Erholung für Amazon, Tesla verliert den Anschluss mit seinem Autopilot, BioNTech mit erwartbarem Erfolg und Plug Power ist weiter beliebt bei Analysten
Die Bullen trauen sich wieder aus der Deckung
Nach einigen Tagen mit massiven Abverkäufen an den Börsen machte sich am Mittwochabend wieder Entspannung breit. Wie es bereits erwartet wurde, hat die US-Notenbank Fed den Leitzins um 0,75 Prozent erhöht und damit den größten Zinsschritt seit rund 30 Jahren begangen. Da zuvor bereits entsprechende Gerüchte gestreut wurden, war dies von den Börsianern bereits eingepreist.
Sehr gefreut haben die sich darüber, dass derartige Zinsschritte nicht zur Normalität werden sollen. Das ließ manch einen durchatmen und viele Aktien konnten sich wieder in Richtung Norden bewegen. Dazu gehörte auch Amazon (US0231351067), wo zuvor schon fast der Sturz unter 100 USD drohte. Dank Zugewinnen von 5,24 Prozent im regulären Handel und einem nachbörslichen Plus von 1,6 Prozent konnte das Papier sich nun wieder bis auf 109,39 USD steigern.
Damit einher geht freilich die Hoffnung, dass der Tiefpunkt nun überschritten sein könnte. Gewiss wird zumindest in den kommenden Tagen etwas Ruhe einkehren. Ausruhen können Anleger sich darauf aber nicht, denn sollten die Inflationsdaten für den Juni nächsten Monat wieder für eine böse Überraschung sorgen, könnte die Talfahrt der letzten Tage sich problemlos wiederholen. Zudem kommt im Juli auch langsam wieder die Berichtssaison in Fahrt, welche ebenfalls für einige Überraschungen sorgen dürfte. Gerade bei Amazon werden die Zahlen für das zweite Quartal mit Hochspannung erwartet.
Die Konkurrenz schläft nicht
Auch bei Tesla (US88160R1014) ließen sich gestern Kursgewinne feststellen. Um 2,86 Prozent ging es für den recht angeschlagenen Titel aufwärts bis auf 650,90 Euro aufwärts. Von guten Neuigkeiten wurde diese Entwicklung allerdings nicht begleitet. Stattdessen schein der US-Konzern ein wenig den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren.
Über Jahre genoss Tesla den Ruf, anderen Autobauern technologisch zwei Schritte voraus zu sein. Zumindest beim autonomen Fahren hat die Konkurrenz aber ordentlich aufgeholt. So war es Mercedes und nicht Tesla, welches als erster Unternehmen eine Zulassung für ein Auto mit vollautonomer Fahrfunktion in Deutschland erhalten hat. Aus den USA lässt sich aus Berichten der Behörden nun auch noch entnehmen, dass Tesla für die meisten Unfälle mit Autopilot verantwortlich sei. Von 392 solcher Unfälle entfallen 273 allein auf Tesla, wie „golem.de“ berichtet. Das ist einigermaßen enttäuschend, allerdings hat Tesla natürlich auch deutlich mehr entsprechend ausgestattete Fahrzeuge als andere Hersteller verkaufen können.
Keine Überraschung
BioNTech (US09075V1026) konnte derweil vermelden, in der EU für seinen Omikron-Impfstoff in das beschleunigte Zulassungsverfahren aufgenommen worden zu sein. Dabei werden Studiendaten in einem laufenden Verfahren bewertet, was letztlich eine Zulassung sehr viel früher als beim normalen Prozedere ermöglicht. Mit Blick auf die heranrollende Omikron-Welle war dieser Schritt bereits erwartet worden und an der Börse kam es zu keinen überraschten Gesichtern.
Letztlich half das Ganze zwar ein wenig, einen spontanen Kurssturz im späten Handel am Mittwoch wieder auszugleichen. Die BioNTech-Aktie schloss allerdings mit einem Minus in Höhe von 0,57 Prozent und konnte so von der wieder besseren Stimmung an den Märkten kaum profitieren. Es ist jedoch einigermaßen wahrscheinlich, dass die Anleger dies heute noch nachholen werden. Entsprechende Vorgaben aus den USA, wo es für BioNTech gestern um 2,35 Prozent aufwärts ging, sprechen jedenfalls klar für grüne Vorzeichen am heutigen Fronleichnam.
Die Krise als Chance
Bei Plug Power (US72919P2020) konnten am Mittwoch Kursgewinne von 3,5 Prozent vermeldet werden, was über die katastrophale Performance der vergangenen Tage und Wochen kaum hinwegtäuschen kann. Allein seit Jahresbeginn wurden 44,1 Prozent an Börsenwert vernichtet und mit einem Schlusskurs von 14,30 Euro hätte der Titel vom 52-Wochen-Hoch bei 41,30 Euro kaum weiter entfernt sein können.
Zumindest die Analysten von Morgan Stanley gehen aber davon aus, dass genau dieses im Laufe der Zeit wieder erreicht werden wird. In einer neuerlichen Analyse haben die Börsenexperten der US-Bank das Kursziel für Plug Power zwar von 60 auf 43 USD verringert, was umgerechnet 41,25 Euro entspricht. Nach den massiven Abwertungen bleibt aber auch damit noch ein enormes Aufwärtspotenzial und so blieb die Kaufempfehlung unangetastet. Die Krise wird zumindest hier also als eine Chance verstanden. Ob diesem Aufruf nun auch die Anleger folgen werden, bleibt abzuwarten.
Wird jetzt alles besser?
Die Spekulationen über möglicherweise noch höhere Zinsschritte dürften erst einmal ein Ende finden, was den Aktienmärkten jetzt wieder etwas auf die Sprünge hilft. Allerdings können Anleger sich eher nicht darauf verlassen, dass aus der derzeitigen Stimmung ein Dauerzustand wird. Dazu sind die Krisen zu zahlreich und die Börsianer nach wie vor viel zu nervös. Die nächste Hiobsbotschaft kommt bestimmt. Auch wenn günstige Kurse gerade einladend wirken und sich zweifellos die eine oder andere Chance bietet, so brauchen Aktionäre weiterhin ein recht starkes Nervenkostüm, um nicht beim nächsten Kursrutsch schon wieder panisch das Handtuch zu werfen.
16.06.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)