Plug Power dreht ab, Varta dreht auf, Nordex im Seitenwind, Deutsche Telekom im Aufwind
Der Handelstag - Bericht zum 13.07.2021
Gestern verzeichneten die internationalen Aktienmärkte ein uneinheitliches Bild. Allein die asiatischen Börsen, wo der Hongkonger Hang Seng-Index nach Vermeldung des im Juni gegenüber Mai um + 12 % auf knapp 333 Mrd. CNY gestiegenen chinesischen Handelbilanzüberschusses um + 1,6 % und japanische Nikkei 225-Index um + 0,5 % zulegten, präsentierten sich in einer freundlichen Verfassung. Der DAX stagnierte gestern dagegen völlig, während der S&P 500-Index sich um - 0,4 % abschwächte.
Vor allem der erneute leichte Anstieg der Langfristzinsen in den USA auf 1,33 % (weiterer Inflationsratenanstieg im Juni von zuvor 5,0 % auf 5,4 %) bremste die globale Aktienmarktentwicklung, während sich der Auftakt der Quartalsberichtssaison in den USA mit durchweg deutlich über die Analystenschätzungen hinausgegangenen Ergebnisvorlagen der drei Blue Chip-Konzerne Goldman Sachs, JP Morgan und PepsiCo jedoch sehr erfreulich gestaltete.
In dem gestern bereits sowieso schon schwächeren Gesamtmarktumfeld der USA verzeichnete gerade die Aktie des Wasserstoff-Technologiespezialisten PLUG POWER (US72919P2020) erneut einen umso stärkeren Kursabschlag und büßte im Tageshandel weitere - 4,0 % ein. Entsprechend dem gestern insgesamt behaupteten deutschen Aktienhandel wiesen hierzulande die einzelnen Aktien ebenfalls sehr gemischte Kursentwicklungen auf, wobei sich z.B. die Aktie von NORDEX (DE000A0D6554) um - 1,2 % verbilligte, die Titel von VARTA (DE000A0TGJ55) und der DEUTSCHEN TELEKOM (DE0005557508) hingegen jeweils + 0,8 % gewannen.
Nicht anders als von uns schon seit Wochen gemutmaßt und daher weiterhin stets mit der konsequenten Ablehnung jeglicher Aktienengagements versehen (siehe zuletzt hier) drehte die Aktie des Wasserstoff-Technologiespezialisten PLUG POWER in den letzten Tagen nach ihrer im Mai dank nachträglicher Einreichung aller korrigierten Jahresbilanzen 2018 – 2020 eingeleiteten vorübergehenden Erholung wieder an ihrem wichtigsten horizontalen Widerstand bei 34,50 USD nach unten ab.
Selbst auch der einmalige Ausbruchsversuch am 29.06. bis auf ein Tageshoch bei 36,00 USD erwies sich, gemäß unserer fundamental und bewertungstechnisch weiterhin äußerst kritischen Aktieneinschätzung ebenfalls kaum anders als erwartet, als ein klassisches Bullenfallen-Fehlsignal und kann nicht nur durch den gestrigen 4,0 %igen, sondern ebenso den auch heute bislang weiteren 3,5%igen Kursrückgang vorerst als gescheitert betrachtet werden.
Als den wesentlichsten fundamentalen Grund für den schlagartig erneut eingetretenen Rückwärtsgang der PlugPower-Aktie führen Marktexperten den nun wohl kurz bevorstehenden Börsengang von HYZON MOTORS im Zuge der bereits erfolgten Fusion mit dem NASDAQ-gelisteten SPAC DECABONIZATION PLUS an, deren voraussichtlicher Emissionserlös aktuell auf rd. 2,7 Mrd. USD taxiert wird.
Die 2019 aus einem Spin-Off von der Singapurer Horizon Fuel Cell Group (Gründung: 2003) hervorgegangene und im US-Bundesstaat New York ansässige HYZON MOTORS bezeichnet sich in ihrer faktisch bereits fast 20jährigen Unternehmenshistorie als einen der führenden globalen Entwickler künftiger gänzlich CO2-emissionsfreier Schwer- und Nutzfahrzeuge auf Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antriebsbasis und ist hierfür sowie zur angemessenen operativen Begleitung ihres bevorstehenden IPOs in den letzten Monaten nun zahlreiche Kooperationen mit diversen internationalen Wettbewerbern von PLUG POWER eingegangen, wie vor allem niemand anderem als TotalEnergies, der ebenfalls börsennotierten alternativen Energie- und Gaserzeugungstochter des französischen Öl/Gas-Giganten TOTAL S.A..
