Die EZB lieferte, was die Erwartungen der Börse weiter erhöhte
Die EZB erfüllte die Erwartungen, lässt sich aber nicht in die Karten schauen
Die Börse beginnt Angst bei der EZB zu wittern. Offiziell gab man sich gelassen und versuchte Stärke auszustrahlen, aber der Markt ist ausgezeichnet darin, zwischen den Zeilen zu lesen. Und da steht geschrieben, dass die Notenbank sich auf eine Rezession in der Euro-Zone in 2025 vorbereitet.
Die Europäische Zentralbank lieferte, was erwartet worden war. Mehr aber auch nicht. Nach dem Reputationsschaden im Juni weigerte man sich nun, eine Prognose über mögliche weitere Zinssenkungen in der Zukunft abzugeben. Alle drei Zinssätze wurden um 25 Basispunkte reduziert, womit der Einlagensatz im Euro nun bei 3,50 % p. a. liegt. Gleichzeitig reduzierte die Notenbank zusätzlich den bisherigen Abstand zwischen dem Einlagensatz und dem Leitzins von 50 Basispunkten auf nur noch 15 Punkte. Den Abstand zwischen Leitzins bzw. dem Hauptrefinanzierungssatz und dem Spitzenrefinanzierungssatz beliess man unverändert bei 25 Basispunkten.
Die Einengung der Spreads zwischen den Zinssätzen fand auffällig wenig Aufmerksamkeit. Einige Publikationen gingen sogar so weit zu behaupten, dass die überdurchschnittliche Reduzierung des Hauptrefinanzierungssatzes und des Spitzenrefinanzierungssatzes von 4,25 % auf 3,65 % und von 4,50 % auf 3,90 % (jeweils -60 Basispunkte) gar keine Bedeutung hätte. Als Begründung wurde angeführt, dass aufgrund der Überschussliquidität im Markt eh nur der Einlagensatz für die Steuerung von Bedeutung sei. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
EZB animiert die Banken zu einer stärkeren Kreditvergabe
Richtig ist, dass die Überschussliquidität im Markt sehr hoch ist. Allerdings auch stetig seit Ende 2022 abgebaut wird. Ausgelöst durch die umfassenden Käufe der EZB und den hohen Ausleihungen an die Geschäftsbanken, insbesondere über die TLTROs (Targeted Longer-Term Refinancing Operations), erreichte die Überschussliquidität in der Euro-Zone im November 2022 ein Allzeithoch von 4,7 Billionen Euro. Zu diesem Zeitpunkt hielt die EZB in ihrer Bilanz Assets, die dem Gegenwert von 56 % der Wirtschaftsleistung der Euro-Zone entsprach. Davon ist die EZB aber inzwischen weit entfernt. Durch das laufende Quantitative Tightening und das Auslaufen der TLTROs, konnte man bisher mehr als 1,5 Billionen Euro an Überschussliquidität aus dem Markt entfernen. Und je weiter die Überschussliquidität sinkt, desto wichtiger wird wieder der Hauptrefinanzierungssatz.
Warum verändert die EZB dann den Hauptrefinanzierungssatz und Spitzenrefinanzierungssatz? Grob gesprochen parken die Banken überschüssige Liquidität über Nacht bei der EZB über den Hauptrefinanzierungssatz (3,65 % p. a.) und sie leihen sich zusätzliche Liquidität (gegen Sicherheiten) über Nacht zum Spitzenrefinanzierungssatz (3,90 % p. a.). Insbesondere die starke Absenkung des Hauptrefinanzierungssatzes führt nun dazu, dass es für die Geschäftsbanken sehr viel unattraktiver wird, Geld bei der EZB „faulenzen“ zu lassen.
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13.09.2024 - Mikey Fritz
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