
Halbleiter-Aktien unter Druck - aber bleibt das auch so?
Der Wirtschaftskrieg der Amerikaner belastet die Halbleiter-Aktien
Gibt es Parallelen zwischen der Rüstungsindustrie und der Halbleiterindustrie? Was die Welt in den vergangenen Jahren gelernt hat, ist, dass man strategisch wichtige Industrien nicht mehr an andere Länder auslagern kann, sondern im eigenen Land die Kontrolle darüber behalten muss. Das betrifft nicht nur die Grundstoffindustrie, die Strom- und Energieversorgung, die Landwirtschaft, sondern insbesondere auch die Rüstungsindustrie. Und wer in Zukunft eine junge Wirtschaft haben will, kommt auch um eine eigene Halbleiterindustrie nicht herum.
Die Transformation von der Arbeitsteilung zurück zum Generalisten hat selbstverständlich erhebliche Nachteile. Die Arbeitsteilung wurde im Kern eingeführt, um die Produktivität massiv zu steigern, was in der Folge wiederum die Kosten stark reduziert und somit einen erheblich positiven Effekt auf die Inflationsentwicklung hat. Der Nachteil der Arbeitsteilung ist, dass man das Know-how und im Zweifel auch den Zugriff auf das Know-how verliert, wenn man es ausgelagert hat und es einem dann im Streitfall verwehrt werden sollte. Das bekommen seit Jahren insbesondere die Chinesen zu spüren, die systematisch von den USA bei neuen Technologien, vor allem im Halbleitersektor, isoliert werden. Aus Sicht der Chinesen rächt sich nun, dass man in der Vergangenheit nicht genug Ressourcen in die eigene Forschung & Entwicklung investiert hat. Die daraus entstandene Abhängigkeit von den USA sorgt nun im Streitfall dafür, dass man im Vergleich zum Westen zurückfällt.
Europa hat eine vergleichbare Situation im Rüstungsbereich. Anstatt auch während des langen Friedens die Wehrhaftigkeit hochzuhalten, hat man diese Aufgabe im Wesentlichen auf die USA ausgelagert. Und das über Jahrzehnte hinweg, was bekanntlich in Kernländern wie Deutschland zu einer völligen Aushöhlung der eigenen Wehrhaftigkeit geführt hat. Das Ende dieser Arbeitsteilung wurde 2022 eingeläutet und weckte die deutsche (und europäische) Rüstungsindustrie aus ihrem Dornröschenschlaf mit den bekannten Folgen für die Bewertungen der jeweiligen Aktien. Doch endet der Trend zum Generalismus bei der Rüstungsindustrie?
Geht die Halbleiterbranche den Weg der Rüstungsindustrie?
Eine der anderen Achillesfersen Europas ist die Halbleiterindustrie. Diese ist in der Alten Welt so gut wie nicht mehr vorhanden. Man hat im Kern alle Kompetenzen nach Amerika und Südostasien abgegeben und beschränkt sich im Wesentlichen auf nur noch wenige Unternehmen, die hier entwickeln und vereinzelt auch noch produzieren. Die logische Konsequenz des Trends der vergangenen Jahre ist jedoch, dass solche strategisch wichtigen Industrien, die lange vernachlässigt wurden, eine grosse wirtschaftspolitische Gefahr darstellen. Man wird schlicht und einfach als Nation erpressbar, wenn man sich auch in Zukunft auf das Prinzip der Arbeitsteilung verlässt. Das Beispiel TSMC (US8740391003) ist hier besonders gravierend. Kein anderer Halbleiterhersteller der Welt produziert so viele High-End-Chips in Top-Qualität und zu sehr günstigen Preisen. Das weckt selbstverständlich Begehrlichkeiten. Peking sieht das unabhängige Taiwan bekanntlich als Teil Chinas an und erhebt damit implizit einen Anspruch auf das Land. Hypothetisch ergibt sich daraus ein erhebliches Risiko für alle Industrieländer, denn bei einer Annektierung bekäme Peking die Kontrolle über den Löwenanteil der globalen Produktionskapazitäten für High-End-Chips, ohne die in den Industrieländern kein Wachstum möglich ist.
Vor diesem Hintergrund muss auch die Stellung von ASML (NL0010273215) gesehen werden. Der Zulieferer für die Halbleiterindustrie und unangefochtene Weltmarktführer für Lithografiemaschinen hat eine Schlüsselposition in der globalen Halbleiterindustrie. Denn ohne die Maschinen von ASML können Auftragsfertiger wie TSMC keine High-End-Chips produzieren. Entsprechend gross ist auch regelmässig der Anteil der Aufträge und Umsätze in China. Das Land ist für ASML der zweitgrösste Absatzmarkt und machte zuletzt 27 % der Umsätze aus. Europa - und insbesondere Deutschland - braucht jedoch in Zukunft ebenfalls wieder eine bedeutende Halbleiterindustrie, wenn man sich nicht freiwillig in die Rolle des Spielballs der anderen Grossmächte begeben möchte.
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17.04.2025 - Mikey Fritz
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