BÖRSE TO GO - Merck, Nokia und Disney
Futures signalisieren Verluste zur Börseneröffnung
Das Wahlkampfduell zwischen Biden und Trump verhärtete die Fronten weiter. Mit Spannung war gestern Abend in den USA das Rededuell zwischen den beiden Kandidaten erwartet worden. Eine seriöse Auseinandersetzung über Sachthemen war jedoch nicht möglich. Die Podiumsdiskussion verlor sich schnell in politischer Polemik, verbalen Angriffen unter der moralischen Gürtellinie und einem wenig erwachsenen Verhalten, vor allem vonseiten des amtierenden Präsidenten.
Die Futures konnten bis zum Beginn des Rededuells zulegen, rutschten dann aber deutlich ab. Eine Tendenz, die sich auch im Verlauf des restlichen asiatischen Handels fortsetzte. Keiner der wichtigen amerikanischen Futures notiert heute früh im Plus. Die Abgaben sind relativ gleichmäßig verteilt, wenngleich der Dow-Future mit einem Minus von zwischenzeitlich -0,78 % auf weniger als 27.200 Punkte etwas heraussticht. Der DAX-Future wird während des Handels mehr als -0,6 % im Minus gesehen bei weniger als 12.740 Punkten.
Mit Mühe verteidigte der deutsche Aktienmarkt am Dienstag die starken Kursgewinne vom Montag. Der TecDAX konnte sich um 0,37 % auf 3.079,51 Punkte verbessern und war damit der größte Gewinner unter allen deutschen Benchmarks. Die Aktien von Siltronic (+3,07 %) und der CompuGroup Medical (+2,58 %) stiegen am stärksten. Die restlichen Benchmarks dümpelten jedoch um den Schlusskurs vom Montag herum und der DAX sank sogar um -0,35 % auf 12.825,82 Punkte. Unter anderem sorgten die Verluste bei der Deutschen Bank (-2,72 %) und der Münchener Rück (-2,07 %) für den Druck auf den DAX.
Die Wall Street litt unter Gewinnmitnahmen und schloss den Tag mit Verlusten ab. Trotz einer späten Rallye blieben alle wichtigen Benchmarks in der Verlustzone. Der S&P 500 Index sank um -0,48 % auf 3.35,47 Punkte und der Nasdaq Composite Index fiel leicht um -0,29 % auf 11.085,25 Punkte.
Der asiatische Handel entwickelt sich heute früh uneinheitlich. China ist fast durchweg im Plus. Alle wichtigen Benchmarks bis auf den China A50, können heute früh Gewinne verzeichnen. Angeführt wird die Gruppe vom SZSE Component Index, der zwischenzeitlich mehr als 0,8 % zulegen kann, auf mehr als 13.000 Punkte. Die Börsen in Australien und Japan verzeichnen dagegen Verluste. Der Nikkei 225 Index verliert mehr als -1,1 % und der ASX 200 taucht sogar mehr als -1,9 % ab.
Der US-Dollar sank weiter leicht gegen Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung konnte sich in den letzten Tagen wieder deutlich über 1,17 US-Dollar etablieren.
Merck gewinnt Rechtsstreit
In dieser Woche ging eine lange Saga für Merck zu Ende. Die Tochter EMD Serono der deutschen Merck KGaA war vom amerikanischen Konkurrenten Biogen wegen einer angeblichen Patentverletzung verklagt worden. Konkret klagte Biogen, dass das Merck Produkt Rebif die eigenen Patente verletze und verlangte Schadenersatz. Die Jury im District Court in Newark, New Jersey, entschied jedoch zugunsten von Merck. Eine Entscheidung, die umgehend vom vorsitzenden Richter überstimmt wurde. Merck musste in Berufung gehen und erhielt vor dem U.S. Court of Appeals for the Federal Circuit Recht. Das Berufungsgericht wies das Gericht in Newark an, die Entscheidung der Jury zu akzeptieren.
Merck wird die gebildete Rückstellung für das Verfahren auflösen. Insgesamt hatte der Pharmakonzern 365 Mio. Euro zurückgestellt. Der Vorstand avisierte nun, dass ein „mittlerer bis hoher zweistelliger Millionenbetrag“ im Finanzergebnis verbucht werden wird. Die Aktien von Merck werden heute früh vorbörslich bei 126 Euro (-0,40 %) gehandelt.
BT wechselt zu Nokia
Nokia statt Huawei. In einem überraschenden Schritt hat British Telecom angekündigt, dass Nokia in Zukunft der größte Zulieferer für den Aufbau des 5G-Netzes werden wird. British Telecom ist unter allen britischen Mobilfunkanbietern am stärksten mit dem chinesischen Zulieferer Huawei verbunden, der die besseren Produkte zu billigeren Preisen anbietet.
Alles muss ersetzt werden. Auf Druck der Trump-Administration hatte sich die britische Regierung bereit erklärt, Huawei in seinen Kernnetzen zu verbieten. Für die Mobilfunkanbieter bedeutet dies, dass sie ab 2021 keine neuen Produkte mehr von Huawei kaufen dürfen und bis 2027 alle gekauften Huawei Produkte durch alternative Produkte von Konkurrenten ersetzen müssen. Für Nokia und Ericsson, die einzigen Zulieferer von 5G-Produkten in Europa, ist das ein gefundenes Fressen. Die Aktien von Nokia stiegen gestern um 1,77 % auf 3,37 Euro in Helsinki.
Kahlschlag bei Disney
Die Vergnügungsparks von Disney in den USA leiden erheblich unter der Covid-19 Krise. Zum Beginn des 3. Quartals bestand noch die Hoffnung, dass die Parks in Florida und Kalifornien relativ schnell wieder öffnen dürfen und die Kundschaft dann zurückkehrt. In Florida bekam Disney zwar unter Auflagen grünes Licht, aber in Kalifornien hat man bis heute keine Erlaubnis erhalten.
Weltweit sind mehr als 100.000 Disney Mitarbeiter beurlaubt. Heute Nacht wurde bekannt, dass das Unternehmen nicht mehr länger wartet, sondern mit Entlassungen beginnt. In einem ersten Schritt werden 28.000 Mitarbeiter entlassen. Darunter befinden sich auch Führungspositionen, die gestrichen werden, aber mehr als zwei Drittel der Entlassungen betreffen Arbeitnehmer in Teilzeit. Die Aktien von Disney schlossen gestern Abend bei 125,40 US-Dollar (-0,47 %).
Rede von Lagarde
Erneut meldet sich die Präsidentin der EZB zu Wort. Die Rede von Frau Lagarde wird heute früh um 09:20 Uhr beginnen und ohne Zweifel den europäischen Handel beeinflussen. Die Frage ist, ob sie noch Neuigkeiten für die Börse parat hat, die nicht bereits in der Rede am Montag bekannt wurden.
Um 09:55 Uhr erwarten wir dann die monatlichen Arbeitsmarktdaten aus Deutschland. Den Prognosen zufolge soll die Arbeitslosenquote im September unverändert bei 6,4 % gelegen haben.
Nachdem bereits gestern einige Länder ihre vorläufigen Verbrauchspreisindizes veröffentlicht hatten, folgen heute Frankreich, Portugal, Italien und die Euro-Zone.
Am Nachmittag bekommen wir dann noch um 16:00 Uhr neue Daten vom US-Immobilienmarkt. Die schwebenden Hausverkäufe im August sollen um 3,2 % gestiegen sein, nach einem Wachstum von 5,9 % im Monat davor.
30.09.2020 - Mikey Fritz - mf@ntg24.de
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