Mitarbeiter von Boeing stimmen dem jüngsten Vorschlag für Lohnerhöhungen zu und beenden damit nach rund sieben Wochen ihren Streik
Begeisterung macht sich bei den Aktionären von Boeing nicht breit
Vor gut einer Woche schlugen die Mitarbeiter von Boeing ein Angebot für Lohnerhöhungen um 35 Prozent noch aus. Nun legte der Konzern nach und wollte einen Mitte September begonnenen Streik mit einem Angebot über 38 Prozent mehr Lohn beenden. Dies ist auch gelungen, der Vorschlag wurde von einer Mehrheit der Beschäftigten angenommen.
Vorgesehen ist eine Laufzeit von vier Jahren für die nun beschlossenen Gehaltserhöhungen. Zusätzlich könnten die Angestellten von Boeing (US0970231058) sich über eine Einmalzahlung in Höhe von 12.000 US-Dollar freuen. Bereits zuvor aushandeln konnte die Gewerkschaft, dass Bonuszahlungen beibehalten werden, welche der Flugzeughersteller ursprünglich abschaffen wollte. Mit der Annahme des Angebots müssen die Boeing-Arbeitet spätestens am 12. November wieder zur Arbeit erscheinen.
In den vergangenen Jahren mussten die Arbeitnehmer bereits mehrere Nullrunden akzeptieren. Eben deshalb fielen die Forderungen beim aktuellen Arbeitskampf besonders hoch aus. Letztlich konnte man sich durchsetzen und zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden. Boeing hingegen steht nach diversen Qualitätsmängeln unter Druck und der Streik hat zusätzlich zu Kosten von mehr als einer Milliarde Dollar geführt. Der Konzern plant weiterhin mit Sparmaßnahmen und will Medienberichten zufolge etwa 17.000 Arbeitsplätze streichen.
Ungemütliche Zeiten für Boeing?
Während das Ende des Streiks für Boeing eine gute Nachricht ist und die Produktion von 737 und 777 nun wieder aufgenommen werden kann, scheinen am Horizont schon die nächsten dunklen Wolken aufzuziehen. In den hiesigen Morgenstunden zeichnete sich ein Wahlsieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen recht klar ab. Bei Piper Sandler blickt der Chef-Anlagestrategie Michael Kantrowitz skeptisch auf diese Entwicklung. Trump schlug vor gar nicht langer Zeit vor, Elon Musk zum Leiter einer Kommission für Regierungseffizienz zu ernennen. In dieser Position soll es sich darum kümmern, Staatskosten um bis zu drei Billionen Dollar zu senken, berichtet „Invezz“.
Teil solcher Sparpläne könnten wegfallende Regierungsaufträge sein, was für Boeing ein klares Risiko darstelle. 37 Prozent seiner Umsätze erzielt der Flugzeugbauer aus Bundesaufträgen. Selbst wenn davon nur ein Teil wegfallen sollte, käme es wohl der nächsten Hiobsbotschaft gleich. Vielleicht auch deshalb reagierten die Aktionäre auf das Streikende nicht mit überschwänglicher Euphorie.
Die ungewissen Aussichten und die hohen Kosten werden kritisch beäugt. Die ohnehin angeschlagene Boeing-Aktie gab am Dienstag um 2,6 Prozent nach und fiel auf 151 Dollar zurück. Dort angekommen blicken die Aktionäre auf Kursverluste von mehr als 40 Prozent seit Jahresbeginn. Auf das Unternehmen wartet viel Arbeit, wenn das Vertrauen der Börsianer noch einmal zurückgewonnen werden soll. Das Management sollte sich dabei möglichst keine Fehltritte mehr erlauben, was sich aber freilich nie vollumfänglich ausschließen lässt.
Jetzt muss Boeing liefern
Ausruhen kann sich Boeing also nicht. Das Unternehmen muss nun aufs Tempo drücken, den Rückstand bei der Produktion aus den letzten Monaten aufholen und vor allem Flugzeuge ausliefern, die nicht während ihrer Flüge Teile verlieren oder sonstige Probleme verursachen. Eine Wende ist möglich, wird aber Zeit benötigen. Boeing muss sowohl bei den Kunden als auch Fluggästen wieder Vertrauen aufbauen. Nur dann werden auch die Börsianer sich wieder an das Unternehmen herantrauen.
Mit dem beendeten Streik wurde eine Grundlage geschaffen, um an den bestehenden Problemen zumindest arbeiten zu können. Ob Boeing dabei auch durchschlagende Erfolge auf die Beine stellen können wird, bleibt aber noch abzuwarten. Aus Anlegersicht gibt es noch keinen Grund, um die Seitenlinie schon zu verlassen, auch wenn die aktuellen Kurse im historischen Vergleich sehr günstig wirken. Das allein ist aber am Ende des Tages noch kein Garant dafür, dass die Kurse in Zukunft wieder zulegen werden.
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06.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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