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Auto1 Group listet Aktien an der Börse

Auto1 Group strebt Milliardenerlöse mit Börsengang an

NTG24 - Auto1 Group listet Aktien an der Börse

 

Das Geschäftsmodell der Auto1 Group ist sehr schlüssig. Man besetzt eine Mittelsmann-Position und bietet dafür einen möglichst breiten und transparenten Überblick über die Verfügbarkeit und Preisfindung für Gebrauchtwagen in ganz Europa. Man bedient dabei sowohl den B2B (Gewerbehandel) als auch den B2C (Privatkundenhandel) Markt. Im B2C Bereich ist man zum einen im Ankauf („wirkaufendeinauto.de") als auch im Verkauf („Autohero.com“) mit separaten Plattformen vertreten. Im B2B Geschäft ist man mit einer Plattform („auto1.com") vertreten und bietet den Händlern zusätzlich Unterstützung bei der Vermarktung an. 

Das Ziel ist es, wie bei allen diesen Plattformen, den „the winner takes it all“ Vorteil zu erreichen. Man investiert derart viel Kapital in die Technologie und bietet den Kunden im privaten, aber auch gewerblichen Bereich so viele Serviceleistungen an, dass diese nicht mehr auf die Plattformen verzichten wollen und am Ende auch nicht mehr daran vorbeikommen, weil das Geschäftsvolumen bereits eine kritische Masse überschritten hat und man Nachteile erleidet, wenn man nicht auf der Plattform vertreten ist bzw. dort nicht nach den besten Angeboten Ausschau hält. 

 

Auto1 wächst stürmisch, ist aber noch defizitär

 

Für einen Jahresüberblick müssen wir uns mit den Eckdaten aus 2019 begnügen. So erzielte die Gruppe einen Umsatz von knapp 3,5 Mrd. Euro in mehr als 30 Ländern und ist damit nach eigenen Angaben die grösste europäische Automobilplattform. Man gibt an, mehr als 615.000 Autos über die Plattformen verkauft zu haben, was einem Durchschnittspreis von mageren 5.650 Euro / Fahrzeug entsprechen würde. Das Unternehmen gab zudem an, dass man zu Ende 2019 mehr als 4.000 Mitarbeiter beschäftigte.

Die Margen sind in diesem Geschäft hauchdünn. Von den 3,475 Mrd. Euro Umsatz, die man 2019 hereinholte, gingen sofort wieder 3,13 Mrd. Euro als direkte Umsatzkosten raus. Dem Rohertrag in Höhe von 343 Mio. Euro standen dann 435 Mio. Euro an operativen Kosten gegenüber. Vor Steuern ergab sich ein Verlust von -119 Mio. Euro, was nur unwesentlich unter dem Vorsteuerverlust von 2018 lag, der bei -126 Mio. Euro stand.

Die ersten neun Monate in 2020 waren schwierig für Auto1. Das Unternehmen weist in den Zahlen einen Umsatzrückgang von -19 % auf 2,05 Mrd. Euro aus. Parallel dazu fiel der Rohertrag um -18 % auf 203 Mio. Euro. Als Antwort auf die Schwäche im Geschäft fuhr man die Personalkosten und die sonstigen operativen Kosten drastisch herunter und konnte beim EBITDA fast den Break-Even erreichen. Vor Steuern konnte man so den Verlust im Jahresvergleich leicht drücken auf -83 Mio. Euro. Ich erwarte jedoch nicht, dass das Unternehmen nach dem Börsengang seine Kostenreduktionen aufrechterhalten wird. Wirft man einen Blick in die Liste der offenen Stellen, so ist das Wachstum im Personalbereich schon wieder stürmisch. 

 

Zeichnungsphase beginnt am Dienstag

 

Das Unternehmen kündigte jüngst die Details zum Börsengang an. Danach wird die Zeichnungsfrist am Dienstag, den 26. Januar beginnen und bis zum 02. Februar laufen. Geplant ist, dass der erste Handelstag dann Donnerstag, der 04. Februar sein wird. Die Preisspanne liegt bei 32 bis 38 Euro je Aktie und das Unternehmen wird mindestens 46,88 Mio. Aktien anbieten, wobei ein Drittel aus dem Bestand von Altaktionären stammt und die restlichen zwei Drittel frisches Kapital für das Unternehmen sind. Ist die Nachfrage hoch, hat sich Auto1 das Recht vorbehalten, die Zahl der zu platzierenden Aktien um 7,03 Millionen zu erhöhen. Der maximale Erlös aus dem Börsengang liegt also bei 2,05 Mrd. Euro. Geplant ist unter anderem damit eine bestehende Wandelanleihe abzulösen. 

Der Löwenanteil der Erlöse soll in die Tochter Autohero investiert werden. Die Plattform offeriert Gebrauchtwagen für Privatkunden, die nach Hause geliefert werden. Die gesamte Begutachtung der Fahrzeuge und der Vertragsabschluss finden online statt. Der Kunde hat dann nach Lieferung die üblichen 14 Tage Zeit, um das gelieferte Fahrzeug wieder zurückzugeben, falls es nicht seinen Ansprüchen und Erwartungen genügt. Entsprechend aufwendig und transparent stellt Autohero auf seiner Plattform nicht nur die Vorzüge der Fahrzeuge dar, sondern auch die Mängel, um die Zahl der Rückgaben klein zu halten. 

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeRückendeckung von bestehenden Investoren gibt es auch. Zwei amerikanische Investoren waren schon im vergangenen Februar eingestiegen und hatten jeweils für 50 Mio. Euro Aktien gekauft. Zum einen der Hedge Fund Lone Pine Capital und zum anderen der bekannte Start-Up Investor Sequoia, die 1972 gegründet wurde und unter anderem Risikokapital an Airbnb, Apple, Docker, DoorDash, Evernote, Google, Instagram, Klarna, Robinhood, Stripe, WhatsApp und YouTube gegeben hatten. Beide Investoren haben signalisiert, dass sie beim Börsengang Aktien im Wert von 300 Mio. Euro hinzukaufen werden. 

Eine konkrete Empfehlung zu dieser Analyse ist den Lesern des Zürcher Finanzbriefes vorbehalten. Den Zürcher Finanzbrief und die zugehörigen Empfehlungen können Sie im Rahmen eines kostenlosen Probe-Abonnements ausgiebig testen.

 

26.01.2021 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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