Somit wird die Riege der aktuell ernstzunehmendsten Konkurrenten von Plug Power, nämlich vor allem Ballard Power und FuelCell Energy mit Hyzon Motors nun künftig um einen weiteren respektablen und nach Einschätzung von Branchenexperten durchaus potenziell bedrohlichen Namen im Feld westlicher Wasserstoffantriebs-Technologiespezialisten ergänzt, der PlugPower die künftige operative Entwicklung noch weiter erschweren könnte, zumal der CEO von Plug Power, Andy Marsh, zuletzt im Rahmen des Ergebnispräsentation zum 4. Quartal 2020 offen durchblicken ließ, dass auch Plug Power dieses für sie noch neuartige, aber potenziell sehr lukrative Feld von Schwerfahrzeug-Wasserstoffantriebstechnologien künftig ebenfalls sehr aktiv besetzen wolle.
In diesem verschlechterten Nachrichtenumfeld potenziell aufkommenden weiteren Wettbewerbsdrucks für PlugPower ging im heutigen weiteren klaren Aktienkursrückgang sogar die an sich sehr positive weitere Nachricht völlig unter, dass sie mit dem US-Konzern Apex Clean Energy nun ein Windkraftabnahme-Abkommen (PPA) über stolze 345 MW geschlossen hätten, um auf Basis dieser Ökostromlieferung durch Apex künftig ebenso gemeinsam die größte Fabrik der USA zur völlig emissionsneutralen Erzeugung „grünen“ Flüssigwasserstoffs zu errichten und zu betreiben (gewaltiges Produktionsziel: 30 Tonnen täglich).
Wir werten dieses völlig reaktionslose bzw. sogar negative Vorbeigehen der PlugPower-Aktie auf obige durchaus relevante (aber natürlich ebenfalls sehr hohe Anfangsinvestitionen nach sich ziehende) strategische Positivmeldung daher als ein weiteres untrügliches Warnsignal, dass die von uns stets am kritischsten bewertete Frage der langfristigen und nachhaltigen Profitabilität von PlugPower offenbar weiterhin zunehmend in den Vordergrund der aktuellen Anlegerkalküle rückt, und raten daher unter diesem Blickwinkel von einem Einstieg in die aus unserer Sicht weiter maßlos überteuerte Aktie (2022e: Kurs/Umsatz-Verhältnis 21, KGV: -170) daher auch weiterhin ab.
Rein charttechnisch taxieren wir das weitere kurzfristige Rückschlagspotenzial der Plug Power-Aktie derzeit bis auf die ansteigende Unterstützungslinie des aktuellen Konsolidierungsdreiecks, d.h. zunächst bis auf ca. 21 USD.
Chart: PLUG POWER (in US-Dollar)
Ganz im Gegensatz zu PlugPower liefert hingegen die Aktie von VARTA seit Mitte Mai nun immer stärkere Signale einer zunehmenden charttechnischen Befestigung.
Mangels anderweitiger neuer relevanter Unternehmensnachrichten speziell zu VARTA erklären wir uns den aktuell klaren Auftrieb der Aktie vor allem mit positiven Ausstrahlungen der jüngsten erneuten Aktienrallyes vieler Lithiumproduzenten (gerade auch solchen der „2. Reihe“ wie Millennial Lithium, die zuletzt zwei Explorationslizenzen für die argentinische Mine „Pastos Grande Salar“, eines der reichhaltigsten Lithiumreservoirs der Welt, erhalten hatte), womit die weltweit in den kommenden Dekaden absehbar völlige Unverzichtbarkeit und damit auch voraussichtlich stetig preissteigende Knappheit/Gefragtheit von Lithium für leistungsstärkste Batterielösungen noch einmal überdeutlich illustriert wurde.
Von dieser Tendenz dürfte langfristig natürlich auch Varta als einer der weltweit erfahrensten und fortschrittlichsten Batteriehersteller speziell auf Lithium Ionen-Technologiebasis durch besonders dynamische Margen- und Gewinnzuwächse profitieren können, was auch die jüngste Entwicklung ihres bereits jetzt technologisch weltführenden Ultra-Hochleistungsbatterie-Konzepts „V4Drive“ (komplett aufladbar in nur 6 Minuten) wie aber auch ihre nicht minder glänzende Weltmarktposition in Lithium Ionen-Microbatterien (vor allem für diverse Konsumelektronik-Anwendungen) nochmals ebenso unterstreicht, wie ihre aktuelle Neuinbetriebnahme eines weiteren großen Lithiumionenzellen-Produktionswerks in Nördlingen mit einer Produktionsfläche von immerhin 15.000 qm.
