Airbus vs. Boeing- die Giganten im direkten Duell
Wie rüstet sich die Luftfahrt für die Zukunft?
Die beiden Luftfahrtgiganten sind längst nicht nur noch die beiden Mitglieder des Duopols der Luftfahrt. Nein, die Rivalität gewinnt gerade durch die politische Auseinandersetzung zwischen Europa und der USA immer weiter an Brisanz. So sind die Staatshilfen, Subventionen und Korruptionsvorwürfe Ursache eines jahrzehntelangen Streits zwischen der USA und Europa. Besonders deutsche und französische Produkte sind aufgrund ihrer Relevanz für Airbus immer wieder von Sanktionen betroffen. Die 2020 verhängten Strafzölle auf europäische Waren entsprachen einem Volumen von 7,5 bis 8 Milliarden Euro.
Der amerikanische Riese?
Boeing wurde bereits 1916 von dem Sohn eines deutschen Auswanderers in Seattle im Bundesstaat Washington gegründet. Mit einer Marktkapitalisierung von 101,5 Milliarden Euro und 2019 mit einem Umsatz von 76,7 Milliarden Euro galt Boeing über Jahre als DER Flugzeughersteller. Doch die Vormachtstellung bröckelt bereits seit den 2000er-Jahren und gerade in den Jahren 2019 und 2020 scheint der europäische Konkurrent förmlich einteilt. Darüber hinaus ist Boeing mit einer Nettoverschuldung von 50,40 Milliarden US-Dollar nicht gerade der Inbegriff der Liquidität.
In den letzten beiden Jahre folgte förmlich eine Krise auf die nächste. Nach 2 Abstürzen von 737-Max Maschinen mit insgesamt 346 Todesopfern wurden globale Flugverbote für den Flugzeugtyp erteilt. Grund für die Abstürze waren fehlerhafte Daten des Anstellwinkelsensors, der die Höhenruder verstellte und so die Nase des Flugzeuges nach unten drückte. Die kumulierten Kosten inklusive Kompensationszahlungen für geschädigte Fluggesellschaften, Schadenersatzzahlungen und die resultierenden Auslieferungsstopps verlaufen sich mittlerweile auf circa 22,5 Milliarden US-Dollar.
Die Coronapandemie riss ein großes Loch in die Bilanz der Amerikaner. So mussten insgesamt 12200 Angestellte den Konzern verlassen. Es wurden 1000 Bestellungen storniert und es wurden nur 157 Flugzeuge an Kunden übergeben. Unter dem Strich ergab das einen Verlust von 11,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. Da ist es auch nur ein kleiner Trost, dass die Flugzeuge des Typs 737-Max nach fast 2 Jahren wieder die Erlaubnis zum Start erteilt wurde.
Der kleine europäische Bruder?
Das europäische Pendant von Boeing wurde erst im Jahr 1970 von Frankreich und Deutschland gegründet. Mittlerweile halten auch Spanien und Großbritannien große Anteile am Unternehmen. Mit einer Marktkapitalisierung von 70 Milliarden scheint es auf dem ersten Blick der kleine Bruder des amerikanischen Riesen zu sein. Doch der Schein trügt. Airbus besitzt mit einer Nettoverschuldung von 586 Millionen Euro nur einen Bruchteil der Schulden von Boeing. Auch das 2019er KGV von 22,84 ist branchenintern äußerst respektabel. So hat Airbus 2019 die Wachablösung vermeintlich geschafft und lieferte mehr Flugzeuge aus als Boeing. Auch die Coronapandemie ging nicht spurlos an Airbus vorbei. Allerdings hat man das Minimalziel von 566 Auslieferungen erreicht und hat auch mit 383 mehr Neubestellungen als Stornierungen (115) erhalten. In den ersten 9 Monaten wurde so ein deutlich kleineres Minus von 2,52 Milliarden Euro erwirtschaftet. Für 2021 stellt der CEO Guillaume Faury schon eine leicht erhöhte Produktionsrate in Aussicht. Das Vorkrisenniveau soll und kann wohl erst 2023 bis 2025 wieder erreicht werden.
Zukunft
Beide Unternehmen sind sich ihrer immensen Rolle im Klimawandel bewusst und wollen ihre CO2- Bilanz bis 2050 halbieren. Den Weg zu dem Ziel strukturieren sie allerdings völlig unterschiedlich. So will Boeing ab 2030 Flugzeuge mit Sustainable Fuel anstatt Kerosin betreiben. Grundstoff für diese Alternative sollen Pflanzen und sogar Haushaltsmüll bilden.
Airbus hat einen völlig anderen und ambitionierteren Weg eingeschlagen. Das Flugzeug der Zukunft soll über modifizierte Gasturbinen angetrieben werden. Diese werden allerdings mit flüssigem Wasserstoff und bei Bedarf über sogenannte Hydrogen fuel cells angetrieben, sodass ein hybrider Antrieb entsteht. Im Jahr 2035 sollen die ersten Flugzeuge dieser ZeroE- Reihe ausgeliefert werden.
Der Börsenkurs von Boeing notiert zur Zeit 44 % und der von Airbus 28,5 % unter dem Vorjahresniveau, womit beide zumindest einen Blick wert sein dürften.
16.02.2021 - Felix Eisenhauer - fe@ntg24.de
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