Curevac, BioNTech, Bayer: Weitere Top News aus dem Biotech-Sektor
Curevac, BioNTech, Bayer: Forcierung von Impfstoff-Zulassungen + Zelltherapie-Partnerschaft
Auch heute ist mal wieder einer dieser Tage, an dem sich, erfreulicher Weise erneut geprägt von den hier immer prominenter in Erscheinung tretenden deutschen Konzernen, beste Nachrichten aus dem Biotechnologie-Sektor unmittelbar zusammentreffen.
Beginnen wir daher zunächst mit den heutigen Aktualitäten rund um BIONTECH (US09075V1026) und CUREVAC (NL0015436031), die als aktuell weltweit führende, deutsche Corona-Impfstoffentwickler selbst auch die internationale Anlegerwelt weiterhin in Atem halten.
CUREVAC
Die aufsehenerregendste Meldung kam dabei heute fraglos aus der Tübinger Zentrale von CUREVAC, indem ihr Vorstandsvorsitzender Franz-Werner Haas die kommende Zulassungsbeantragung ihres sehr aussichtsreichen Covid 19-Impfstoffs CVnCoV in der EU und Lateinamerika ankündigte.
Die Aktie schoss daraufhin gegenüber dem Freitags-Schlusskurs auf Tradegate in der Spitze um bis 12,5 % nach oben und notiert aktuell mit einem Kursplus von + 8,9 % bei 94,30 Euro. Hiermit wurde natürlich ein weiterer Kurshöchststand markiert und das Doppel-Top von rd. 90 Euro vom 30.11. und 01.12. mühelos überwunden.
Der Hintergrund, warum Curevac dabei derzeit besonders künftige Zulassungen in der EU und Lateinamerika anvisiert, liegt im Falle der EU natürlich darin, dass hier mit der EU-Kommission bereits ein Abkommen zur Lieferung von bis zu 405 Mio. Impfdosen ihres Corona-Vakzin-Präparats geschlossen wurde, während man Lateinamerika (mit Sicherheit vollauf begründet) als den relativ gesehen derzeit Corona-belastetsten Schwellenland-Kontinent mit der zugleich geringsten medizinischen Fortschrittlichkeitsrate als die Region mit der künftig daher weltweit größten zu erwartenden Covid 19-Impfstoff-Unterversorgung ansieht.
Im nach absoluten bisherigen Corona-Infektionszahlen sicher ebenfalls für Impfstoffe künftig sehr empfänglichen Markt USA sieht sich Curevac jedoch aktuell in einem klaren Zeitnachteil gegenüber dort sicher noch wesentlich früher erfolgenden Zulassungen der Impfstoffe von BioNTech/Pfizer, Moderna, Johnson & Johnson, AstraZeneca und Sanofi/GlaxoSmithkline (GSK), weshalb Curevac - aus unserer Sicht strategisch sehr weitsichtig und angemessen - den Zeit- und Profitwettlauf mit diesen Konkurrenten in den USA nun gar nicht erst aufnehmen wird.
Dafür verlegt sich Curevac, mit dem längerfristigen Ziel einer klaren Qualitäts- und damit dauerhaften Nachfrageüberlegenheit ihres Corona-Impfstoffs gegenüber der Konkurrenz, aktuell noch ganz auf die lückenlose Forschungs- und Rezepturoptimierung ihres Impfstoffs, der erst zum Jahresende mit bis zu 30.000 Teilnehmern in die dritte und letzte, zulassungsrelevante klinische Testphase eintreten soll und nach ersten Studienergebnissen voraussichtlich im März 2021 die Zulassung in der EU (und ggfs. auch Lateinamerika) allerfrühestens im 2. Quartal, realistischer Weise aber wohl eher erst im 3. Quartal 2021 erhalten dürfte.
Dafür nutzt Curevac diese Zeit aber weiterhin intensiv für jegliche Intensivierung und Perfektionierung ihres Impfstoffs, der nach Ausführungen von CEO Haas gerade hinsichtlich des logistisch und anwendungskritischsten Kriteriums der Haltbarkeit und Lagerungsbeständigkeit, d.h. der Temperaturverträglichkeit, alles in den Schatten stellen soll, was bisher an Corona-Impfstoffen entwickelt worden sei.
