Für BioNTech könnten Corona-Impfstoffe sich noch sehr lange Zeit lohnen
Frisches Futter für die Optimisten
Im vergangenen Jahr erzielte BioNTech mit seinem Corona-Impfstoff Milliardengewinne und mutierte innerhalb von Monaten zu einem der größten Player in der Pharmabranche. Kaum zu glauben, dass das Unternehmen vor Corona noch ein kleiner Fisch war, der den meisten Börsianern überhaupt kein Begriff gewesen sein dürfte. Die Pandemie erwies sich letztlich als Kickstart für das ehemalige Startup.
Dabei gab es allerdings immer wieder Befürchtungen, dass die imposanten Zugewinne von BioNTech (US09075V1026) mit Corona-Impfstoffen letztlich nur eine kurze Episode sein würden. Zumindes vor einem Jahr um diese Zeit gingen viele Beobachter noch davon aus, dass Corona mittelfristig keine größere Bedeutung als die Grippe haben werde und damit auch Massenimpfungen im großen Stil nicht mehr stattfinden werden.
Diese Ansicht vertreten dieser Tage allerdings immer weniger Beobachter. Mit den erneut steigenden Infektionszahlen wächst die Erwartungshaltung, dass Corona-Impfstoffe die Menschen noch sehr lange begleiten werden. Ankündigungen und Aussagen aus der Politik lassen vermuten, dass es sich um ein langfristiges Erfolgsmodell für BioNTech handeln könnte. Für den größten Auftrieb an der Börse sorgten zuletzt die USA und Kanada.
Letzteres Land stimmte die Bevölkerung kürzlich darauf ein, dass Corona noch lange nicht vorbei sei. Stattdessen würden die Menschen sich darauf einstellen müssen sich alle neun Monate gegen Covid-19 impfen zu lassen, da eine Ausrottung des Krankheitserreger mit seinem hohen Mutationspotenzial als eher unrealistisch angesehen wird. Es dürften ähnliche Überlegungen sein, welche die USA unlängst zu einer größeren Nachbestellung animiert haben. Nun machen viele Anleger sich Hoffnungen darauf, dass noch weitere Aufträge folgen könnten, und das möglicherweise noch für eine sehr lange Zeit. Das ließ den Aktienkurs von BioNTech am Donnerstag bis auf 164,65 Euro in die Höhe steigen.
Das gab es schon lange nicht mehr
Zwar bleibt BioNTech damit meilenweit entfernt von seinem Allzeit-Hoch knapp unter der 400-Euro-Marke. Zumindest geht es aber in die richtige Richtung und die Bullen erreichtne die höchsten Kursstände seit etwa drei Monaten. Das lässt sich tatsächlich darüber nachdenken, das Wort „Trendwende“ in den Mund zu nehmen. Allerdings lauern natürlich auch weiterhin Gefahren.
Eine davon beherrschte in den letzten Tagen die Schlagzeilen und kommt in Form einer Klage von CureVac daher. Das Tübinger Unternehmen wirft BioNTech Patentverletzungen vor und will nun vor Gericht für eine „faire“ Beteiligung kämpfen. Die Aktionäre scheinen sich um das Ganze bisher keine allzu großen Sorgen zu machen. Im schlimmsten Fall könnte die Klage BioNTech aber durchaus teuer zu stehen kommen und die sehr ansehnlichen Bilanzen und Margen deutlich schmälern. Bis zu einer Entscheidung dürfte aber noch eine ganze Menge Zeit ins Land ziehen, sodass für den Moment positive Aspekte in den Augen der Anleger überwiegen.
Ist der Weg jetzt frei?
Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass die Anteilseigner sich jetzt nicht allzu schnell in Gewinnmitnahmen verlieren. Wird auf solche verzichtet oder treten sie zumindest in einem überschabaren Rahmen auf, so könnte die BioNTech-Aktie nun vielleicht wieder die Linie bei 200 Euro ins Visier nehmen. Die ist vom letzten Schlusskurs bei 164,65 Euro zwar noch ein ganzes Stückchen entfernt. Rein charttechnisch gibt es aber keine größeren Widerstände zu bechten, sodass die Bullen erst einmal am längere Hebel zu sitzen scheinen.
Nicht verschwiegen werden sollte allerdings, dass BioNTech noch immer mit 22,5 Prozent im roten Bereich unterwegs ist. Die Zweifler sind also längst nicht verschwunden, und es stellt sich selbst im bestmöglichen Szenario die Frage, ob die Erfolge aus dem Vorjahr auch nur annähernd wiederholt werden können. Denn bisher wird eine zweite Auffrischungsimpfung nur für Altere und Personen mit gesundheitlichen Vorbelastungen empfohlen. Der pozenzielle Abnehmerkreis für das BioNTech-Vakzin verkleinert sich damit und auch wenn die Einnahmen weiterhin auf hohem Niveau bleiben, so schwingt bei BioNTech doch auch ein klen wenig die Furcht mit, dass die Q2-Zahlen keine besonders positive Überraschung sein werden.
08.07.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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