Eine weitere Vogelgrippe-Infektion in den USA sorgt für Aufsehen und der Kurs von CureVac springt unkontrolliert in die Höhe
Ist das die große Chance für CureVac?
Bei der Corona-Pandemie ging CureVac noch leer aus und ein eigens für COVID-19 entwickelter Impfstoff sollte es aufgrund seiner nicht zufriedenstellenden Wirkung nicht bis zur Zulassung schaffen. Seither ist die Aktie der Tübinger auch vom Radar vieler Anleger wieder verschwunden. Doch es scheint, als würden die Börsen bei dem Titel momentan frisches Potenzial wittern.
In den USA treibt die Vogelgrippe derzeit ihr Unwesen. Im April wurde bekannt, dass die Krankheit auf einen Menschen übergesprungen ist. Passend dazu kündigte CureVac (NL0015436031) in Zusammenarbeit mit GSK die Studie für einen auf mRNA-basierten Impfstoff gegen die Krankheit an. Das Thema ging im weiteren Verlauf schnell wieder unter. Doch nun gab es in den USA einen zweiten Fall, in dem ein Mensch nach dem Kontakt mit Kühen positiv auf das Vogelgrippe-Virus getestet wurde.
Die Symptome fallen laut der Gesundheitsbehörde CDC nur leicht aus und das Risiko für Menschen wird unverändert als gering angesehen. Der vorherige Patient wurde erfolgreich mit antiviralen Mitteln behandelt. Grund zur Panik scheint es also eher nicht zu geben. Dennoch werden bei dem einen oder anderen Erinnerung an Ende 2019 wach, als auch Corona zunächst mit einigen wenigen Infektionen von sich reden machte.
Die CureVac-Aktie hebt ab
Experten mahnen vor vorschnellen Schlüssen, doch vollständig ausschließen lässt sich wohl nicht, dass sich hier eine neue Epidemie anbahnen könnte. Schon von einer weiteren Pandemie zu sprechen, wäre indes wohl sehr weit vorgegriffen. Das ist aber auch gar nicht notwendig, um für eine hohe Nachfrage nach einem passenden Impfstoff zu sorgen. Die Hoffnung auf ein solches Szenario trieb die CureVac-Aktie am Mittwoch schon fast unkontrolliert in Richtung Norden.
Um satte 21,2 Prozent legte das angeschlagene Papier zu und konnte sich so mit 3,81 Euro aus dem Handel verabschieden. Damit konnten die Verluste seit Jahresbeginn fast vollständig wieder ausgeglichen werden. Noch sind in diesem Zeitraum Abschläge von 4,9 Prozent zu verbuchen. Dennoch dürften noch vor wenigen Wochen nur die Wenigsten damit gerechnet haben, dass CureVac noch einmal solche Höhen in so kurzer Zeit erreichen würde.
Fraglich ist allerdings, wie lange die Kauflaune an den Märkten erhalten bleibt. Denn zum einen scheinen die Reaktionen etwas überzogen auszufallen und zum anderen ist nicht in Stein gemeißelt, dass auf die laufenden Studien zu einem neuen Impfstoff auch ein zulassungsfähiges Produkt folgen wird. Die Börsianer lassen sich also nüchtern betrachtet wieder einmal auf eine Wette ein. Dass eine solche auch nach hinten losgehen kann, dafür lieferte gerade CureVac vor rund drei Jahren ein Musterbeispiel.
Immer mit der Ruhe
Umgekehrt sollte die Vogelgrippe nicht auf die leichte Schulter genommen werden und ein Impfstoff gegen den Erreger ist in jedem Fall eine gute und erstrebenswerte Sache. Nach der Corona-Pandemie scheinen die Märkte auf solche Themen aber etwas übersensibilisiert zu sein. Nicht auf jeden Krankheitsausbruch folgen sofort chaotische Zustände mit einem Run auf entsprechende Impfstoffe. Das war auch bei den Affenpocken letztlich nicht der Fall, die mittlerweile aus dem Gedächtnis vieler Menschen schon wieder verschwunden sein dürften.
Es besteht damit ein nicht unerhebliches Risiko dafür, dass die enormen Zugewinne bei der CureVac-Aktie recht schnell wieder verpuffen könnten. Dafür dürfte es schon ausreichen, wenn es in nächster Zeit keine weiteren Meldungen über Vogelgrippe-Infektionen oder Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung geben wird. Gerade Neueinsteiger verhalten sich daher bevorzugt ruhig und warten die derzeitigen Ausschläge entspannt von der Seitenlinie aus ab. CureVac selbst sollen Chancen und Erfolge gar nicht abgesprochen werden. Die Erwartungshaltung an der Börse kann aber schon mal über das Ziel hinausschießen.
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23.05.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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