So sei der Impfstoff CVnCoV von Curevac als bislang weltweit erster bei „Kühlschrank-Temperatur“ (d.h. üblicherweise max. + 5 Grad Celsius) mindestens 3 Monate haltbar und selbst bei Zimmertemperatur bis zu 24 Stunden. Auch ein solches Qualitätskriterium sollte aus unserer Sicht hinsichtlich der langfristigen internationalen Zulassungs- und Einsatzchancen dieses Präparats (und gerade auch in heißeren Schwellenlandregionen) künftig keinesfalls unterschätzt werden, so dass wir die entsprechende Forschungsfokussierung (wo der “Zug“ in den USA zeitlich für Curevac zunächst erst einmal „abgefahren“ sein dürfte) strategisch vollauf teilen.
Ferner ist anzumerken, dass sich Curevac in einem sehr breiten Forschungsverständnis selbst jetzt nicht nur auf die reine Corona-Impfstoffforschung verlegt, sondern als ausgewiesener Spezialist für generell alle biotechnologischen Therapie- und Präparateentwicklungen auf mRNA- (= Gensequenz-Botenstoff)-Basis daneben auch dauerhaft in der Wirkstoff-Forschung für Impfstoffe anderer Einsatzgebiete (= Allianz mit GSK), zur Tumorbekämpfung sowie in der Entwicklung proteinbasierter Therapieformen tätig ist.
In diesem breit aufgestellten Forschungs- und Therapieentwicklungsverständnis von Curevac, welches über eine (dazu noch unter Zeitdruck schnellstmögliche) Corona-Impfstoffentwicklung klar hinausgeht, halten wir die Aktie des Konzerns, der nach eigenen Erwartungen ab 2022 die Nettogewinnzone erreichen dürfte, mit einem geschätzten 2022er Kurs-Umsatz-Verhältnis von rd. 10 sowie einem KGV von rd. 12 selbst jetzt noch für überschaubar bewertet. Risikobereit bzw. spekulativ eingestellte Investoren, die an diese aktuellen Zahlenprojektionen des Konzerns wie auch den hiermit einhergehenden Analystenkonsens glauben, können die Aktie von CURAVEC daher durchaus auch weiterhin für ein Investment in Betracht ziehen.
Aktienchart: CUREVAC
BIONTECH
Dagegen bestand die heute relevanteste Tagesmeldung der Mainzer BIONTECH (US09075V1026), die gegenwärtig zusammen mit ihrem Entwicklungspartner PFIZER in ihrem Corona-Impfstoff BNT162b2 in den USA und der EU (nach bereits erfolgter Zulassung in Großbritannien) als erster westlicher Produzent ebenso dicht vor der Marktzulassung stehen dürfte, wie auch für ihr US-amerikanischer Kontrahent MODERNA (US60770K1079), darin, dass BioNTech/Pfizer nach einer nun getroffenen Vereinbarung mit der Schweizer Regierung vorbehaltlich einer Zulassung durch die dortige Gesundheitsaufsichtsbehörde Swissmedic die Schweiz in 2020 und 2021 mit insgesamt (zunächst mindestens) 3 Mio. Impfstoffdosen beliefern werden.
Diese Lieferanzahl ihres Vakzin-Präparats, das BioNTech ebenso wie Curevac auf genetischer mRNA-Basis entwickelt hat, ist aus unserer Sicht jedoch sicher nicht in Stein gemeißelt und dürfte derzeit lediglich nur eine je nach Bedarfsfall künftig auch weiter jederzeit problemlos ausbaufähige Mindestvereinbarung darstellen, da BioNTech/Pfizer bereits verlauten ließen, weltweit aktuell bereits gar Produktionskapazitäten dieses Impfstoffs von bis zu 1,3 Mrd. Dosen zu besitzen.
Auch wenn gemessen an diesen verfügbaren gewaltigen Produktionspotenzialen die Mengenzusage von nur 3 Mio. Dosen sicher kaum der Rede wert ist, so reagierte die Aktie heute wegen des künftigen Erweiterungspotenzials dieses Abkommens doch richtigerweise mit einem weiteren Kurssprung ihres ADRs um aktuell + 5,3 % auf 126,20 USD.
Auch die Aktie von BIONTECH steht somit nun sehr dicht davor, ihr zuletzt am 01.12. erzieltes Rekordhoch von 127,90 USD zu knacken.
