Starkes Geschäft im 1. Quartal - Auto1 Group erhöht die Prognose für 2021
Auto1 liefert, was Frankfurt händeringend sucht - einen neuen aufstrebenden Star
Mit Spannung waren die vorläufigen Zahlen der Auto1 Group (DE000A2LQ884) für 2020 erwartet worden. Das Konzept der Gruppe ist ausgesprochen interessant, da man versucht, die traditionell schwachen Margen im Gebrauchtwagenhandel auf gleich mehreren Ebenen zu skalieren und damit zu optimieren. Durch die nationalen Internetplattformen und die Lieferung der Fahrzeuge an die Kunden löst Auto1 das grösste Problem jedes stationären Gebrauchtwagenhändlers: Man ist nur lokal statt landesweit von Bedeutung. Gleichzeitig sorgt die Plattform dafür, dass man die Nachfrage aggregiert, damit schnell zum grössten Anbieter in diesem Bereich und am Ende zur Benchmark wird. Last but not least dupliziert man dieses Konzept in den wichtigsten europäischen Kernmärkten.
Die Autohero-Plattform konnte 2020 wegen Corona punkten. Die Zahl der verkauften Gebrauchtwagen erhöhte sich von 5.735 auf 10.153 Fahrzeuge. Ein sattes Plus von 77 %. Da der durchschnittliche Preis pro Fahrzeug von 14.196 auf 13.060 Euro sank, stieg der Umsatz in diesem Bereich etwas unterdurchschnittlicher von 81,4 Mio. Euro auf 132,6 Mio. Euro. Die Rohertragsmarge konnte Auto1 jedoch deutlich von 1,8 % auf 2,2 % erhöhen.
In den Zahlen des Geschäftsjahres 2020 ist der Einfluss der Covid-19-Krise deutlich zu erkennen. Während die Autohero-Plattform einen Schub erhielt und stärker in die Öffentlichkeit vordrang, erlitten die Gebrauchtwagenhändler aufgrund der Lockdowns einen deutlichen Einbruch beim Umsatz. Und da das Geschäft mit Gebrauchtwagenhändlern derzeit noch 15-mal grösser ist als mit Privatkunden, sank auch bei Auto1 der Gesamtumsatz entsprechend stark um -19 % von 3,48 Mrd. Euro auf 2,83 Mrd. Euro.
Auto1 konnte die Rohertragsmarge im Gesamtgeschäft aber nicht nur halten, sondern sogar leicht von 9,9 % in 2019 auf nun 10,1 % verbessern. Gleichzeitig fuhr man den betrieblichen Aufwand deutlich herunter und erreichte sogar eine Verringerung des negativen EBITDA von -92,8 Mio. Euro in 2019 auf nun -34,85 Mio. Euro. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern verbessert das Unternehmen sich von -113,4 Mio. Euro auf -64,6 Mio. Euro. Die ausserordentliche Ausweitung des negativen Finanzergebnisses zog dann aber am Ende das Ergebnis nach Steuern auf -143,6 Mio. Euro herunter nach -121,3 Mio. Euro in 2019.
Offen ist, wie stark Auto1 die Bilanz des Geschäftsjahres 2020 für den Börsengang optimiert hat. Corona ist selbstverständlich die Herausforderung des Jahres gewesen, aber Auto1 war mehr oder weniger gezwungen, an die Börse zu gehen oder sich privat frisches Eigenkapital zu besorgen, denn zum 31. Dezember 2020 weist das Unternehmen nur noch ein Eigenkapital von 4,5 Mio. Euro bei einer Bilanzsumme von 520,5 Mio. Euro aus. Wir werden also im Auge behalten müssen, wie sich die operativen Aufwendungen in 2021 entwickeln.
Fest steht, dass die Aktionäre in den kommenden Monaten mit weiteren Verwässerungen rechnen müssen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion emittierte die Gesellschaft am Abend vor der Bekanntgabe der vorläufigen Zahlen 4,53 Mio. junge Aktien, die im Wesentlichen an die beiden Gründer ausgehändigt werden. Das Paket, das aktuell rund 231 Mio. Euro wert ist, bekommen die beiden Herren für ihre Arbeit in den letzten vier Jahren, da zwei Drittel der Bedingungen, die in den ersten 24 Monaten nach dem Börsengang erfüllten werden müssen, bereits erfüllt wurden. Wo man sich die Frage stellt, wie schwer diese Bedingungen gewesen sein müssen, wenn die Herren nur einen kompletten Monat zur Erfüllung gebraucht haben.
Auto1 machte auch deutlich, dass die Aktionäre sich auf weitere Kapitalerhöhungen einstellen müssen. Man will alle Ansprüche aus dem Beteiligungsprogramm der Gründer, der Mitarbeiter-Beteiligungsprogramme und sonstige Ansprüche aus diesen Programmen mittels Kapitalerhöhungen begleichen. Jeweils unter Ausschluss der Bezugsrechte.
Auto1 verspricht neues Wachstum für 2021
Die Skalierung des Autohero-Geschäfts steht 2021 im Mittelpunkt. Ursprünglich hatte man für das Gesamtjahr mit 29.000 Gebrauchtwagentransaktionen bei Autohero gerechnet. Nachdem bisher starken Verlauf im 1. Quartal erhöhte das Unternehmen die Prognose auf nun 32.000 bis 38.000 Fahrzeuge im Gesamtjahr. Im Bereich der Händlerplattform geht Auto1 von einem Umschlag von 560.000 bis 600.000 Fahrzeugen aus. Daraus leitet der Vorstand einen voraussichtlichen Umsatz von 3,8 bis 4,2 Mrd. Euro und einen Rohertrag von 360 bis 410 Mio. Euro ab.
Ein Gewinn steht auch für 2021 nicht in Aussicht. Während die beiden Gründer sich jüngst ein Aktienpaket im Wert von einer Viertelmilliarde Euro gegönnt haben, müssen die Aktionäre im laufenden Jahr voraussichtlich mit einer bereinigten (!) EBITDA Marge von -2,0 bis -2,5 % vorliebnehmen.
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25.03.2021 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch
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