Volkswagen macht beim autonomen Fahren ernst und setzt Tesla und Co. unter enormen Druck
VW macht weiteren Schritt in Richtung Softwarekonzern und stellt überzeugende Zukunftskonzepte für autonomes Fahren vor
Die deutsche Automobilindustrie steht vor enormen Aufgaben und arbeitet momentan mit Hochdruck daran, ihren Rückstand bei den Technologien der Zukunft aufzuholen. Dabei plant Volkswagen die Einführung von Robotertaxis und autonomen Shuttleservices. Um diese Vorhaben umzusetzen, legt man besonderen Fokus auf die Erprobung und Entwicklung zuverlässiger Software.
Deutschen Automobilbauern wird oftmals vorgeworfen, den Einstieg in das digitale Zeitalter verpasst zu haben und in Sachen Software und autonomes Fahren der internationalen Konkurrenz weit unterlegen zu sein. Um die Lücke zu den Wettbewerbern von Übersee zu schließen, hatte Volkswagen (DE0007664039) in jüngster Vergangenheit das Thema Software als die größte Herausforderung der Zukunft definiert.
Robotertaxis ohne Fahrer sollen 2025 auf den Markt kommen
Nachdem man sich in den letzten Jahren auf die den Elektroeinstieg konzentrieren musste, macht man mittlerweile auch in Sachen autonomes Fahren größere Fortschritte. Im Gegensatz zur Konkurrenz setzt man von Anfang an auf die Personenbeförderung und nicht etwa auf den Güterverkehr. Konkret will man ab 2025 den finalen Übergang vom Pilotbetrieb, bei dem noch Sicherheitsfahrer hinter dem Steuer sitzen, zum vollautonomen Servicebetrieb schaffen. Dabei gehe es in erster Linie darum, dem Kunden Sicherheit und Vertrauen zu bieten. Gerade Radfahrer und Fußgänger dürften bei der Entwicklung des autonomen Fahrens nicht benachteiligt werden. Hier wird eine Technologie benötigt, die es schafft, das Verkehrschaos zu analysieren und zu ordnen.
Neues Software-Programm in Erprobung
In einem neuen Projekt arbeiten die Wolfsburger zukünftig mit der Stadt Camel im US-Bundesstaat Indiana zusammen, um ein Software-Programm für die Verkehrsanalyse zu entwickeln und zu erproben. Damit treibt der Konzern seine Transformation zum Software-Konzern weiter voran. Mit einer Vielzahl von Kameras wird nun der Verkehr von Camel analysiert. Dabei spielt der Standort dem deutschen Automobilbauer in die Karten, denn in der Stadt im Mittleren Westen der USA herrschen perfekte Umweltbedingungen, um die Analysetools für den breiten Einsatz zu testen. Darüber hinaus befindet sich die 100.000-Einwohner Stadt momentan im starken Wachstum und vervierfachte ihre Einwohnerzahl seit 1990. Camel investierte in den vergangenen Jahren stark in Rad- und Fußwege – ein weiterer Vorteil für den neuen Erprobungsstandort.
Elektrobus VW ID BUZZ soll voll autonom fahren
Für den Einstieg ins Shuttleservice-Geschäft hat Volkswagen bereits den autonom fahrenden Elektrobus ID BUZZ vorgestellt. Dieser soll das erste vollautonome Konzernmodell werden. Der vollelektrische Bus soll bereits 2022 auf den Markt kommen, zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht in der Lage sein, ganz ohne Fahrer auszukommen. Der Schritt zum komplett autonomen Fahren soll dann erst 2025 folgen. Bei der Entwicklung der autonomen Systeme für den Verkehrseinsatz arbeiten die Wolfsburger mit dem auf künstliche Intelligenz spezialisierten Technologie-Start-Up Argo-AI zusammen. Auch Ford (US3453708600) ist beim US-Start-Up investiert und möchte sich mit VW die Entwicklungskosten für leichte E-Nutzfahrzeuge teilen. Laut Medienberichten soll bereits ein Test-Einsatz des ID BUZZ bei der im kommenden Jahr stattfindenden Fußball-Weltmeisterschaft in Katar geplant sein. Weitere Feldstudien sollen ebenfalls schon in diesem Jahr starten.
Autonom fahrende Limousine für 2026 angekündigt
Mit der Elektrolimousine, welche derzeit mit dem Namen Volkswagen Project Trinity betitelt wird, möchte VW autonomes Fahren zu einem erschwinglichen Preis möglich machen. Die Limousine soll neue Maßstäbe in Digitalisierung, Reichweite und Ladegeschwindigkeit setzen. Sie soll hochautomatisiert nach Level 4 (System übernimmt komplette Fahrzeugführung) fahren können, zum Serienstart 2026 jedoch erst Level 2+ (Fahrer muss ins Verkehrsgeschehen eingreifen können) tauglich sein. Die große Überraschung am Trinity dürfte jedoch der Preis sein, denn der Bolide soll bereits ab 35.000 Euro zu haben sein – gerade mal ein wenig mehr als ein gut ausgestatteter Golf.
Schafft es VW diese Pläne umzusetzen, dann dürfte dies besonders die Konkurrenz um Tesla (US88160R1014) und Co. besonders unter Druck setzen, denn der US-Elektromobil-Hersteller wollte in Sachen autonomes Fahren eigentlich schon längst viel weiter sein, als sie momentan sind. So kündigte man bereits im Jahr 2019 an, bis Ende 2020 eine Millionen Roboter-Taxis auf den Markt zu bringen. Diese Ziele wurden jedoch weit verfehlt. Die Pläne von VW klingen hingegen besser kalkuliert und terminiert und man darf sich als Automobil-Fan oder VW-Aktionär auf die Zukunft freuen.
30.05.2021 - Tim Gerstenberg - tg@ntg24.de
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