Adnoc gibt offiziell ein Übernahmeangebot für Covestro ab und es regt sich kaum Widerstand gegen die Offerte
Können die Anleger von Covestro damit zufrieden sein?
Etwas mehr als ein Jahr ist es schon her, dass der Ölkonzern Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten offiziell Übernahmeambitionen gegenüber dem Chemiekonzern Covestro anmeldete. Seit Juni laufen entsprechende Verhandlungen und nun wurde ein konkretes Angebot vorgelegt. Wie schon zuvor kommuniziert, sollen 62 Euro je Aktie gezahlt werden.
Um die Übernahme perfekt zu machen, peilt Adnoc mindestens 50 Prozent zuzüglich einer Aktie von Covestro (DE0006062144) an. Mit einer Kapitalerhöhung sollen weitere 1,2 Milliarden Euro eingesammalet werden. Inklusive der bestehenden Schulden investiert der Öl-Gigant knappe 16 Milliarden Euro in die anvisierte Übernahme, was ohne größere Schmerzen zu schultern ist. Es kommt nun also lediglich noch auf die Zustimmung aller Beteiligten an und auch dabei sieht es bisher gut aus.
Das Management von Covestro kündigte bereits an, die Übernahme zu unterstützen und Anteilseignern die Annahme des Angebots zu empfehlen. Vorstandsvorsitzender Markus Steilemann spricht davon, dass die getroffene Vereinbarung im besten Interesse von Unternehmen, Mitarbeitern und Aktionären sei. Sie biete ein noch stärkeres Fundament für „nachhaltiges Wachstum in hochattraktiven Branchen“. Covestro hatte aufgrund der Konsumschwäche, steigender Kosten und hoher Zinsen in der jüngeren Vergangenheit schwer zu kämpfen.
Covestro: Die Gewerkschaft ist zufrieden
Ebenfalls keinerlei Widerstand scheint es aus Richtung der Gewerkschaften zu geben. Die Chemiegewerkschaft IGBCE blickt optimistisch auf die Übernahme und blickt zufrieden auf eine Grundsatzvereinbarung mit der wahrscheinlichen neuen Eignerin. Adnoc hat zugesagt, bis zum Jahr 2028 keine wesentlichen Änderungen, Schließungen oder Verkäufe vorzunehmen. Auch nach einem möglichen Delisting soll der Firmensitz in Leverkusen bleiben. Zudem wurde die kürzlich bis 2032 verlängerte Beschäftigungsgarantie übernommen.
Für Unternehmen und Mitarbeiter würde die Übernahme vor allem ein großes Stück Sicherheit bedeuten. Der finanzstarke Investor kann den Gegenwind in der Branche spielend leicht verkraften und ein möglicher Abschied von der Börse würde viel Druck vom Vorstand nehmen. Adnoc selbst setzt vor allem auf langfristige Vorteile. Das Unternehmen bereitet sich auf Zeiten vor, in denen die Geschäfte mit Öl und Gas hinter nachhaltige Energien zurücktreten.
Allenfalls zwischen den Zeilen gibt es hier und dort Kritik an der Übernahme und Sorge darum, dass der Standort Deutschland auf lange Sicht weiter geschwächt werden könnte. Doch derartige Bedenken sind sehr wahrscheinlich kaum genug, um den Deal noch zu stoppen. Enttäuscht dürften vor allem all jene Anleger sein, die auf eine noch höhere Offerte hofften. Daraus wird allem Anschein nach nichts werden und die Anteilseigner müssen sich wohl mit einem Verkaufspreis von 62 Euro anfreunden. Das ist kein Rekordniveau, in der gegenwärtigen Ausgangslage aber doch durchaus ansehnlich.
Verkaufen oder Halten?
Die Covestro-Aktie näherte sich am Dienstag dem Übernahmeangebot weiter an und legte bis auf 58,20 Euro zu. Dort angekommen notiert das Papier etwa 15 Prozent höher als noch vor einem Jahr und rund 45 Prozent höher als noch vor den ersten Meldungen um die Übernahme durch Adnoc. Wer nicht gerade zu den Höchstständen im Jahr 2018 zugegriffen hat, dürfte mit dem Ausgang letztlich zufrieden sein. Es scheint sich einzig die Frage zu stellen, ob jetzt schon verkauft oder noch abgewartet werden sollte.
Dabei spricht wenig dagegen, das offizielle Angebot abzuwarten und dann noch etwas höhere Gewinne als aktuell zu realisieren. Ob einem selbst die Übernahme schmeckt oder nicht, ist nochmal ein Thema für sich. Nüchtern betrachtet werden Kleinanleger das Ganze aber kaum verhindern können und so ist selbst Skeptikern nahezulegen, sich nicht an Covestro-Aktien zu klammern und damit im Zweifel hohe Verluste zu riskieren.
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02.10.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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