Mercedes-Benz leidet unter Einfuhrzöllen in der EU, auch Geely bekommt das Ganze zu spüren, Ford zittert hingegen vor zusätzlichen Gebühren in den USA, welche auch Volkswagen treffen könnten
Die Ära des Freihandels neigt sich dem Ende zu und Zölle sind wieder en vogue
Immer mehr prägen Einfuhr- und Zusatzzölle die weltweite Wirtschaft und der Trend weist auf eine Verstärkung solcher Entwicklungen hin. Unter Donald Trump könnten vor allem die USA diesen Kurs weiter verfolgen und vielleicht sogar auf die Spitze treiben. In der EU wurden zusätzliche Einfuhrzölle für chinesische E-Autos derweil bereits Anfang November durchgesetzt. Die Folgen sind schon jetzt spürbar.
Teurer wird es jetzt nicht ausschließlich für chinesische Firmen. Auch bei Mercedes-Benz (DE0007100000) vergrößern sich die Probleme tendenziell. Das „Handelsblatt“ berichtete am Dienstag darüber, dass der Konzern bei seiner Submarke Smart wohl sehr viel höhere Kosten zu verbuchen hat. Gefertigt werden die elektrischen Autos bisher exklusiv in China. Sollten die Zusatzzölle bestehen bleiben, könnten die Verkaufspreise im nächsten Jahr deutlich zulegen. Für den Moment verbucht Mercedes dies aber noch in den eigenen Bilanzen.
Langfristig halten die Stuttgarter eine Verlagerung an Produktionsstandorte in der EU für eine Möglichkeit, vielleicht auch unter Rückgriff auf Auftragsfertiger. Dies werde allerdings nicht über Nacht geschehen. Es könnte schon mal 18 bis 24 Monate dauern, bis eine entsprechende Produktionslinie auf die Beine gestellt werden kann. Bis dahin könnte ein Smart zu einer teuren Angelegenheit werden. Das dürfte sowohl Kauflaune bei den Konsumenden als auch die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit schmälern. Die Anteilseigner reagierten wenig erfreut und die Mercedes-Benz-Aktie fiel gestern um etwas mehr als ein Prozent bis auf 52,28 Euro zurück.
Geely hat es in Europa nicht leicht
Probleme bei Smart sind stets auch Probleme für Geely (KYG3777B1032), da der chinesische Autokonzern als gleichwertiger Partner bei dem Joint Venture mit Mercedes-Benz auftritt. Der zunehmend protektionistische Kurs in der westlichen Politik macht es Geely aber auch deutlich schwerer, sich mit Fahrzeugen anderer Marken endlich durchsetzen zu können. Die Expansion nach Europa wird seit vielen Jahren geplant, ist aber noch immer nicht richtig ins Rollen gekommen.
Die Börsianer scheint ein wenig die Geduld zu verlassen. Dank guter Geschäfte auf dem chinesischen Heimatmarkt konnte die Geely-Aktie im laufenden Jahr zwar ansehnliche Kursgewinne für sich verbuchen. Der Aufwärtstrend steht seit Monatsbeginn aber heftig unter Druck. Der Dienstag ließ den Kurs um 0,3 Prozent auf 1,57 Euro abwerten. Die Kursverluste auf 4-Wochen-Sicht belaufen sic hier auf gut zwölf Prozent.
Volkswagen: Das nächste Sorgenkind
Deutlich höhere Kursverluste musste am Dienstag Volkswagen (DE0007664039) hinnehmen. Die Anteilsscheine verbilligten sich um 2,4 Prozent bis auf 80,44 Euro und die 80 -Euro-Marke konnte von den Bullen nur mit Mühe und Not verteidigt werden. Bei den Wolfsburgern richten sich die bangen Blicke in Richtung Nordamerika. Dort ließ Trump mitteilen, noch am ersten Tag seiner bevorstehenden Amtszeit zusätzliche Zölle für die Einfuhr von Waren aus Mexiko und Kanada auf den Weg bringen zu wollen.
Volkswagen produziert vor allem in Mexiko zahlreiche Fahrzeuge für den US-Markt und frische Zölle könnten dieses Geschäftsmodell schwer unter Druck setzen. Es gibt kaum etwas, was der Konzern derzeit weniger gebrauchen könnte. Das China-Geschäft schwächelt seit Langem in Europa läuft es nur stellenweise besser und nun drohen auch noch die USA damit, Volkswagen Steine in den Weg zu legen. Kurzgesagt weht aus allen Richtungen Gegenwind und es ist nachvollziehbar, dass die Aktie mit Tiefständen aus dem laufenden Jahr kokettiert.
Gerät Ford unter die Räder?
Schützen will Trump mit seinen Zöllen nach eigener Aussage vor allem heimische Hersteller. Im Falle von Ford (US3453708600) könnte das aber nach hinten losgehen, denn auch der vielleicht amerikanischste Autokonzern auf dem Planeten produziert gerne und viel in Nachbarländern. Entsprechend macht sich die Sorge breit, dass Preise steigen und Absatzzahlen sinken könnten. Der Aktienkurs bewegte sich am Dienstag um 2,6 Prozent bis auf 11,10 Euro in die Tiefe.
Die Anleger treibt dabei bei allen Auto-Aktien auch die Furcht um, dass jüngst angekündigte Strafzölle nur der Beginn einer neuen Runde im Handelsstreit sein könnten. Befürchtet werden Gegenmaßnahmen, mit denen die angespannte Stimmung weiter auf die Spitze getrieben werden könnte. Die alles beherrschende Unsicherheit wird uns wohl noch eine Weile erhalten bleiben und die Ford-Aktie zuverlässig im Kurskeller halten.
Wem ist damit geholfen?
Die wild um sich greifende Zinspolitik von immer mehr Staaten kennt bereits manchen Verlierer, aber noch keinen echten Gewinner. Von den großen Autokonzernen produziert längst niemand mehr exklusiv im Heimatland. Selbst Tesla, dessen Chef Elon Musk zum größten Trump-Fan mutierte, unterhält Fabriken unter anderem in Deutschland und natürlich auch China. Den Anlegern kann angesichts der Geschehnisse auf der politischen Bühne schnell angst und bange werden und vermutlich gibt es momentan schlicht interessantere Branchen zu entdecken.
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27.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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