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Bei thyssenkrupp folgt nach Vorstandsentlassungen ein Machtvakuum

Streit zwischen Stahltochter und Mutterkonzern droht weiter zu eskalieren

NTG24 - Bei thyssenkrupp folgt nach Vorstandsentlassungen ein Machtvakuum

 

Beben in der Stahlindustrie in Deutschland. Die Neuaufstellung der Stahlsparte bei thyssenkrupp ist weiter nicht gelöst, sicher ist nur das mehrere Vorstände gehen müssen.

Bei thyssenkrupp (DE0007500001) geht es weiter Drunter und Drüber. Nach einer Sitzung des Aufsichtsrats der Stahlsparte am Freitag gibt es lediglich die Gewissheit das eine Vielzahl an hochrangingen Kräften das sinkende Schiff verlassen werden oder auch müssen. Hierzu zählen neben dem Aufsichtsratsvorsitzenden Sigmar Gabriel auch drei weitere Aufsichtsräte. Aber auch im Management wird es umfassende Änderungen geben. So wird auch Stahlvorstand Bernhard Osburg das Unternehmen verlassen.

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Der Mutterkonzern ist indes darum bemüht den Kapitalmarkt zu erklären, dass an der aktuellen Misere der Stahlsparte auch nur das Mismanagement der Stahlsparten-Vorstände verantwortlich sind. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Mutterkonzerns Siegfried Russwurm erklärte in einem Interview, dass es dem Management seit Jahren nicht gelungen ist erfolgreiche Antworten auf die strukturellen Herausforderungen des Stahlgeschäfts zu finden. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die defizitäre Lage der Stahlsparte aufgrund eines holistischen Versagens des gesamten Managements des Konzerns und seiner Kontrolleinheiten seinen Ursprung hat.

Thyssenkrupp CEO Lopez plant eine Restrukturierung der Stahlsparte in Eigenregie. In anderen Worten soll der das defizitäre Segment vom Mutterkonzern abgespalten werden und verselbstständigt werden. Über die finanzielle Überbrückungshilfe durch den Mutterkonzern, der bei so einem Schritt dringend nötig ist streitet das Management seit Wochen und dieser Streit wird auf den Rücken der Arbeitskräfte ausgetragen, die keine Gewissheit haben, ob ihr aktueller Arbeitsplatz auch in Zukunft noch sicher ist.

Der interne Machtkampf zwischen der Stahlsparte und dem Mutterkonzern gefährdet die Zukunft des gesamten Konzerns. Bezeichnet dabei ist auch, dass der CEO Miguel Lopez gar nicht erst zur wichtigen Gremiumsitzung der Stahlsparte nach Duisburg gereist war, sondern sich aus Essen aus nur digital dazugeschaltet hatte. Lopez legitimierte diesen Schritt damit, dass er um sein Leben fürchtet aufgrund der aufgeheizten Stimmung vor Ort. Die Stimmung vor Ort richtet sich dabei auch primär gegen den Vorstandsvorsitzenden. Die etwa 2000 Stahlarbeiter, die seit Tagen vor dem Verwaltungsgebäude protestieren, halten Schilder hoch mit Aufschriften wie „Lopez not my CEO“ und durchgestrichenen Gesicht des Spaniers.

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeWirtschaftsweisen sehen indes in thyssenkrupp eine Symbolisierung der neuen Wirtschaftsrealität in Deutschland. Die boomenden Jahre sind vorbei und die Wirtschaft ist aufgrund des Energiepreisschocks und der geopolitischen Lage in einem Transformations-Zyklus gefangen. Es stellt sich schon die Frage, wie lange Deutschland auf dem Weltmarkt noch konkurrenzfähig sein wird und wann weitere Unternehmen die Reißleine ziehen werden. BASF etwa hat erst in der letzten Woche angekündigt weitere energieintensive Anlagen im Hauptwerk in Friedrichshafen stillzulegen und im nächsten Jahr ins Ausland zu verlagern.

Die Auftragslage bei thyssenkrupp ist eigentlich gar nicht so schlecht. Von den maximalen 13 Millionen Tonnen Produktionskapazität wurden im letzten Jahr immerhin fast 90 % genutzt. Die stark angestiegenen Energiekosten sorgten am Ende aber für einen Verlust von 2,1 Milliarden Euro und zogen auch den Gesamtkonzern ins Minus. Um die Stahlsparte wieder flexibler zu machen, erstellte der Stahlchef Osburg einen Sanierungsplan. Dieser reduzierte die Produktionskapazitäten auf etwa 9 Millionen Tonnen und einen Arbeitsplatzabbau. Normalerweise folgen auf Maßnahmen wie Arbeitsplatzabbau Proteste von Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsseite, diese blieben allerdings fast nahezu aus. Beide Seiten schienen zu wissen, dass dies die einzige Möglichkeit ist ein Teil der Arbeitsplätze zu sichern.

Dem Mutterkonzern und allen voran Lopez schienen diese Sanierungspläne allerdings nicht tiefgreifend genug zu sein und der Stahlsparte wurden neue Sparziele auferlegt. Lopez forderte sogar eine Halbierung der Produktionskapazität. Wenn man diesem Plan folgen würde, dann würden mehrere Standorte vor dem totalen Aus stehen und über 10.000 Arbeitsplätze verloren gehen und das, obwohl die Stahlsparte insgesamt 31 % des Umsatzes des Mutterkonzerns generiert. Allerdings scheint das Stahlgeschäft dem nach Stabilität suchenden Mutterkonzern zu volatil zu sein. Allein in den ersten 9 Monaten des Geschäftsjahres verringerte sich der Umsatz im Stahlgeschäft um weitere 15 %.

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Seit dem Beginn der Corona-Pandemie hat die Stahlsparte ein Minus von mehr als drei Milliarden Euro erwirtschaftet und alle Sparziele seien bislang deutlich verfehlt worden. Darunter litt auch das Verhältnis der Sparte zum Gesamtkonzern, das Zerwürfnis endete nun am Freitag mit dem Abgang von vier Aufsichtsräten und drei Vorständen. Dies führt zu noch mehr Problemen bei der Stahlsparte, die jetzt auch ohne klare Führung dasteht.

 

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25.09.2024 - Christian Teitscheid

Unterschrift - Christian Teitscheid

 

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