Trotz hervorragender Zahlen muss die Deutsche Bank-Aktie Verluste hinnehmen, was vor allem auf ein Gerichtsurteil bei Streitigkeiten mit ehemaligen Postbank-Aktionären liegt
Es kommen weitere Belastungen auf die Deutsche Bank zu
Geschäftlich scheint bei der Deutschen Bank momentan alles rund zu laufen. Das Institut informierte kürzlich darüber, dass im vergangenen Quartal die Gewinne von 1,03 Milliarden Euro aus dem Vorjahr bis auf 1,46 Milliarden Euro klettern konnten. Damit wurden die Erwartungen der Analysten recht deutlich übertroffen und es war nicht die einzige angenehme Nachricht für die Anteilseigner.
Die Deutsche Bank (DE0005140008) teilte ebenfalls mit, dass die Ertragsprognose von 30 Milliarden Euro im laufenden Jahr wahrscheinlich erreicht werden könne und auch bei den Zielen für das kommende Jahr ist man laut Finanzchef James von Moltke wohl auf Kurs. Gut entwickelt hat sich vor allem das Investmentgeschäft, wo die Erträge um elf Prozent bis auf 2,5 Milliarden Euro zulegen konnte. In Sachen Privat- und Unternehmenskunden fielen die Ergebnisse allerdings eher überschaubar aus.
Unter dem Strich legte die Deutsche Bank dennoch ein sehr ansehnliches Quartal hin, was der Aktie am Mittwoch aber leider nicht weiterhalf. Jene verlor um 1,4 Prozent an Wert und landete damit im unteren Drittel des DAX. Der Kurs gab bis auf 16,08 Euro nach, obschon das Institut auch bekanntgab, Genehmigungen für weitere Aktienrückkäufe einholen zu wollen. Doch weder das noch die guten Ergebnisse konnten die Anteilseigner über andere Neuigkeiten hinwegtrösten.
Die Deutsche Bank braucht höhere Rückstellungen
Enttäuscht reagierten die Aktionäre vor allem auf ein Urteil des Oberlandesgericht Köln, welches ehemaligen Aktionären der Postbank in einem Verfahren vollumfänglich recht gab. Jene erhielten im Jahr 2010 25 Euro je Aktie von der Deutschen Bank, forderten allerdings nun rückwirkend 57.25 Euro je Anteilsschein. Argumentiert wurde unter anderem damit, dass das Geldhaus schon früher ein verbindliches Übernahmeangebot hätte abgeben müssen, genauer als sie sich 29,75 Prozent der Unternehmensanteile für 57,25 Euro je Aktie sicherte.
Damit lag man denkbar knapp unter der Schwelle von 30 Prozent, ab der ein Übernahmeangebot vorgeschrieben ist. Vor Gericht wurde sich unter anderem darüber gestritten, ob die Deutsche Bank aufgrund bestimmter Vereinbarungen mit der Post nicht schon vor 2010 Zugriff auf zusätzliche Anteile hatte. Mit dem nun gesprochenen Urteil kommen weitere Ausgleichszahlungen auf das Institut zu, und das sind nicht die einzigen Belastungen.
Die Deutsche Bank berichtete auch darüber, ihre Rückstellungen für faule Kredite auf 1,4 Milliarden Euro erhöht zu haben. Bis Jahresende könnten es wohl 1,8 Milliarden Euro und damit mehr als bisher gedacht werden. Analysten sehen darin ein Anzeichen dafür, dass die wirtschaftliche Flaute in Deutschland und Europa sich bei dem Geldhaus bemerkbar macht. Die Bullen scheinen es als ein weiteres Warnsignal zu interpretieren und so blieb der Aktie ein spontaner Höhenflug letztlich verwehrt.
Kein Grund zur Sorge?
Die jüngsten Schlagzeilen halten die Aktie der Deutschen Bank für den Moment etwas in Schach. Es ist mit Sicherheit nicht verkehrt, den Blick auch auf bestehende Risiken schweifen zu lassen. Doch solange es auf geschäftlicher Seite rund läuft und weiteres Wachstum in Aussicht gestellt wird, gibt es keinerlei Grund zur Panik. Immerhin konnte zumindest mit einigen Postbank-Aktionären schon ein außergerichtlicher Vergleich getroffen werden, was mitverantwortlich für die hübschen Gewinne im vergangenen Quartal ist.
Ein genauerer Blick auf die Ergebnisse offenbart auch, dass Rückstellungen, Ausgleichszahlungen und dergleichen das Wachstum der Deutschen Bank momentan zwar verzögern, aber nicht wirklich aufhalten können. Es sieht also danach aus, als würde der Erfolgskurs der vergangenen Jahre sich noch eine Weile fortsetzen. Sollte dies der Fall sein, wird der Aktienkurs diesem Beispiel mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit folgen. Garantieren lässt sich wie immer nichts, doch interessant bleibt die Aktie der Deutschen Bank auch nach den kleinen Abschlägen aus dem gestrigen Handel.
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24.10.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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