Knapp eine Milliarde US-Dollar legt BioNTech für die Übernahme von Biotheus auf den Tisch, was an den Märkten freudig aufgenommen wird
Ein echtes Schnäppchen für BioNTech?
Schon seit einer Weile betreiben BioNTech und das chinesische Biotech-Startup Biotheus eine strategische Partnerschaft für die Entwicklung von Krebstherapien. Im Fokus stehen in erster Linie bispezifische Antikörper, die unter der Bezeichnung BNT327 entwickelt werden. Die Rechte daran außerhalb Chinas hatte man sich in Mainz bereits gesichert. Nun geht man mit einer vollständigen Übernahme den nächsten Schritt.
Die Fusion wurde von den beiden Partnern am Mittwoch bekanntgegeben. Anders als bei der vorherigen Zusammenarbeit wurden dazu auch konkrete Zahlen genannt. Bereits im Voraus wird BioNTech (US09075V1026) 800 Millionen US-Dollar für die Übernahme zahlen, die schon im ersten Quartal 2025 über die Bühne gehen soll. Später kann es auch noch Meilensteinzahlungen von bis zu 150 Millionen Dollar geben. Insgesamt könnte sich das Volumen der Übernahme also auf eine knappe Milliarde Dollar zubewegen. Ob diese Investition sich auch auszahlen wird, das lässt sich nur abwarten.
An den Märkten fallen die Reaktionen schon mal sehr positiv aus. Die BioNTech-Aktie reagierte im gestrigen Handel mit einem Kursplus von 4,9 Prozent und nachbörslich ging es um gut ein Prozent weiter in die Höhe. Damit konnte die Linie bei 110 Dollar wieder zurückerobert werden. Per Handelsschluss standen respektable 111,48 Dollar auf der Anzeigetafel. Das zeigt recht anschaulich, welche Hoffnungen die Anteilseigner in die Medikamente aus der Pipeline stecken.
BioNTech auf Angriffskurs
BioNTech-Chef Ugur Sahin stellt in Aussicht, dass mit dem neuen Mittel ein „neuer Behandlungsstandard“ in mehreren onkologischen Indikatoren gesetzt werden könnte. Die größte Aufmerksamkeit erhalten bei BioNTech Krebsimpfungen auf mRNA-Basis. Gearbeitet wird aber an diversen Ansätzen und für die Praxis verspricht sich das Unternehmen die besten Erfolgsaussichten bei einer Kombination von verschiedenen Therapieansätzen. Die Übernahme von Biotheus und der vollständige Zugriff auf BNT327 passen zu diesem Ansatz.
Experten sehen das derzeit in Phase-2-Studien befindliche Medikament als möglichen Konkurrenten für Meytruda von Merck, welches als umsatzstärkstes verschreibungspflichtiges Medikament weltweit gilt. Im vergangenen Jahr nahm der US-Konzern damit etwa 25 Milliarden Dollar ein. Solche Dimensionen zeigen, dass die Übernahme für BioNTech ein echtes Schnäppchen sein könnte. Diese Ansicht vertritt auch Union-Investment-Fondsmanager Markus Manns. Gegenüber dem „Handelsblatt“ verweist er auf Summit Therapeutics, das mit einem vergleichbaren Antikörper in der Pipeline aktuell mit 15 Milliarden Dollar bewertet wird.
Erlauben kann sich BioNTech das Investment allemal. Die jüngsten Zahlen fielen freundlicher als erwartet aus und der Cashbestand belief sich zuletzt auf nicht ganz 18 Milliarden Euro. Der Zeitpunkt für neue Investitionen scheint also günstig zu sein und viele Anleger dürften sich davon auch endlich wieder neue Signale erhoffen. Allerdings bleibt natürlich auch festzuhalten, dass sich für das Unternehmen akut nur wenig ändert. Es bleibt bei einer hochinteressanten und prall gefüllten Pipeline, aber auch der Ungewissheit, was davon letztlich bis zu einer Zulassung kommen könnte.
BioNTech hält am Zeitplan fest
Ebenfalls in den Sternen steht, wann BioNTech erstmals mit Wirkstoffen abseits von Corona-Impfstoffen Umsätze einfahren können wird. Die Verantwortlichen halten an ihrem Vorhaben fest, im Jahr 2026 die erste Zulassung für ein Krebsmedikament zu erhalten. Voraussetzung dafür ist aber, dass die laufenden Studien die erwünschten Erfolge bringen werden. Dafür lässt sich nie eine Garantie geben. Selbst auf den letzten Metern kann noch genügend schiefgehen.
Somit bleibt die BioNTech-Aktie auch weiterhin ein Stück weit eine Wette mit ungewissem Ausgang. Unternehmen und Pipeline sind hochinteressant und bieten das Potenzial, noch die eine oder andere medizinische Revolution mitsamt entsprechender Umsatzsprünge Realität werden zu lassen. Doch könne und sollten Anleger die Möglichkeit eines Scheiterns bei ihren Überlegungen nicht kategorisch ausblenden.
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14.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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