Moderna stürzt in die Tiefe, BioNTech folgt auf dem Fuße, auch Novavax knickt ein, derweil feierte Daimler Trucks ein gelungenes Börsendebut
Neu ist nicht immer besser
Moderna feiert mit seinem Corona-Impfstoff noch immer große Erfolge und fährt vor allem saftige Umsätze ein. Darauf ruhen die Verantwortlichen sich allerdings nicht aus. In Zukunft soll mit mRNA noch gegen zahlreiche weitere Krankheiten geimpft werden. Jüngste Studiendaten konnten die Börsianer allerdings nicht überzeugen.
„Der Aktionär“ berichtete am Freitag von Ergebnissen aus einer Phase-1-Studie rund um einen mRNA-Grippeimpfstoff aus dem Hause Moderna (US60770K1079). Zwar fielen die Daten grundsätzlich positiv aus und versprechen einen guten Schutz vor der saisonalen Grippe. Allerdings zeichnen sich keine eklatanten Vorteile gegenüber bereits verfügbaren Präparaten ab.
Eben das scheint die Anleger zu verunsichern, die sich gestern im großen Stil von Anteilen an Moderna trennten. Trotz einer Gegenbewegung im späten Handel blieb es bei Abschlägen von satten 9,7 Prozent und die Aktie von Moderna begab sich mit 225,20 Euro ins Wochenende. Zu Wochenbeginn standen noch knapp 270 Euro auf dem Ticker.
Nichts Neues bei BioNTech
Zwar gab es bei BioNTech (US09075V1026) keine derartigen Enttäuschungen zu sehen, dennoch purzelten auch hier die Kurse fröhlich in Richtung Süden. Mit 11,1 Prozent gab die Aktie der Mainzer sogar noch stärker nach als bei der US-Konkurrenz. Die schwache Performance aus Übersee scheint überdeutlich abzufärben.
Dazu gesellten sich Gerüchte darüber, dass BioNTech-Gründer Uğur Şahin selbst noch überhaupt nicht geimpft sei. Woher genau diese Gerüchte entstammen, lässt sich nicht überprüfen. Der Chef des Impfstoffentwickler widersprach derartigen Behauptungen jedoch prompt und gab bekannt, dass er bereits drei Impfdosen erhalten habe. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Gerüchte von Impfgegnern ins Leben gerufen wurden, um weiter Stimmung gegen die Impfkampagne zu machen. Belege dazu gibt es allerdings ebenso wenige wie für die Behauptung an sich. Ob das Ganze mitverantwortlich für die sinkenden Kurse bei BioNTech ist, darf indes bezweifelt werden.
Alte Sorgen bei Novavax
Abgesehen von Valneva bewegten sich am Freitag so ziemlich alle Aktien mit hohem Tempo abwärts, die in irgendeiner Weise mit Corona-Impfstoffen im Zusammenhang stehen. Auch Novavax (US6700024010) hatte mit roten Vorzeichen zu kämpfen und musste Abschläge von 7,12 Prozent hinnehmen. Damit verpassten die Bullen zum Wochenende die 150-Euro-Linie und ließen den Kurs bis auf 147,68 Euro fallen.
Die Berichterstattung wird weiterhin von Spekulationen um eine Zulassung in Europa und anderswo sowie Produktionsprobleme im laufenden Jahr beherrscht. Neu ist all das nicht, sodass sich dadurch auch keine neuen Signale für den Kurs der Novavax-Aktie ergeben. Eben solche könnte das Papier mittlerweile aber wieder mal ganz gut vertragen. Vielleicht bewahrheiten sich Spekulationen, wonach es schon in der kommenden Woche eine Zulassungsempfehlung von Seiten der EMA geben wird. Den Anlegern ist das nur zu wünschen.
Kurzer Besuch im Dax
Abseits von der omnipräsenten Coronapandemie sorgte im gestrigen Handel vor allem Daimler Trucks (DE000DTR0CK8) für Aufsehen. Am ersten Handelstag durfte das Unternehmen dem Dax einen kurzen Besuch abstatten, welchen es bereits zum Montag wieder verlassen wird. Die große Aufmerksamkeit sorgte für einen gelungenen Einstand an den Märkten mit Zugewinnen von etwa neun Prozent.
Die meisten Beobachter bewerten den Börsengang der Daimler-Tochter positiv, da diese dadurch in Zukunft deutlich dynamischer agieren können wird. Das dürfte auch nötig sein, da der Mutterkonzern bei den Pkw einen völlig anderen Fokus verfolgt. Während die künftig vor allem auf Batterien und einen elektrischen Antrieb setzen, bleibt bei den Trucks auf absehbare Zeit die Brennstoffzelle erste Wahl.
Die Nervosität steigt
Die heftigen Reaktionen auf an und für sich positive Studiendaten bei Moderna zeigen derzeit überdeutlich, wie angespannt die Lage an den Börsen ist. Selbst der kleinste Anflug von Zweifeln sorgt dafür, dass ganze Branchen ins Wanken geraten und die Volatilität in der abgelaufenen Woche fiel erneut sehr hoch aus. Dabei befindet der Grippe-Impfstoff von Moderna sich gerade mal in Phase-1-Studien, weit entfernt von einer möglichen Zulassung.
Verantwortlich für die große Skepsis bei den Börsianern ist weiterhin die Omikron-Variante des Coronavirus, welche sich immer noch nicht genau einschätzen lässt. Dahingegen wurden Zahlungsausfälle bei Evergrande, deren bloße Möglichkeit vor Monaten noch Schockwellen durch Märkte sendete, schon fast beiläufig abgefrühstückt und auch die Rekordinflation in den USA hinterließ keinen bleibenden Eindruck an den Märkten. Die Pandemie spielt weiterhin die erste Geige, was für die wenigsten Aktien eine gute Nachricht ist.
11.12.2021 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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