BÖRSE TO GO - Volkswagen, Wirecard und die US-Arbeitsmarktdaten
Volkswagen zieht die Handbremse an
Im asiatischen Handel setzt sich die Euphorie vom Freitag nicht fort. Die wichtigsten Aktienindizes reagierten am Freitagnachmittag mit sehr starken Kursgewinnen, nachdem die US-Arbeitsmarktdaten weit besser ausgefallen sind, als prognostiziert. Statt eines Anstieges der Arbeitslosenrate, sank sie auf 13,3 %, nachdem das zuständige Bureau of Labor Statistics die Klassifizierung einiger Arbeitslosengruppen geändert hatte. Ohne diese Umgruppierung hätte die Arbeitslosenrate bei knapp 17 % gelegen.
Der Dow war der Spitzengewinner des Tages mit einem Plus von 3,15 %. Die Nasdaq hinkte erneut hinterher mit einem Tagesgewinn im Präsenzhandel von „nur“ 2,06 %. Der DAX konnte am Freitag um 3,36 % steigen.
China notiert heute früh durchgehend im Minus, nachdem im Monat Mai die Ex- und Importe deutlich gesunken waren. Der China A50 Future notierte -0,23 % niedriger. In Hongkong notierte der Hang Seng Future sogar -1,48 % tiefer. Japan setzt sich ab. Der Nikkei 225 Future steigt bis kurz vor dem Ende des asiatischen Handels um 1,05 %.
Der DAX-Future wird heute früh erneut positiv gesehen. Zum Ende des asiatischen Handels hin notiert der Future noch mehr als 0,1 % im Plus. Auch die US-Futures notieren durchweg leicht im Plus, womit eine leicht positive Eröffnung in Frankfurt in Aussicht steht.
Volkswagen geht in die Defensive
Herbert Diess will sparen. Der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen warnte in einer jüngsten Rede vor Managern, dass die Corona-Pandemie den Konzern schwer belaste und die schwache Nachfrage noch bis in den Sommer hinein die Liquidität von Volkswagen reduzieren wird. Das bisher geplante Budget reiche nicht aus, um ausreichend gegenzusteuern. Es werde weitere Kürzungen in der Forschung und bei Investitionen geben. Auch der Bereich der fixen Kosten soll gezielt gesenkt werden, was Diess nicht beliebter machen wird bei der Gewerkschaft.
Die Volkswagen Vz. bewerten den Kurs von Diess jedoch positiv. Die Notierungen kletterten in der vergangenen Woche deutlich und notieren auch heute Morgen vorbörslich auf hohem Niveau bei 146 Euro.
Bafin stellte Anzeige gegen Wirecard-Vorstand
Der Druck auf den Wirecard-Vorstand steigt weiter. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hatte höchstpersönlich Anzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in München gegen alle Mitglieder des Vorstands gestellt. Der Vorwurf: Marktmanipulation und Täuschung der Anleger durch die Ad-hoc Meldungen vom 12. März 2020 und 22. April 2020. Das betrifft sowohl den Vorstandsvorsitzenden Markus Braun, den Finanzvorstand Alexander von Knoop, den Vorstand für Produkte Susanne Steidl und Jan Marsalek, den Vorstand für das operative Geschäft.
Die Wirecard-Aktie war Freitagabend nachbörslich in einer ersten Reaktion um 12 % (Tradegate) eingebrochen. Das Unternehmen betonte in einer Pressemitteilung, dass sich die Ermittlungen nicht gegen das Unternehmen, sondern gegen den Vorstand richten. Bei einer Aktiengesellschaft richtet sich eine Anzeige in diesem Fall aber immer gegen den Vorstand. Der nächste wichtige Termin für Wirecard ist nun der 18. Juni, an dem der mehrfach verschobene Jahresabschluss für 2019 veröffentlicht werden soll. Es bleibt abzuwarten, ob der Wirtschaftsprüfer die Bilanz nach der Bafin-Razzia noch uneingeschränkt attestiert. Die Aktie hatte regulär auf Xetra bei 95,88 Euro am Freitag geschlossen. Heute früh notiert Wirecard vorbörslich bei Lang & Schwarz um 89 Euro herum.
Kaum marktbewegende Makrodaten
Es wird ein ruhiger Börsentag an der Statistikfront. Genau zwei Veröffentlichungen sind heute Vormittag von Bedeutung. Aus Deutschland bekommen wir heute früh um 08:00 Uhr die Industrieproduktion für den Monat April präsentiert. Nachdem die Industrieproduktion im Jahresvergleich im März um -9,2 % eingebrochen war, wird nun eine Kontraktion um 16,0 % im April erwartet. Der Einbruch im März war bereits der größte Einbruch seit der Wiedervereinigung. Das Rekordtief wurde davor im März 2009 mit einer Kontraktion um -7,5 % gesetzt.
Für die Euro-Zone wird um 10:30 Uhr der Sentix Konjunkturindex für den Monat Juni veröffentlicht. Für die Erstellung des Index werden monatlich 4.000 Anleger befragt. Sowohl private als auch institutionelle Anleger äußern sich bei der Umfrage zu ihren Konjunkturerwartungen. Nach einem Jahreshöchststand von 7,6 Punkten im Januar notiert der Index mittlerweile bei -41,8 Punkten. Für Monat Juni wird eine Verbesserung auf -22,5 Punkte erwartet.
In Ergänzung zu den wichtigen US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag wird heute um 16:00 Uhr der US-Beschäftigungsindex des Conference Board veröffentlicht. Der Index gilt als Frühindikator für den Arbeitsmarkt. Der Index ist von Januar bis April von 110,20 auf 43,43 Punkte gefallen. Für den Monat Mai erwarten die Analysten eine Verbesserung des Index auf 51,64 Punkte.
08.06.2020 - Mikey Fritz - mf@ntg24.de
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