BioNTech vermeldet aussichtsreiche Studiendaten und zündet damit wieder etwas neue Hoffnung bei den Anlegern
Der Traum lebt weiter
Sichtlich enttäuscht mussten viele Anleger in den letzten Wochen feststellen, dass BioNTech auch mit neuen Corona-Impfstoffen nur noch eher bescheidene Umsätze generieren kann. Zu den Rekordzahlen aus den Pandemiejahren ist das längst kein Vergleich mehr. Die Aktie reagierte auf eine verhaltene Nachfrage nach den Vakzinen mit einem heftigen Einbruch. Für etwas bessere Laune sorgten nun frische Studiendaten rund um den Wirkstoff-Kandidaten BNT211.
In frühen Studien konnte BioNTech (US09075V1026) nach eigenen Angaben Anzeichen für eine klinische Aktivität des Wirkstoffs nachweisen, der bei fortgeschrittenen Tumoren zum Einsatz kommen soll. Zuvor konnte das Unternehmen bereits bei Mäusen nachweisen, dass das Wachstum von Tumoren gestoppt und in einigen Fällen sogar verringert werden konnte. Die frischen Daten machen neuen Mut, auch wenn sich an der Ausgangslage wenig verändert hat.
Aus Anlegersicht ist es aber in jedem Fall zu begrüßen, dass BioNTech rund um Krebsmedikamente Schlagzeilen schreibt. Jene werden in den kommenden Jahren zweifelsohne den Ton angeben. Corona-Impfstoffe werden für die Mainzer zwar ein netter Nebenverdient bleiben. Mehr aber auch nicht. Um an die brachialen Erfolge aus der Vergangenheit anknüpfen zu können, braucht es einen neuen medizinischen Durchbruch. Die nun vorgelegten Studiendaten legen nahe, dass ein solcher auch durchaus im Bereich des Möglichen ist.
BioNTech: Geduld ist gefragt
Zu erwarten ist das aber nicht heute und auch nicht nächste Woche. Die Studien befinden sich noch in einem frühen Stadium und selbst im besten Fall ist eine Zulassung noch Jahre entfernt. Von den Anlegern wird da viel Geduld gefordert, und das auch noch ohne jegliche Garantie für ein Gelingen. In der Zwischenzeit wird es vor allem wichtig sein, die Investoren mit stetigen Updates zu versorgen. Die Erfahrung lehrt, dass gute Studiendaten die Aktienkurse zuverlässig in Richtung Norden befördern können.
So war es auch gestern der Fall, nachdem die Meldung die Runde machen. Zeitweise konnte die BioNTech-Aktie sich bis auf rund 95 US-Dollar steigern und damit dem Abwärtstrend der letzten Tage erfolgreich etwas entgegensetzen. Bis Handelsschluss ging es zwar wieder auf 92,52 Euro zurück, was aber noch immer einen Tagesgewinn von knapp 1,8 Prozent bedeutet. In einem insgesamt schwer angeschlagenen Handelsumfeld ist das durchaus eine beachtliche Leistung. Darauf ausruhen können sich aber weder das Unternehmen noch die Aktionäre.
Die nächsten Signale zeichnen sich am Horizont bereits ab. Wie BioNTech kürzlich verkündete, sollen am 6. November die Zahlen für das dritte Quartal vorgestellt werden. Dann wird es auch Gewissheit darüber geben, wie sich die Umsätze um die vielbeachteten Corona-Vakzine entwickeln und vermutlich wird auch ein Ausblick präsentiert werden. Im besten Fall können dabei die größten Sorgen etwas zerstreut werden. Garantieren lässt sich aber auch dahingehend nichts.
Eine wackelige Angelegenheit
Mit dem Ausklingen der Corona-Pandemie hat sich BioNTech weitgehend zu einer recht gewöhnlichen Biotech-Aktie gewandelt. Solche Titel punkten stets mit astronomischen Gewinnaussichten im Falle eines großen Erfolgs. Sie sind aber stets auch von viel Unsicherheit begleitet und selbst auf den letzten Metern vor einer Zulassung kann noch alles in die Hose gehen. BioNTech ist daher als eher spekulatives Investment anzusehen. Allerdings hat das Unternehmen auch manche Vorteile auf seiner Seite.
Dazu gehört, dass man finanziell noch immer hervorragend aufgestellt ist und sich dank der Milliardengewinne der letzten Jahre beim Forschen an Krebs-Impfstoffen lange Zeit lassen kann, bevor man ernsthaft in die Bredouille geraten würde. Kapitalerhöhungen und andere Scherze, wie sie in der Branche üblich sind, sind da eher eine geringe Gefahr. Allein schon deshalb ist die BioNTech-Aktie weiterhin nicht ganz uninteressant, wenngleich es an der Aussicht auf eine spontane Kursrallye in absehbarer Zeit fehlt.
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24.10.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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