Die Commerzbank kündigt neue Aktienrückkäufe an und will damit UniCredit eine mögliche Übernahme wohl erschweren
Billig will die Commerzbank sich nicht hergeben
Noch immer gehen an den Märkten viele Beobachter fest davon aus, dass die italienische UniCredit sich die Commerzbank einzuverleiben gedenkt. Das Institut hat nach eigenen Angaben über Finanzderivate bereits Zugriff auf bis zu 21 Prozent der Unternehmensanteile. Beantragt wurde ferner, die Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent und damit knapp unter die Schwelle zu erhöhen, ab der ein verbindliches Übernahmeangebot vorgesehen ist.
Die Commerzbank (DE000CBK1001) wehrt sich allerdings nach Kräften gegen derartige Ambitionen. CEO Bettina Orlopp, die erst seit dem 1. Oktober in ihrem Amt ist, ließ bereits durchblicken, dass sie eine weitere Eigenständigkeit des eigenen Konzerns bevorzugen würde. Gleichwohl ist sie aber auch verpflichtet dazu, ergebnisoffene Gespräche zu führen und letztlich im Interesse der Anteilseigner zu handeln. Mit anderen Worten bleibt beim Übernahmepoker noch alles offen.
Leicht will die Commerzbank es UniCredit aber ganz offensichtlich nicht machen. Noch vor der Vorstellung der für heute erwarteten Quartalszahlen kündigte das Frankfurter Geldhaus frische Aktienrückkäufe an. 600 Millionen Euro sind dafür eingeplant, wobei es sich nur um eine erste Tranche handeln soll. Beginnen möchte man direkt nach Veröffentlichung der Quartalszahlen und bis Mitte Februar soll das Ganze auch schon über die Bühne gebracht worden sein.
Die Commerzbank erhöht den Preis
Für das laufende Geschäftsjahr stellt die Commerzbank in Aussicht, mindestens 70 Prozent des Gewinns an die Aktionäre zurückzugeben. Eingesammelte Aktien sollen eingezogen werden, sodass die Anzahl der frei handelbaren Papiere sich entsprechend reduziert. So die Kurse nicht aus anderen Gründen stark nachgeben sollten, würde sich dadurch eine Kurserhöhung ergeben. Das ist nicht nur angenehm für bestehende Anteilseigner.
Das Institut erhöht damit auch potenziell den Preis, welchen UniCredit für eine mögliche Übernahme zahlen müsste. Beziffern lässt sich dies zwar nicht genau und es wurde auch nicht klar angekündigt, dass es sich bei den Aktienrückkäufen um eine Gegenmaßnahme gegen UniCredit handeln würde. Nach den Entwicklungen der letzten Wochen liegt eine solche Vermutung aber ausgesprochen nahe.
Anleger nehmen in jedem Fall mit, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Am Montag verhielten die Investoren sich noch eher ruhig; die Commerzbank-Aktie legte um lediglich 0,4 Prozent bis auf 16,42 Euro zu. Dort notiert sie aber nur knapp unter dem 52-Wochen-Hoch bei 16,96 Euro. Solange das Übernahmepoker nicht aus der Welt geschafft ist, spricht viel für anhaltend hohe Kurse und eine Fortsetzung des schon im Frühjahr gestarteten Aufwärtstrends. Völlig offen bleibt allerdings, welches Ende das Ganze nehmen mag.
Was plant die Commerzbank?
Abseits der Übernahmespekulationen will die Commerzbank ihre langfristige Strategie überarbeiten und noch profitabler werden. Bis 2027 soll die Eigenkapitalrendite auf über zwölf Prozent anwachsen. Profitieren konnte das Unternehmen lange Zeit von hohen Zinsen im Euroraum, doch bekanntlich hat die EZB den Leitzins bereits mehrere Male nach unten korrigiert. Eben deshalb ist es umso wichtiger, nun die Profite genau im Blick zu behalten und an den Märkten nicht für Enttäuschungen zu sorgen.
Grundsätzlich steht die Commerzbank nach jahrelangen Sanierungsmaßnahmen wieder recht gut da und dem Institut werden von den meisten Analysten freundliche Aussichten bescheinigt. Fundamentalindikatoren treten aber ein Stück weit in den Hintergrund, solange UniCredit auf eine Möglichkeit zur Übernahme lauert. Die Aktie wird dadurch ein Stück weit unberechenbar. Aktienrückkäufe dürften das Papier weiter antreiben und solange sich keine Neuigkeiten ergeben, stützt die Hoffnung auf weitere Zukäufe durch UniCredit. Verbunden ist der positive Trend aber stets mit dem Risiko, dass die steilen Zugewinne aus dem September eines Tages wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen könnten.
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05.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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