In einer grundsätzlich engeren und aktuell deutlich stärker auf die Corona-Impfstoffentwicklung als bei Curevac konzentrierten Forschungsausrichtung wird die Aktie von BioNTech nach den Analysten-Projektionen per Ende 2022e korrekter Weise zu Curevac aktuell mit einem deutlichen Bewertungsabschlag gehandelt (Kurs-Umsatz-Verhältnis nur rd. 4,3 / KGV nur rd. 8,2).
Insofern erachten wir das vergleichsweise höhere Geschäftsrisiko von BioNTech im derzeitigen Aktienbewertungsabschlag zu Curevac auch vollauf angemessen reflektiert, so dass risikofreudige/spekulativ eingestellte Investoren, die dabei gleichfalls auf einen zügigen weiteren Ausbau des Forschungsprofils von BioNTech setzen, auch in dieser Aktie unseres Erachtens Käufe durchaus weiterhin in Erwägung ziehen sollten.
Aktienchart: BIONTECH (in USD)
BAYER
Und schließlich zeigte auch eine weitere heutige nennenswerte Nachricht von der „deutschen Biotech-Front“, nämlich hier nun den deutschen Traditionskonzern BAYER (DE000BAY0017), dass das Feld biowissenschaftlicher Forschungen eben nicht nur aus aktuell natürlich gefragtesten Corona-Impfstoffen besteht, sondern dass die zunehmende internationale Involvierung deutscher Forschungsinnovationen auf diesem medizinischen Spezialgebiet (s. auch z.B. EVOTEC (DE0005664809)) mittlerweile generell stark fortschreitet.
In diesem Zuge gab Bayer heute nämlich bekannt, ihr noch recht junges Geschäft rund um Zell- und Gentherapien durch ein neu geschlossenes, exklusives weltweites Partnerschafts-Lizenzabkommen mit der US-amerikanischen Atara Biotherapeutics (Sitz in San Francisco/Kalifornien) zur gemeinsamen Zelltherapieentwicklung für die Behandlung solider Tumore künftig nun weiter auszubauen.
Atara steht aus dieser Übereinkunft zunächst eine Vorauszahlung in Höhe von 60 Millionen US-Dollar zu. Je nach Realisierung bestimmter Ziele bei Entwicklung, Zulassung und Vermarktung kann Atara hypothetisch in den maximalen Genuss von Meilensteinzahlungen in Höhe von insgesamt 610 Millionen US-Dollar kommen, was jedoch ebenso wenig garantiert ist, wie der Erhalt gestaffelter Lizenzgebühren bis zu einem niedrigen zweistelligen Prozentsatz vom Bayer-Nettoumsatz im Falle erfolgreicher Medikamentenentwicklungen auf dieser Therapiebasis.
Bayer hatte erst jüngst in seiner Pharmasparte eine eigene Division für Zell- und Gentherapien ins Leben gerufen, in die das im Herbst übernommene US-Unternehmen Asklepios BioPharmaceutical (AskBio) sowie der 2019 akquirierte Stammzellspezialist BlueRock Therapeutics integriert wurden, die ihren Forschungsschwerpunkt unter anderem in neurologischen und kardiologischen Krankheiten haben.
Anders als Curevac und BioNTech verlor die Bayer-Aktie trotz dieser perspektivisch positiven Nachricht heute zwar - 1,0 % (aktueller Tradegate-Kurs: 47,40 Euro).
Dennoch befindet sich die Aktie des zuletzt anhaltend krisen- und profitabilitätsgeschüttelten Agrochemie- und Pharma-Konzerns (Hauptschlagwort: „Glyphosat“) aktuell wenigstens im Versuch, angesichts eines optisch sehr niedrigen KGVs (2022e) von nur 10 oberhalb von 40 Euro bzw. nahe an seinem 10 Jahres-Tief von 35,40 Euro aus dem Jahr 2011 einen erneuten Kursboden zu etablieren.
Ob dieser gegenwärtig sehr mühsame Aktienstabilisierungs-Versuch angesichts des auch weiter grundsätzlich bestehenden Damokles-Schwerts fortgesetzt möglicher Glyphosat-Klagen jedoch tatsächlich auch von nachhaltigem Erfolg gekrönt sein wird, steht unseres Erachtens zumindest noch solange in den Sternen, bis nicht wenigstens ein erneuter charttechnischer Eintritt der Aktie in eine stabilisierungsbestätigende Kurszone von ca. 55 - 60 Euro geglückt ist. Bis dahin raten wir von Engagements in der Bayer-Aktie aktuell weiterhin ab.
07.12.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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