Kann die Thyssenkrupp noch gerettet werden?
Die Pläne für eine Rettung der Stahlsparte bei Thyssenkrupp werden deutlich teurer als gedacht
Die Rufe nach einer Rettung von thyssenkrupps Stahlsparte werden im lauter. Doch was sind die Gründe für das fulminante Scheitern Deutschlands einstigem Vorzeigekonzern?
Die Lage bei der Stahlsparte von thyssenkrupp (DE0007500001) wird immer brenzliger. In der letzten Woche haben bereits drei Vorstände inklusive Stahlvorstand Bernhard Osburg das Unternehmen verlassen und hinter den Kulissen scheint es weiter zu brodeln. Das Zerwürfnis zwischen der Stahlsparte und dem Mutterkonzern scheint so umfassend, dass auch der Aufsichtsratsvorsitzende Sigmar Gabriel und drei weitere Kollegen sich dazu entschlossen, dass Kontrollgremium zu verlassen. Gabriel war erst im Jahr 2021 in den Aufsichtsrat gekommen und sollte die Wogen zwischen Stahlsparte und Mutterkonzern glätten und den Konflikt moderieren. Wie es scheint, sah Gabriel nicht mehr die Möglichkeit diesen Konflikt lösen zu können.
Übergekocht war die Situation spätesten mit den Kommentaren von Siegried Russwurm. Dieser hat den Platz als Aufsichtsratsvorsitzenden des Gesamtkonzern inne. Ende August schrieb dieser in einem offenen Brief an die Belegschaft von thyssenkrupp, dass es dem Stahlmanagement seit Jahren nicht gelungen ist erfolgreiche Antworten auf die desolate Lage und dem externen Transformationsdruck zu finden. Seit dem Jahr 2019 hat die Stahlsparte so über 3 Milliarden Euro verbrannt und alle Sparpläne seien deutlich verfehlt worden. Intern hieß es dass Gabriel diesen verbalen Angriff auf die abgesetzte Führung der Stahlsparte und keinerlei Zeichen von Eigenverantwortung nicht mitgehen konnte und die Reißleine für sich zog.
Auch der Versuch der Verselbstständigung der Stahlsparte läuft bislang eher schleppend voran. Da die Stahlsparte nicht genügend Liquidität besitzt, um in Eigenverantwortung zu überleben ist sie auf finanzielle Zugeständnisse des Mutterkonzerns angewiesen. Über die Höhe der Unterstützung ist seit Wochen ein erbitterter Streit ausgebrochen. Ziel des Konzerns sei es einzig und allein die Stahlsparte möglichst billig loszuwerden. Osburg wollte laut seinem vorgelegten Sanierungsplan etwa 4 Milliarden Euro von dem Mutterkonzern haben, dies ist den Verantwortlichen deutlich zu viel. Doch wie ist der Konzern überhaupt in diese prekäre Lage gerutscht?
Liest man sich den Lebenslauf des neuen CEOs Miguel Lopez durch, dann sucht man vergebens nach einem wirtschaftlichen Erfolg. Vor der Ernennung zum CEO bei thyssenkrupp war Lopez CEO des Windturbinenbauers Siemens Gamesa. Diese Sparte hatte Siemens bereits 2017 aufgrund der jährlichen operativen Milliardenverluste abgestoßen. Aufgrund der Beteiligung macht diese Sparte heute vor allem Siemens Energy schwer zu schaffen. Schon bei Gamesa kam es zum Zerwürfnis mit dem Aufsichtsrat. Russwurm holte Lopez dennoch, beide kennen sich aus einer gemeinsamen Zweit bei Siemens.
Die öffentlichen Auftritte von Lopez lassen wenig Begeisterung für das Stahlgeschäft erkennen und auch in den Aufsichtsratssitzungen ist es bereits häufiger vorgekommen, dass Russwurm ihm aufgrund fehlender Kenntnisse zur Seite springen musste. Intern beschreibt man Lopez bereits als Mann mit einem unglaublichen Ego aber wenig Fachkenntnissen. Ob dies die perfekten Voraussetzungen sind, um einen Konzern aus der Krise zu holen bleibt abzuwarten.
