Volkswagen: Absatz in Europa schwächelt
Volkswagen Vorzüge laufen vor der Sonderdividende seitwärts
In Wolfsburg wird kräftig aufgeräumt. Der neue Vorstandsvorsitzende tilgt konsequent die Spuren und Hinterlassenschaften seines Vorgängers, bietet aber gleichzeitig keine neuen Lösungen an. Parallel dazu beginnt das Neugeschäft am europäischen Automobilmarkt zu schwächeln.
Oliver Blume tritt bei Volkswagen (DE0007664039) auf die Bremse. Alle wichtigen Zukunftsprojekte, die von Herbert Diess angestossen wurden, legt der neue Vorstandsvorsitzende von Volkswagen auf Eis. Es ist fraglich, ob auch nur ein Projekt davon jemals das Tageslicht wiedersehen wird. Besonders bedauerlich ist das Aus für den Volkswagen Trinity.
Alle Automobilhersteller arbeiten derzeit an einer neuen vollelektrischen Fahrzeugklasse, die möglichst auf Level 3 oder sogar Level 4 autonom fährt. Während die Branche bisher schlicht und einfach die alten Plattformen nutzt und die Verbrennermotoren gegen Elektromotoren ausgetauscht hat, wird die neue Fahrzeugklasse von Grund auf die Bedürfnisse und Vorteile des elektrischen Antriebs berücksichtigen. Parallel dazu kommt man der hohen Nachfrage nach und integriert ein modernes Betriebssystem mit einer Hard- und Software, die dem aktuellen Standard entspricht.
Aus dieser Kohorte ist Volkswagen heute ausgeschieden. Trinity ist für Volkswagen diese neue Fahrzeugklasse. Das Projekt wurde gestrichen, weil man intern nicht die Fähigkeit hat, die notwendige Software zu entwickeln. Wolfsburg kommt schlicht und einfach nicht auf das Niveau, das dafür nötig wäre. Auch ist man zu langsam in der Entwicklungszeit, obwohl man mehr als genügend Entwickler hat. Es rächt sich, dass man dieses Thema in der Vergangenheit konsequent vernachlässigt hat. Kurzfristig hat Volkswagen jedoch ein anderes Problem:
Absatz in Europa schwächelt
Wovor sich die Automobilhersteller und die Börse derzeit am meisten fürchten, ist ein Einbruch beim Neugeschäft. Schon im September gingen in Händlerkreisen in Europa die Warnung herum, dass überraschend viele Stornierungen hereinkämen und sich das Neugeschäft abschwächt. Die offiziellen Zahlen für den Monat Oktober haben nun bestätigt, dass an den Gerüchten etwas dran ist.
Im Jahresvergleich konnte sich der Absatz in der Europäischen Union noch steigern. Um immerhin 12,2 %, wenngleich der Oktober des Vorjahres sehr schwach war. Volkswagen schnitt in diesem Vergleich auch ausgezeichnet ab. Die ACEA, die Vereinigung europäischer Automobilhersteller, meldete heute, dass Volkswagen seinen Marktanteil im Oktober deutlich von 20,2 % auf 25,5 % steigern konnte, nachdem der Absatz um enorme 41,7 % auf 190.255 Fahrzeuge sprang. Volkswagen baut seinen hohen Auftragsbestand mit hohem Tempo ab. Das stützt die Vorzüge.
Im Vergleich zum September schrumpfte der Absatz jedoch um mehr als -5 %. Im deutschen Markt sank der Absatz um -7,2 %, in Frankreich um -11,4 % und in Grossbritannien sogar um -40,4 %. Eine Schwalbe macht natürlich noch keinen Sommer, weswegen der Absatz über die kommenden Monate beobachtet werden muss. Der reguläre Trend in einer Rezession ist jedoch, dass der Absatz der Automobilhersteller deutlich sinkt.
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Offenlegung: Zum Zeitpunkt der Empfehlung hält Herr Fritz eine Long-Position in Volkswagen.
18.11.2022 - Mikey Fritz
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