Auch wenn es charttechnisch weiterhin noch einiger Anstrengung der Varta-Aktie bedarf, um unter Überschreitung von 153 EUR aus dem seit November 2019 per Saldo nur sehr moderaten Anstiegskanal auszubrechen und damit dann wohl endgültig den Grundstein für einen dann wohl weit dynamischeren Aktienkursanstieg zu legen, stufen wir die Aktie mit einem akzeptablen KGV (2023e) von rd. 27 im Vorfeld ihrer kommenden Halbjahresergebnis-Veröffentlichung am 13.08. (Konsens: Umsatz und operativer EBITDA-Gewinn jeweils ca. + 2 % ggü. Vorjahr) weiterhin zumindest als eine längerfristig sehr solide Halte-Position ein.
Chart: VARTA
Eine unerfreulich deutliche Korrekturphase verzeichnet seit 01.07., eingeleitet durch einen fast 10%-igen Kurscrash an diesem Tag (Auslöser war die völlig überraschende Ankündigung einer weiteren großvolumigen Kapitalerhöhung in Höhe von insgesamt rd. 585 Mio. Euro) derzeit auch wieder die Aktie des weltführenden Windkraftspezialisten NORDEX, womit der Titel nach der am 01.07. erfolgten Eröffnung eines breiten Abwärts-Gaps zwischen 19 und 20 EUR bereits seit seinem Tief Mitte Mai von 17 EUR per Saldo nur noch in eine zuletzt immer knapper behauptete, völlig unspektakuläre Seitwärtsbewegung eingemündet ist.
Allerdings nähert sich die Aktie mit dieser zunehmend ausgeprägten Schwächeneigung derzeit immer mehr ihrer alles entscheidenden horizontalen Dreiecksunterstützungs-Marke von rd. 16,60 Euro an, was im Falle deren erfolgreicher Behauptung kurzfristig ein erneutes maximales Tradingpotenzial bis auf ca. 19,50 Euro nach sich ziehen würde.
Spätestens mit der Zahlenvorlage zum 2. Quartal am 12.08. (Analystenkonsens: Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr um + 14 %, Reduzierung des Nettoverlusts aus dem 2. Quartal 2020 von – 142 Mio. auf nur noch rd. – 3 Mio. Euro) wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nun die endgültige Entscheidung darüber fallen, ob die Aktie von Nordex aus ihrem Anfang April 2021 eröffneten Konsolidierungsdreieck nach oben, d.h. über 20 EUR hinaus, oder nach unten ausbrechen wird.
Zumindest bis zur Herbeiführung dieser zweifelsfreien Entscheidung raten wir von einem Einstieg in die aktuell mit einem KGV (2023e) von rd. 19 in unseren Augen auch weiterhin äußerst ambitioniert bewertete Aktie daher nach wie vor ab.
Chart: NORDEX
Und zuletzt ist auch noch auf das hervorragende charttechnische und von uns schon bereits seit Wochen in Aussicht gestellte Ausbruchssignal über die „magischen“ 18 Euro hinaus hinzuweisen, das die Aktie der DEUTSCHEN TELEKOM nun am 13.07. unter hohen Umsätzen generiert hat und wobei an diesem Tag die Erreichung des höchsten Kursstands seit 2002 (= 18,30 Euro) zugleich eine erstmalige signifikante Überwindung ihres Ende April 2018 eingeleiteten, längerfristigen und entsprechend flachen Aufwärtstrendwiderstands dargestellt hat.
Hintergrund dieses Kursausbruchs waren fraglos die seit Monaten zunehmend verstärkten und sehr glaubwürdigen Ambitionen der Deutschen Telekom, in Europa künftig eine absolute technologische Führungsrolle in der Auslegung modernster Hochgeschwindigkeits-5G-Netze sowie hieran angeknüpfter 5G-Mobilfunk-, Daten- und Telefon-/Videokonferenz-Standards einnehmen zu wollen, was zuletzt außerdem auch noch durch das weitere strategische Vorhaben flankiert wurde, künftig zugleich eine Mehrheitsübernahme an ihrer derzeit hoch dynamisch expandierenden und extrem margenstarken 44 %-Tochter T-MOBILE US anzustreben.
Eine erfolgreiche Realisierung dieser zunehmend offensiven Ziele der Deutschen Telekom, langfristig zu einem der wachstumsstärksten und profitabelsten europäischen Telekom-Konzerne aufzusteigen, würde fraglos weiterhin zu einem stetigen Abbau ihrer derzeit mit rd. - 17 % weiterhin eklatant ausgeprägten Unterbewertung sorgen (KGV (2023e) aktuell nur 13), wozu bereits auch natürlich ein unerwartet positives Ergebnis zum 2. Quartal (Vorlage am 12.08.; Konsens: trotz behaupteten Umsatzes Nettogewinnsteigerung zum Vorjahr gleich um + 78 %) beitragen würde.
Unsere Kaufempfehlung für die Aktie der Deutschen Telekom halten wir daher selbstverständlich weiter aufrecht.
Chart: DEUTSCHE TELEKOM
14.07.2021 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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