Bringt ein Milliardär die Rettung?
Die Rettung für die Stahlsparte soll nun ein tschechischer Milliardär bringen. Dieser ist zu Beginn des Jahres mit 20 % bei der Stahlsparte eingestiegen. Daniel Kretinsky verdient sein Geld in Tschechien mit Erdgas und Braunkohle. Anders als Firmenchef Lopez ist Kretinsky nach Duisburg zur Aufsichtsratssitzung geflogen und informierte die Öffentlichkeit unlängst über sein Unmut betreffend die aktuelle Situation. Allerdings besitzt der Milliardär vertraglich so etwa wie einen goldenen Rettungsschirm. Denn Kretinyky kann jederzeit seine Beteiligung wieder abtreten und erhält in einem solchen Fall sogar sein gesamtes Geld inklusive Zinsen zurück. Zugleich hat der Milliardär aufgrund fehlender Interessenten die Beteiligung weit unter Marktwert erhalten. Lediglich 100 bis 130 Millionen Euro soll er für die 20 % Anteile an der Stahlsparte gezahlt haben.
Dennoch bleibt Kretinsky auch hinter den Kulissen zurückhaltend. Intern kritisiert man bereits seine Tatenlosigkeit, so hätte Kretinsky durchaus die Möglichkeiten gehabt den Streit zwischen Mutterkonzern und Stahlsparte aufzubrechen. Dies hat er aber nicht getan. Weiterhin hat Kretinsky bislang auch keinerlei Pläne vorgelegt, es bleibt völlig undurchsichtig welche Ziele der Milliardär mit dem Einstieg verfolgt.
Hat das Stahlgeschäft in Deutschland überhaupt Zukunft?
Zum Problem für die Stahlsparte sind die enormen Kosten in Deutschland geworden. Man braucht alleine 500 Millionen Euro um den Betrieb der Anlagen zu garantieren und alles zu warten. Zudem sind viele Anlagen über 20 Jahre alt und müssten dringend modernisiert werden, um auch effizienter zu werden.
Die Konkurrenz kommt primär aus Billiglohnländern wie Indien und China. China hat deutlich moderne Anlagen und produziert aktuell deutlich mehr als überhaupt umgeschlagen werden kann. Diese Produktion über nach Marktnachfrage führt zu weiter sinkenden Stahlpreisen bei steigenden Rohstoffpreisen und drückt zusätzlich die Marge der europäischen Konzerne. Vor allem die hohen Strompreise in Deutschland machen thyssenkrupp Steel zu schaffen.
Die Dumping-Preise auch China führen dazu, dass man trotz der schwachen Nachfrage in Europa einen Rekordwert an Stahl importiert hat. Wirtschaftsexperten fordern daher bereits eine Anpassung des Außenhandelsrechtes an die Realität.
Um in Zukunft wieder konkurrenzfähig zu sein steht die Sparte vor milliardenschweren Investitionen. Und gerade jetzt in der wirtschaftlichen Drucksituation müssen weitere Milliardeninvestitionen folgen, um den regulatorischen Klimaschutzverordnungen gerecht zu werden. Die Produktion muss zwingend in den nächsten Jahren CO2 – neutral werden.
Dies wird auch vom Bund subventioniert. Insgesamt 2 Milliarden Euro an Fördermitteln erhält die Stahlsparte für den Umbau der Hochöfen. Allerdings wird das Geld nur für den Umbau von einen der vier Hochöfen reichen. Wie man den Umbau der anderen drei stemmen will ist noch nicht bekannt und wird bei einer Abspaltung vom Mutterkonzern auch immer unwahrscheinlicher.
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26.09.2024 - Christian Teitscheid
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Buchstabi
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27.09.2024 11:23:06 Uhr
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