In die Verhandlungen zwischen Covestro und Adnoc kommt Bewegung herein und die Anteilseigner begeben sich schon mal in Stellung
Wie viel kann Covestro hier noch herausholen?
Eine ganze Weile lang gab es rund um die beabsichtigte Übernahme von Covestro durch Adnoc nichts Neues mehr zu hören. Nun aber geht es einen gehörigen Schritt voran. Der Aufsichtsrat hat Medienberichten zufolge am Montag beschlossen, konkrete Verhandlungen aufzunehmen und Adnoc einen Blick in die eigenen Bücher zu gewähren. Das könnte der Vorbote für ein verbindliches Angebot sein.
Der arabische Ölkonzern hat bereits in Aussicht gestellt, das Angebot für Covestro (DE0006062144) auf 62 Euro je Anteilsschein oder insgesamt 11,7 Milliarden Euro zu erhöhen. Angestrebt wird eine vollständige Übernahme sämtlicher ausstehender Anteilsscheine. Den Anlegern scheint das gut zu schmecken. Die Covestro-Aktie legte am Montag um etwas mehr als fünf Prozent bis auf 53,86 Euro per Handelsschluss zu. Hier ergibt sich aber freilich noch mehr Luft nach oben.
Die große Frage an den Märkten lautet aktuell, ob sich das Kaufangebot noch etwas weiter in die Höhe treiben ließe. Analysten sehen durchaus noch Potenzial für eine Erhöhung des bisher vorliegenden Angebots. Ausklabüstert werden soll dies nun auch endlich in tatsächlichen Verhandlungen auf Basis einer Unternehmensprüfung. Adnoc selbst will von einem verbesserten Angebot momentan zwar nichts wissen. Doch da weite Teile von Covestro im Streubesitz sind, muss der Konzern etwas vorlegen, womit sich die Anteilseigner anfreunden können. Letztlich können auch die Aktionäre selbst hier einen gewissen Einfluss nehmen.
Covestro: Nur keine Eile
Auch wenn es nun einen Schritt nach vorne geht, so scheint Adnoc es bei den Verhandlungen grundsätzlich nicht besonders eilig zu haben. Es ist schon knapp ein Jahr her, dass die beiden Unternehmen sich über eine Übernahme erstmals locker austauschten. Das spricht eher nicht dafür, dass es nun innerhalb von Tagen vollendete Tatsachen zu sehen geben wird. Auch die Beteuerung Adnocs, dass es sich bei der vorliegenden Offerte um ein „finales Angebot“ handele, spricht noch längst nicht dafür.
Allerdings hat auch Covestro selbst ein großes Interesse daran, dass die Gespräche erfolgreich zu Ende gebracht werden können. Denn fundamental schwächelt der Chemie-Riese schon seit Längerem und mit der Finanzspritze durch einen neuen Besitzer würden sich Möglichkeiten ergeben, um dringend benötigte Investitionen in Zukunftsbereiche durchzuführen. Sollten die Verhandlungen platzen, käme das auch an der Börse einer mittelschweren Katastrophe gleich.
Vielleicht auch deshalb halten die Bullen sich noch etwas zurück und beförderten die Covestro-Aktie nicht direkt auf das Niveau des nun vorliegenden Angebots, welches eben noch keinen verbindlichen Charakter hat. Klar ist für den Moment nur, dass die Verhandlungen konkreter werden und es wahrscheinlich auch für Unbeteiligte künftig mehr Einblicke in konkrete Inhalte aus laufenden Gesprächen geben wird. Schließlich werden beide Parteien sicherstellen wollen, dass die Aktionäre mit einem handfesten Angebot einverstanden sind und so nötige Mehrheiten erreicht werden können.
Eine gute Basis
Grundsätzlich stehen Großinvestoren dem Vorhaben optimistisch gegenüber. Der Fondsmanager Arne Rautenberg von Union Investment etwa bezeichnete das Angebot von Adnoc gegenüber dem „Handelsblatt“ als eine „vernünftige Grundlage“, um in weitere Gespräche zu gehen. Auch hier klingt aber ein wenig die Erwartung mit, dass die Offerte noch etwas weiter in die Höhe getrieben werden konnte.
Spekulationen darüber dürften die Covestro-Aktie auf absehbarer Zeit begleiten. Das eröffnet einerseits Aussichten auf ansehnliche Kurssteigerungen in kurzer Zeit. Solange aber keine offiziellen Informationen vorliegen, dürfte es auch eine recht hohe Volatilität in den Chart von Covestro bringen. Wer bisher noch nicht investiert ist, blickt auf ein chancenreiches, aber eben auch risikobehaftetes Investment. Für schwache Nerven ist das eher nicht zu empfehlen.
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25.06.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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