BoJ schockt den Markt, Ford verliert Milliarden und Intel begeistert - BÖRSE TO GO
Bank of Japan schockt den Kapitalmarkt - die Kontrolle des Anleihemarktes wird reduziert
Damit hatte heute kaum einer gerechnet. Die Bank of Japan lockert die Kontrolle über den japanischen Anleihemarkt, was die Börse am Freitagmorgen schockt. Ford Motor verliert Milliarden mit Elektrofahrzeugen. Während die Verbrennermotoren Milliarden an Gewinnen einfahren, ziehen die EVs den Konzern herunter. Intel kann die Börse begeistern. Nachbörslich explodierte der Kurs, da der Einbruch im PC-Markt zu Ende gehen zu scheint.
Der Aktienhandel in Asien teilt sich heute früh in China und den Rest. Nach der Sitzung der Bank of Japan notieren alle Benchmarks in der Region im Minus. Einzig und allein die chinesischen Indizes steigen, nachdem Peking einen weiteren Schritt auf seinen Technologiesektor zuging. Der Terminmarkt zeigt sich hingegen vor Eröffnung der europäischen Vorbörse geschlossen positiv. Der DAX-Future wird 0,36 % höher bei 16.481 Punkten gesehen.
Mit Erleichterung und einen starken Tagesrallye reagierte Frankfurt auf die Aussagen der EZB. Frau Lagarde nagelte die EZB nicht auf eine weitere Zinserhöhung fest, ließ sich aber alle Optionen offen. Der Aktienmarkt interpretierte dies zu seinen Gunsten und kaufte vor allem beim TecDAX zu, der um 2,56 % auf 3.317,10 Punkte sprang. Mit deutlichem Abstand folgte der MDAX, der sich um 1,79 % auf 28.780,00 Punkte verbesserte, und der DAX, der um 1,70 % auf 16.406,03 Punkte stieg und damit ein neues Allzeithoch auf Schlusskursbasis setzte.
Ganz anders dagegen die Wall Street. Kurz nach Eröffnung begannen die Verkäufe einzusetzen. Kurz nach Handelsende in Europa erreichte New York dann sein Tagestief und blieb dort bis zum Schluss. Die Verkäufe waren sehr gleichmäßig verteilt. Der Dow Jones Industrial Average Index verzeichnete die stärksten Tagesverluste mit einem Abschlag von -0,67 % auf 35.282,72 Punkte, dicht gefolgt vom S&P 500 Index, der um -0,64 % auf 4.537,41 Punkte abgab. Der Nasdaq Composite Index sank um -0,55 % auf 14.050,11 Punkte.
Bank of Japan schockt den Markt
Die Bank of Japan schockte am Freitagmorgen den Kapitalmarkt. Die starre Kontrolle der Renditen am japanischen Anleihemarkt gilt inzwischen so lange, dass es kaum noch nennenswerte Aktivitäten abseits des staatlichen Handels gibt. Die Bank hatte erstmals Ende 2022 signalisiert, dass man die Kontrolle der Zinsstrukturkurve lockern wird und setzt dies heute um. Man kündigte an, dass die bisher rigide Kappung der Rendite für die 10-jährigen JGBs zwischen -0,5 % und +0,5 % in Zukunft nur noch eine „Referenz“ sein wird, statt einer strikten Kappung. Man signalisierte dem Kapitalmarkt, dass man die Rendite bis 1,0 % flexibel laufen lassen wird. Für die Börse ist das eine Revolution und ein Schock zugleich, denn viele Kapitalströme weltweit bauen auf Yen-Krediten auf, die sich nun in kurzer Zeit im Preis verdoppeln können. Den Yen Leitzins beließ die Notenbank wie erwartet unverändert bei -0,10 % p. a. Die BoJ ist damit weiterhin die einzige Notenbank weltweit, die noch einen negativen Leitzins hat.
Ford verliert Milliarden
Das Geschäft mit Elektroautos kostet Ford (US3453708600) Milliarden. Allein im abgelaufenen Quartal verursachten die EVs einen operativen Verlust von -1,1 Mrd. US-Dollar und der CEO Jim Farley kündigte für das Gesamtjahr an, dass die Verluste aus diesem Segment voraussichtlich höher als erwartet ausfallen werden. Statt der bisher erwarteten -3 Mrd. US-Dollar werden es nun voraussichtlich -4,5 Mrd. US-Dollar. Ausschlaggebend ist dafür eine geringer als erwartete Nachfrage und ein steigendes Angebot im Gesamtmarkt. Vor dem Hintergrund der Rabattschlacht bei EVs werde der Konzern daher den Produktionsausbau verlangsamen. Ordentlich verdient Ford dagegen mit Verbrennermotoren. Der Bereich Ford Blue brachte einen operativen Gewinn von 2,3 Mrd. US-Dollar bei einem Umsatz von 25 Mrd. US-Dollar ein. Bei den Nutzfahrzeugen waren es sogar 2,4 Mrd. US-Dollar bei lediglich 15,6 Mrd. US-Dollar Umsatz. Unter dem Strich erreichte der Gesamtumsatz fast 45 Mrd. US-Dollar und der Gewinn stieg von 667 Mio. US-Dollar auf 1,92 Mrd. US-Dollar.
Intel begeistert
Die Wall Street feierte Intel (US4581401001) nachbörslich, nachdem der Chiphersteller unerwartet einen Quartalsgewinn vorlegte. Damit kehrte die Hoffnung zurück, dass der Einbruch im PC-Markt ein Ende gefunden hat. Nach einem leichten Anstieg gegen den Markttrend im regulären Handel um 0,55 % auf 34,55 US-Dollar schossen die Notierungen nach Börsenschluss um 8,08 % in die Höhe auf 37,34 US-Dollar. Die Auslieferungen von PCs fielen im 2. Quartal nur noch um -11,5 %, nachdem sie in den beiden Quartalen davor um -30 % gefallen waren. Im Geschäft mit Rechenzentren verlor Intel aber erneut und droht damit seine letzte Bastion an die Konkurrenz zu verlieren. Die Börse sah darüber hinweg, da CEO Gelsinger für das laufende Quartal einen „bereinigten“ Gewinn von 0,20 US-Dollar je Aktie prognostizierte, während die Analysten nur mit 0,16 US-Dollar gerechnet hatten. Die erwartete Umsatzspanne liegt zwischen 12,9 und 13,9 Mrd. US-Dollar.
Tagestermine
Aus Deutschland erwarten wir heute um 10:00 Uhr das vorläufige Bruttoinlandsprodukt für das 2. Quartal. Im Vergleich zum 1. Quartal wird ein minimales Wachstum von 0,1 % erwartet. Für den Jahresvergleich liegt keine Prognose vor.
28.07.2023 - Mikey Fritz
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