzuschicken.
Amazon hat aber auch hier schon wieder zurückgerudert und die bei Nutzern eigentlich sehr gern gesehene Änderung wieder rückgängig gemacht. Es bleibt also alles beim Alten, was in den Worten des Händlers selbst bedeutet, dass „die meisten Artikel“ eine 30-tägige Rückgabegarantie erhalten. Gleichzeitig wurde angekündigt an einer Lösung des Problems zu arbeiten.
Chaos bei Amazon?
Fehler können passieren und je größer ein Unternehmen ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit für unliebsame Entwicklungen. Bei Amazon nehmen die Probleme aber eine Frequenz an, über die sich Anleger durchaus Sorgen machen könnten. Wenn Fehler dieser Art, die durchaus großen Einfluss auf die Bilanzen nehmen können, sich derart häufen – womit sollen die Anleger dann in Zukunft noch rechnen?
Amazon würde sich selbst einen großen Gefallen damit tun, wenn derartige Problematiken nicht nur schnell beseitigt würden, sondern es im besten Fall gar nicht erst zu deren Entstehen kommt. Ob es sich wirklich nur um „Fehler“ handelt, darüber wird in den sozialen Medien auch schon hitzig diskutiert. Zumindest einige Beobachter sind sich recht sicher darüber, dass Amazon ganz bewusst neue Dinge ausprobiere und die Reaktion der Nutzer und der Medien analysiere. Solange es dafür keine handfesten Indizien gibt, bleibt das Ganze aber erst einmal eine Unterstellung.
Die Amazon-Aktie zeigt sich freundlicher
Die Anleger zeigen sich einigermaßen erleichtert darüber, dass Amazon beim Rückgaberecht doch noch in einem gewohnten Rahmen bleibt und damit die eigenen Risiken etwas abmildert. Zwar ist das sehr kulante Vorgehen bei Retouren zweifellos mit ein Grund dafür, dass der E-Commerce-Riese seine heutige Größe erreicht hat. Gleichwohl ist das Ganze aber auch nicht billig und je länger das Zeitfenster für Rücksendungen ausfällt, desto größer ist potenziell auch die Belastung in den eigenen Bilanzen.
Es ist daher nur im Sinner der Anleger, dass Amazon hier bisherigen Regelungen treu bleibt. Die Amazon-Aktie konnte sich gestern um 1,05 Prozent auf 92,33 Euro verbessern, bleibt aber auf einem überschaubaren Niveau. Für eine nachhaltige Erholung braucht es wohl eine wieder bessere Konsumlaune und auch gute Neuigkeiten von der Zinsfront würden helfen. Viele Anteilseigner würden es aber sicher auch gerne sehen, wenn eklatante Fehler in Zukunft nicht mehr oder zumindest nicht mehr so häufig auftreten würden. Ganz gleich, ob jene im Interesse der Anleger oder der Kundschaft sind oder nicht: je häufiger sie vorkommen, desto mehr entsteht der Eindruck, dass hinter den Kulissen hier und dort Chaos herrschen könnte.
14.02.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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