Nike, Adidas und H&M werden an den Börsen aufgrund von Boykottaufrufen in China abgestraft
Festgefahrener Konflikt
Mit der Amtsübernahme des neuen US-Präsidenten Joe Biden haben sich Beziehungen zwischen China und den westlichen Industrieländern keineswegs entspannt. Vielmehr zeigten sich die Behörden in Peking über die jüngst verkündeten Sanktionen gegen Einzelpersonen und Einrichtungen aus dem Reich der Mitte aufgrund von Menschenrechtsverletzungen gegen den Stamm der Uiguren in der Provinz Xinjiang sehr verärgert. Unter Beschuss geriet auch die Better Cotton Initiative, welche von der Verwendung der in Xinjiang produzierten Baumwolle aufgrund der Menschenrechtslage Abstand genommen hat. Diese Ereignisse hat die Zeitung der Regierungspartei People´s Daily nun zum Anlass genommen, um Kampagnen gegen Unternehmen wie Nike (ISIN: US6541061031; WKN: 866993), Adidas (ISIN: DE000A1EWWW0; WKN: A1EWWW) und H&M (ISIN: SE0000106270; WKN: 872318) zu lancieren, die allesamt der Better Cotton Initiative angehören.
An den jeweiligen Handelsplätzen reagierten die Aktien mit deutlichen Kursabschlägen auf die jüngsten Meldungen aus dem Fernen Osten. Insgesamt sind die Sorgen der Investoren durchaus gerechtfertigt, da viele Chinesen sich selbst als patriotisch bezeichnen und äußerst loyal gegenüber Kampagnen aus den staatlichen Medien sind. Da das Reich der Mitte mit einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden und einer immer breiteren Mittelschicht für westliche Modemarken ein zentraler Absatzmarkt ist, würde eine erfolgreiche langfristige Boykott-Kampagne zu massiven Erlöseinbußen auch in der Gesamtbilanz der jeweiligen Konzerne führen.
Chinesische Politik wird immer dominanter
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat das Selbstbewusstsein der chinesischen Einparteienregierung gegenüber anderen Nationen stetig und über einen langen Zeitraum hinweg massiv zugenommen. Hierüber zeigen sich auch andere Player in der Region wie Taiwan, aber auch Länder, die um territoriale Ansprüche im südchinesischen Meer kämpfen, sehr besorgt. Zudem verfolgt China eine aggressive Wirtschaftspolitik, die auch in Verbindung mit Preisdumping, Protektionismus, Rechtsunsicherheiten und Industriespionage steht. Im Rahmen dieses ökonomischen Kurses sind auch wirtschaftliche Sanktionen gegen westliche Unternehmen keinesfalls undenkbar.
Auch wenn westliche Modemarken insbesondere bei den jüngeren chinesischen Leuten sehr begehrt sind, so stellt die jüngste Konfrontation ein massives potenzielles Risiko für Adidas, Nike und H&M dar. Entsprechend sollten potenzielle Anleger bei diesen Aktien vorsichtig sein, sofern sich keine Entspannung in diesem Konflikt abzeichnet. Grundsätzlich sind aber zumindest Nike und Adidas langfristig aussichtsreich, da in vielen Regionen diese Marken immer begehrter werden und sich mittlerweile auch im Bereich Casual Clothing bei breiten Konsumentenschichten fest etabliert haben.
Fazit:
Mit einem 2021/2022er-KGV (per Mai) von 33 bei Nike und einem 2021er-KGV von 29 bei Adidas sind beide Aktien überdurchschnittlich bewertet. Allerdings rechtfertigen die langfristigen guten Perspektiven beider Firmen die Bewertungsaufschläge im Peer-Group-Vergleich. Daher können sich Anleger auf die Lauer legen und bei anhaltender Kursschwäche in den kommenden Tagen einen Kauf in Erwägung ziehen.
25.03.2021 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch
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